Es weht ein anderer Wind

Am 20. Januar wurde der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Das PROMAGAZIN hat nachgefragt: Welche Veränderungen bringt der neue US-Präsident Trump für die Region Heilbronn-Franken?

Peter Fenkl, Vorstandsvorsitzender der Ziehl-Abegg SE:
„Ich sehe die Äußerungen von Herrn Trump mit großer Sorge. Erst kündigte er Strafzölle für China an, dann für Mexiko – da wird es vermutlich nur eine Frage der Zeit sein, bis Strafzölle für die EU ebenfalls in die Diskussion kommen. Ziehl-Abegg bedient als Elektromotoren- und Ventilatorenhersteller den kompletten nordamerikanischen Markt von der Tochtergesellschaft Ziehl-Abegg Inc in Greensboro, North Carolina, aus. Allerdings werden dort Komponenten montiert und verarbeitet, die zuvor in deutschen Produktionswerken hergestellt worden sind. Würde diese traditionell gewachsene Zulieferung mit Strafzöllen belegt, würde unsere Wettbewerbsfähigkeit in den USA direkt darunter leiden.“

Markus Vodosek, Professor für Strategisches Management und Führung an der German Graduate School of Management and Law (GGS):
„Die neue US-Regierung wird versuchen, das produzierende Gewerbe in den USA zu fördern. Das könnte Nachteile wie höhere Importzölle für unser verarbeitendes Gewerbe haben. Die Bundesregierung wird aber nicht tatenlos zusehen, immerhin importiert Deutschland Waren im Wert von 60 Milliarden Euro aus den USA. Wenn Trump wie angekündigt in die Infrastruktur investiert, werden Unternehmen, die Produkte für den Hoch- und Tiefbau herstellen, profitieren. Auch Unternehmen, die hochdifferenzierte Produkte und Dienstleistungen in die USA exportieren, werden sich keine Sorgen machen müssen.“

Hans-Jürgen Deglow, stellvertretender Chefredakteur und Ressortleiter Politik/Wirtschaft im Medienunternehmen Heilbronner Stimme:
„Donald Trump ist nun Präsident – oder besser First Manager. Doch was Dealen für great America genau bedeutet, das muss sich noch herausstellen. Glaubt man trumpschen Tweets, wird belohnt, wer Jobs in den USA schafft. Alleine aus dem Bereich der IHK Heilbronn-Franken haben 80 Firmen Niederlassungen dort, zwölf sind sogar mit eigenen Produktionsstätten in den Staaten vertreten. Die großen Fragen für die rund 290 weiteren Unternehmen, die aus unserer Region in die Staaten exportieren, lauten: Wie stellt sich Trump zum Freihandel? Müssen deutsche Produzenten, etwa Autobauer, mit Restriktionen wie Strafzöllen rechnen? Die angekündigten Infrastrukturprogramme, Deregulierungen und Steuersenkungen könnten Investitionen beflügeln. Ein schärferer Protektionismus, ein stärkerer Dollar und höhere Zinsen könnten das Investitionsklima in den USA jedoch belasten. Die Player in Heilbronn-Franken können zuversichtlich beobachten: In keiner anderen Region Deutschlands gibt es so viele Weltmarktführer. Hervorragende Waren und außergewöhnliche Dienstleistungen werden auch woanders gefragt sein.“

Nina Warken, CDU, Mitglied des Deutschen Bundestages:
„Für die zahlreichen Unternehmen unserer Region, von denen viele in ihren Branchen Weltmarktführer sind, bilden die USA einen wichtigen Handelspartner. Doch man könnte meinen, der aktuelle US-Präsident würde am liebsten alles in amerikanischer Eigenproduktion herstellen. Entsprechende Sorgen der Firmen sind da verständlich. Allerdings sind die USA fest in die Weltwirtschaft integriert – und profitieren davon. Daher sollten wir zunächst abwarten, was Trump wirklich will und davon durchsetzen kann.“

Andreas Schumm, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken GmbH:
„Für die exportorientierte Wirtschaft in der Region Heilbronn-Franken sind gute transnationale Handelsbeziehungen sehr wichtig. Darüber hinaus gilt grundsätzlich, dass weg vom Freihandel und hin zur Abschottung der gesamten Weltwirtschaft schadet. Deshalb gilt es, aufmerksam zu verfolgen, wie von der Wahlkampfrhetorik in tatsächliches Handeln umgeschaltet wird, um dann entsprechend reagieren zu können.“

Josip Juratovic, SPD, Mitglied des Deutschen Bundestages:
„Der neue US-Präsident Trump versteht nicht viel von konventioneller Politik und wird aus den USA ein betriebswirtschaftliches Unternehmen machen. Darauf werden sich die europäische und deutsche Politik und Wirtschaft einstellen müssen. Für die Unternehmen in der Region Heilbronn-Franken als Weltmarktführer im Maschinen- und Werkzeugbau wird der Zugang zum amerikanischen Markt künftig erschwert. Sie werden im globalen Bereich stärker in den Wettbewerb treten müssen – mit den USA als Konkurrenten.“

Interview: Annika Wieland