Ein Entschluss für die Familie

Wo fühlen wir uns am wohlsten? In einem großen Konzern? In einem Zweimannbetrieb? Oder bei einem familiengeführten Mittelständler? Diese Frage muss jeder ganz individuell beantworten. Wir haben bei Lars Lederer, Leiter Business Unit Automotive der Wirthwein AG, nachgefragt. Bei ihm ist es das Familienunternehmen. Und das hat nicht nur einen Grund.

Es war eine bewusste Entscheidung: für eine Veränderung, für einen Wechsel, für ein Familienunternehmen. Dreieinhalb Jahre liegt diese Entscheidung inzwischen zurück. Doch bereut hat Lars Lederer es nie, seine weitere berufliche Karriere bei der Firma Wirthwein zu gestalten. Hier geht es familiär zu, hier kennt und schätzt man sich. Ein typisches Familienunternehmen eben. Dieses vertraute Umfeld hatte Lederer nicht immer. Denn vor seinem Wechsel zum Creglinger Unternehmen war er vor allem in börsennotierten Konzernen aktiv, zuletzt in einer Firma mit weltweit rund 50 000 Mitarbeitern. Ein großer Unterschied – wie Lederer heute rückblickend feststellt.

Bezug haben

„Zur Zeit der Bewerbung hat einfach alles gepasst – und das tut es auch heute noch“, schildert der 47-Jährige, der seit über 20 Jahren im Bereich Automotive arbeitet und auch bei Wirthwein hierfür verantwortlich zeichnet. Das Aufgabenprofil der Stelle habe ihn gereizt. „Außerdem war mir wichtig, die Familie nicht zu entwurzeln. Es wäre außer Frage gestanden, wegzuziehen“, sagt der Rothenburger Familienvater. „Es ist schon etwas anderes, wenn man weiß, für wen man arbeitet. Wenn der Chef nicht nur ein Name im Impressum ist, sondern wenn man wirklich noch ein Gesicht vor Augen hat“, sagt der 47-Jährige lachend.

Was nach einem Witz klingen mag, ist in vielen Konzernen dieser Welt bittere Realität. Unternehmensstruktur und -größe bringen es mit sich. Der Big Boss – von vielen Mitarbeitern oft noch nie gesehen. In Familienunternehmen läuft der Hase meist anders: Der Inhaber ist häufig vor Ort und kennt seine Mitarbeiter. Die Firmenphilosophie ist werteorientiert. Das Unternehmen sozial engagiert. Was zählt, ist der respektvolle Umgang miteinander, intern wie extern. Es geht darum, füreinander einzustehen. Es geht um Traditionen und Sicherheit – für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Es wird viel Wert auf guten Zusammenhalt gelegt. Man ist menschenbezogener.

Im Konzern dagegen ist der Einzelne eher Aufgaben- oder Funktionsträger. Überspitzt formuliert: Die Kasse muss klingeln. Natürlich ist es auch im Familienbetrieb wichtig, Geld zu verdienen und wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Gewinne zu erzielen, ist jedoch nicht die einzige Motivation des Inhabers. So sei es auch bei Wirthwein. „Das ist ein deutlicher Unterschied zu früher“, weiß Lederer. „In einem familiengeführten Unternehmen muss natürlich auch das Ergebnis stimmen, aber es geht eben nicht nur darum, das nächste Quartalsergebnis zu optimieren. Die Gesamtperformance muss passen. Es geht um Langfristig- und Beständigkeit.“

Das sind einige der Werte, die Lederer heute mehr denn je zu schätzen weiß. „In den Konzernen hatte ich fast jährlich einen neuen Chef. Die Kontinuität hat gefehlt“, erinnert sich der Vater zweier Kinder kopfschüttelnd. Das habe sich auch inhaltlich bemerkbar gemacht. „Oft hat der Chef nicht gewusst, worum es eigentlich geht. Das ist mir hier bisher noch nicht passiert.“

Seine heutigen Vorgesetzten wissen wirklich, wovon sie sprechen, sagt Lederer. „Sie kennen die Branche und die Kunden. Kennen die Ziele und Partner. Das macht auch mir das Leben und das Arbeiten einfacher.“

Es ist diese ganz eigene Unternehmensmentalität, die Lederer zu schätzen gelernt hat. „Es muss natürlich auch zwischenmenschlich passen, nicht nur von der Aufgabe her“, betont er. Bei Wirthwein stelle er die – für die Region Heilbronn-Franken so typische – Schaffermentalität und Bodenständigkeit fest. Damit kann er sich identifizieren. Und nicht zuletzt deshalb fühlt er sich bei seinem jetzigen Arbeitgeber pudelwohl – und wird das auch in Zukunft tun. Davon ist er überzeugt.

Lydia-Kathrin Hilpert

Zur Person

Lars Lederer (47) arbeitet seit rund dreieinhalb Jahren bei der Wirthwein AG in Creglingen. Dort ist er für den Bereich Automotive verantwortlich. Zuvor war der studierte Diplom-Betriebswirt (FH) in verschiedenen Konzernen der Automobilbranche tätig. Der gebürtige Marbacher lebt heute mit seiner Familie in Rothenburg ob der Tauber. Lederer ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.