„Alle an einem Tisch“

Wie schafft man es, verschiedene Interessen zu bündeln und ein gemeinsames Ziel zu verfolgen? Dieser Aufgabe hat sich der Verein Tourismus im Weinsberger Tal gestellt. Ein Gespräch mit dessen Geschäftsführer zeigt: Er ist auf einem guten Weg.

 

Herr Linnebach, am 15. Mai 2013 wurde der Verein „Tourismus im Weinsberger Tal e. V.“ ins Leben gerufen. Wieso wurde er gegründet?

Linnebach: Die umliegenden Kommunen haben erkannt, dass die Tourismusarbeit im Weinsberger Tal nur gemeinsam zum Erfolg geführt werden kann – durch die Bündelung von Budget und Arbeitskraft. Um alle Interessen unter einen Hut zu bekommen und gleichermaßen zu berücksichtigen, wurde der Verein als zentrale und vor allem neutrale Anlauf- sowie Koordinationsstelle für die gesamte Ferienlandschaft gegründet.

Wieso gibt es Ihrer Meinung nach die Notwendigkeit, einen eigenen Verein zu gründen, der den Tourismus im Weinsberger Tal fördert?

Linnebach: Mithilfe des Vereins können die verschiedenen Marketingstellen der einzelnen Kommunen gebündelt werden. Manche Gemeinden, die kleineren vor allem, haben gar keine eigene Stelle. Deshalb versucht der Verein als neutraler und professioneller Vermittler, allen Bedürfnissen gerecht zu werden, Anliegen zu hören und auch umzusetzen. In den einzelnen Kommunen steckt so viel Potenzial – das wollen wir wecken.

Warum gerade in Form eines Vereins?

Linnebach: Das erfolgreiche Gelingen der Tourismusarbeit im Weinsberger Tal hängt neben dem Einsatz der Kommunen auch von vielen weitern Akteuren, beispielsweise der touristischen Leistungsträger, ab. Das sind all diejenigen Betriebe, mit denen der Gast während seines Aufenthaltes im Weinsberger Tal in Berührung kommt, wie die heimische Gastronomie und Hotelerie. Auch sie können mithilfe des Vereins umfassend an dem gemeinschaftlichen Projekt, die touristische Infrastruktur zu verbessern, beteiligt werden.

Wo gibt es denn genau Verbesserungsbedarf?

Linnebach: Zunächst einmal gilt es, die Beschilderung der Rad- und Wanderwege zu optimieren. Langfristig wollen wir eine zentrale Touristikinformation einrichten. Wenn sich also Besucher für das Weinsberger Tal als Urlaubs- oder Ausflugsort interessieren, soll sie ihre Suche direkt zu unserem Verein führen. Wir zeigen verschiedene Möglichkeiten auf und leiten sie an die passenden Ansprechpartner weiter. In einigen Betrieben haben wir bereits Informationspunkte eingerichtet, an denen Prospektmaterialien über diverse Angebote ausliegen.

Was soll generell durch den Verein geschaffen werden?

Linnebach: In erster Linie Zusammenarbeit und Gemeinschaft. Der Verein versucht, ein Netzwerk aufzubauen, innerhalb dessen ein Zukunftsplan entwickelt werden kann, der das Weinsberger Tal nachhaltig stärkt. Natürlich wollen wir das Weinsberger Tal als Ferienlandschaft und Ausflugsziel für Touristen attraktiv machen. Wichtig ist uns aber auch, der heimischen Bevölkerung bewusst zu machen, in was für einer einzigartigen und schönen Umgebung sie leben und was diese an den verschieden Orten zu bieten hat. Ein Erlenbacher soll ja schließlich auch wissen, was in Wüstenrot so los ist.

Inwiefern grenzt sich das Weinsberger Tal als eigenständige Ferien- und Kulturlandschaft vom Heilbronner Land ab?

Linnebach: Gar nicht. Wir arbeiten Hand in Hand. Vor allem auf überregionaler und nationaler Ebene ist der Verein auf die Unterstützung des Heilbronner Land- und Stadtkreises angewiesen. Momentan sind wir zum Beispiel im Gespräch, wie das Weinsberger Tal in die Bundesgartenschau in Heilbronn 2019 eingebunden werden kann.

Wieso ist das Weinsberger Tal aus Ihrer Sicht einen Besuch wert?

Linnebach: Der Tourismus im Weinsberger Tal bietet eine Vielfalt, die sich ergänzt. Geselligkeit und Gemütlichkeit in den Besenwirtschaften oder den Weinbergen treffen auf spannende und erlebnisreiche Unternehmungen und Aktionen – von den zahlreichen Veranstaltungen ganz zu schweigen. Aber auch über die Grenzen des zentral gelegenen Weinsberger Tals hinaus gibt es eine Menge Ausflugsmöglichkeiten. Tourismus hört doch nicht an einer bestimmten Ortsgrenze auf. Wenn unsere Übernachtungsgäste auch mal einen Tag woanders hinfahren wollen – nur zu.

Was genau ist unter „Land, Kultur, Genuss“, dem Motto des Vereins, zu verstehen?

Linnebach: Land – damit ist die freie Natur des Weinsberger Tals gemeint, die durch die zahlreichen Aussichtspunkte, während dem Wandern oder Radfahren und natürlich am Breitenauer See, zu erleben ist. Kulturell können wir durch unsere Sehenswürdigkeiten, Museen und Veranstaltungen ein abwechslungsreiches Angebot bieten. Der Genuss drückt sich zum einen in den Weinen unserer engagierten Weinbaubetriebe aus. Genuss heißt für uns aber auch, sich zu erholen, beispielsweise im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.

Auf welche Erfolge kann der Verein bisher zurückblicken?

Linnebach: Durch den Verein wurde eine Institution geschaffen, die die Kommunen an einen Tisch gebracht und die touristischen Leistungsträger noch mehr eingebunden hat. Angebote wurden kanalisiert und das Weinsberger Tal überregional als attraktive Ferien- und Kulturlandschaft positioniert. Die Resonanz der Besucher aber auch der heimischen Bevölkerung ist durchweg positiv.

Was gibt es in der Zukunft noch zu tun?

Linnebach: Wir sind ganz klar noch in unserer Entwicklung. Ich sehe uns bisher als eine Art Planungsbüro. Aber wir haben eine Vision, wie wir den Tourismus im Weinsberger Tal zielführend voranbringen wollen. Dazu soll der Online-Auftritt weiter ausgebaut werden und noch mehr übergreifende Veranstaltungen wie „Wein über Berg und Tal“ stattfinden, um den Gemeinschaftsgedanken weiterhin zu stärken. Die Bundesgartenschau in Heilbronn sehen wir als eine Chance, unseren Bekanntheitsgrad noch weiter zu steigern. Da wollen wir uns von unserer Schokoladeseite zeigen.

Interview: Verena Köger