Die Probezeit unter der Lupe

Das Wörtchen Probezeit verbinden viele mit negativen Assoziationen. Dabei muss es sich nicht zwangsweise um etwas Schlechtes handeln. Auch für Azubis ist dies eine Zeit, in der sie sich im Betrieb orientieren können.

Dem Ende der Probezeit sehnen sich Jahr für Jahr viele Jugendliche, die eine Ausbildung begonnen haben, entgegen. Aber in der Ausbildung hat die Probezeit eine besondere Stellung. Ein Ausbildungsvertrag ohne vereinbarte Probezeit wäre sogar ungültig. Besonders wichtig ist, dass das Ausbildungsverhältnis während der Probezeit von beiden Seiten ohne Begründung, jederzeit und fristlos in schriftlicher Form gekündigt werden kann. Doch warum ist das so? Für die meisten Jugendlichen markiert eine Ausbildung den Übergang von der Schule in das Berufsleben. Die Entscheidung für einen Beruf sollte zwar zunächst gut überlegt sein, notfalls aber auch verändert werden können. Das Berufsbildungsgesetz sieht aus diesen Gründen eine Probezeit vor. Denn ob ein Beruf wirklich der Richtige ist, können Auszubildende nur im Arbeitsalltag feststellen. Auch die Frage, ob man gut in das bestehende Team passt, kann erst im Verlauf der Probezeit beantwortet werden.

Die Dauer der Probezeit ist im Berufsbildungsgesetz (BBiG) geregelt. Sie darf mindestens einen bis höchstens vier Monate betragen. Die Dauer kann vom Ausbildungsbetrieb frei bestimmt werden, muss aber im Ausbildungsvertrag schriftlich festgehalten sein. Nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel wenn der Azubi längere Zeit krank ist, kann die Probezeit um die Krankheitsdauer verlängert werden.

Als Nachwuchsmitarbeiter sollte man die Probezeit nutzen, um herauszufinden, ob man den richtigen Beruf gewählt hat. Dafür sollten Auszubildende im Betrieb schon möglichst viele unterschiedliche Aufgaben bekommen. Wer immer nur Hilfsarbeiten machen und zuschauen darf, kann nicht beurteilen, ob die Arbeit ihm liegt. Dabei sind auch regelmäßige Gespräche mit dem Ausbilder oder Chef wichtig.

Probleme ansprechen

Besonders, wer unsicher ist, ob er die Arbeit richtig macht, etwas nicht versteht oder Probleme mit den Kollegen hat, sollte das frühzeitig ansprechen. Nur so können mögliche Konflikte gelöst werden. Schließlich erleben neue Azubis in den ersten Wochen und Monaten viele Veränderungen. Lange Arbeitstage, neue Tätigkeiten oder mehr Eigenverantwortung können einem da schnell mal über den Kopf wachsen. Nur wenn man mit dem Vorgesetzten darüber spricht, können Lösungen gefunden werden. Wenn das nicht klappt, kann man sich natürlich auch an die Ausbildungsberater wenden – diesen findet man bei der Industrie- und Handelskammer. Auch der Ausbildungsbetrieb testet einen auf fachliche und soziale Eignung. Hierbei handelt es sich nicht um eine Prüfung oder Klausur, wie die Azubis sie von der Schule her noch kennen. Vielmehr wird beobachtet, wie sich der Auszubildende in bestimmten Alltagssituationen verhält. Aus diesem Grund sollte man folgende Tipps stets beachten: den Vorgesetzten, die Kollegen wie auch die Kunden sollte man stets höflich ansprechen. Eigeninitiative darf nie fehlen: Die Frage nach neuen Aufgaben, wenn man die Arbeit erledigt hat, schadet nie. Pünktlich zu Terminen und morgens zu Arbeitsbeginn zu erscheinen, ist das A und O. Das spricht für Zuverlässigkeit. Einen guten Eindruck erweckt man auch, wenn man sich immer Notizen macht, damit man bei Unterweisungen einzelne Arbeitsschritte merken kann. So zeigt man auch gleichzeitig fachliches Interesse.

Wenn all dies berücksichtigt wird und man sich auch immer wieder selbst die Frage stellt, ob der Beruf zu einem passt, steht einem erfolgreichen Ausbildungsstart nichts mehr im Weg. Übrigens: Wer schon vor der Ausbildung ein Praktikum im Wunschberuf macht, hat in der Probezeit weniger Stress. Denn wenn alles passt, bietet der Praktikumsbetrieb vielleicht direkt eine Lehrstelle an. Und den Betrieb, Kollegen und einige Aufgaben sowie Abläufe hat man dann ja bereits kennengelernt.

Sandra Maier

Zur Person

Sandra Maier ist Ausbildungsberaterin bei der Handwerkskammer Heilbronn-Franken.