Architektur trifft Philosophie

Unternehmensarchitektur geht heutzutage Hand in Hand mit der Firmenphilosophie. Gerade bei Neubauten achten Bauherren darauf, dass sich das eine im anderen widerspiegelt. Das PROMAGAZIN hat mit zwei Bauherren darüber gesprochen.

Zur Firmenideologie und -philosophie eines Unternehmens gehört es längst, sich auch architektonisch mit dem Firmenleitbild zu befassen. Die Gebäude müssen dieses mittlerweile ebenfalls kommunizieren. Zwei Unternehmen, bei denen die neuen Standorte imposant daherkommen – und vor allem ihren Zweck erfüllen –, werden in der Folge vorgestellt. Franz&Wach aus Crailsheim, ein bundesweit tätiger Personaldienstleister, hat kürzlich seinen Spatenstich für die neue Firmenzentrale vollzogen. Das Unternehmen essendi IT, das individuelle IT-Lösungen für die Finanzwirtschaft, die Industrie und den Handel anbietet, ist da schon etwas weiter. Mitte des Jahres fiel der Startschuss für den Neubau des Bürokomplexes im Solpark in Schwäbisch Hall.

Beim Neubau von Franz&Wach sollten die Leitmotive Kommunikation und Transparenz architektonisch umgesetzt sein. Verantwortlich hierfür ist Architekt Bernd Liebel aus Aalen gewesen, der sich gegen die Konkurrenz durchgesetzt habe, wie Ralf Eisenbeiß, verantwortlich für die Unternehmenskommunikation, erläutert. Im Neubau, der in rund 18 Monaten bezugsfertig sein und etwa 45 Mitarbeitern Platz bieten soll, gibt es nur eine Etage. Damit sollen baulich etwaige Hierarchien ausgemerzt sein – jeder Mitarbeiter befindet sich auf derselben Ebene. „Wir versuchen stets, mehr Kundennähe herzustellen. Wenn der Kunde einen Mitarbeiter etwas fragt und unser Mitarbeiter diese Fragen dann erst stufenweise nach oben weiterleiten muss, wartet der Kunde Wochen auf seine Antwort. Deswegen haben wir die Entscheidungskompetenzen nach außen hin verlagert und die Mitarbeiter upgegradet“, sagt Eisenbeiß. „Dazu kommen die Marktplätze und Kommunikationsinseln, wo sich die Mitarbeiter austauschen können und sollen. Bei uns sind alle untereinander vernetzt – natürlich nicht im digitalen Sinne“, so Eisenbeiß augenzwinkernd.

Die Mitarbeiter von essendi IT, das über zwei weitere Standorte in München und Frankfurt verfügt, arbeiten bereits im Schwäbisch Haller Solpark, jedoch in zwei Gebäuden. Diese räumliche Trennung wird es mit der Fertigstellung des neuen Bürokomplexes im Sommer 2017 nicht mehr geben. 1,7 Millionen Euro lässt sich das Unternehmen diese Zusammenführung kosten. „Wir haben uns intensiv mit der Software-Architektur auseinandergesetzt und auch mit den Kollegen gesprochen, was sie für Vorstellungen haben“, erklärt Sarah Zügel, verantwortlich für Marketing und Kommunikation. Anders als bei Franz&Wach werden zahlreiche kleinere Büros entstehen. „Wir brauchen in unserer Branche schon die Möglichkeiten, in Ruhe nachzudenken, kreativ zu sein. Da verträgt ein Büro kaum mehr als drei bis vier Mitarbeiter“, gibt Zügel die Meinung des Großteils der Belegschaft wieder. Beauftragt wurde der Architekt Wolfgang Kuhn mit der Planung, der in Hall kein Unbekannter ist. „Kuhn kannten wir bereits. Es passte einfach von der Herangehensweise sowie der Grundstruktur. Er hat unsere Idee am besten umgesetzt.“

Ähnlich aber dem Personaldienstleister aus Crailsheim wird es auch bei essendi IT einen Marktplatz geben, der kommunikativen Austausch fördert – auch die klassischen Besprechungsräume wird es nach wie vor geben. Neu sind allerdings Mutter-Kind-Büros respektive Vater-Kind-Büros. „Wir wissen, wie schwierig die tägliche Unterbringung von Kindern ist und haben uns dazu entschlossen. Erfahrungen haben wir damit noch nicht gemacht“, sagt Zügel. Zudem wurde beim Bau Wert auf die Transparenz gelegt. Große Fensterfronten öffnen das Gebäude nach außen hin. Bei der Innenausstattung sei man noch in der Findungsphase, so Zügel. Aktuelle Ideen finden somit noch Platz in der Gestaltung – und werden Mitte 2017 vollends eingeflossen sein.

Timo Lämmerhirt