Gehen oder bleiben?

Wie gelingt es als Arbeitnehmer, im Beruf erfolgreich zu sein? Und wie schafft man es als Unternehmen, dass sich seine Mitarbeiter wirklich wohl fühlen?

Jeder dritte Erwerbstätige in Deutschland ist zumindest latent auf Jobsuche und könnte sich noch in diesem Jahr einen beruflichen Wechsel vorstellen. Das zumindest ist das Ergebnis einer forsa-Umfrage. Unter Arbeitnehmern bis zu einem Alter von 49 Jahren liegt die Wechselbereitschaft im Beruf mit 40 Prozent sogar noch ein bisschen höher. Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsleben bringt immer mehr Menschen zum Handeln. Ratgeber und Bücher zu Jobwechsel und einem kreativen Berufsleben haben ebenso Konjunktur wie Visionen vom Auswandern und der Wunsch, einmal „etwas ganz anderes“ zu machen. Doch wie gelingt es einem Unternehmen, seine Mitarbeiter zu wirklich zufriedenen Mitarbeitern zu machen? Alles eine Frage der Bezahlung? Nicht ganz. Es gibt vier goldene Merkmale für glückliche – und damit letztlich auch produktivere und wertvollere – Mitarbeiter.

Erstens: der Mitarbeiter als Projektarbeiter. Unternehmen, die ihre Mitarbeiter nicht auf ihrer angestammten Position alt werden lassen, funktionieren besser. Stillstand im Job führt häufig zu Burnout oder Boreout – die Mitarbeiter fühlen sich unterfordert und kündigen unausgesprochen. Die US-Wirtschaft kostet stagnierende und gelang weilte Mitarbeiter 350 Milliarden US-Dollar jährlich – mit diesem Betrag ließe sich ein ganz neues Gesundheitssystem auf bauen. Nach einer Studie von CareerBliss („50 Happiest Companies“) ist Burnout eindeutig keine Folge von 14-Stunden-Tagen, sondern von fehlender Weiterentwicklung der Qualifikation und der Arbeitsplatzqualität.

Zweitens: der Mitarbeiter als Sinn-Arbeiter. Mitarbeitern, denen das Gefühl vermittelt wird, eine sinnvolle Tätigkeit auszuüben und einen konstruktiven Beitrag zum Fortkommen des Unternehmens zu leisten, sind ungleich produktiver als diejenigen, die ihre Aufgaben lediglich abarbeiten.

Drittens: echte Wertschätzung statt Schulterklopfen. In der Studie von CareerBliss wird auch der Beweis geführt, dass Mitarbeiter dann deutlich zufriedener sind, wenn ihr Tun und ihre Entwicklung regelmäßig gewertschätzt werden. Das heißt nicht, dass Sie Ihrem Mitarbeiter regelmäßig auf die Schultern klopfen sollten. Wichtiger ist es, dem Mitarbeiter Entwicklungsperspektiven im Unternehmen aufzuzeigen und das Vorankommen zu fördern.

Viertens: Wellbeing in den Vordergrund stellen. Zufriedene Mitarbeiter in einem integren Unternehmen kurbeln dann die Wertschöpfung besonders an, wenn der Mitarbeiter erkennt, dass er zuallererst als vieldimensionale Persönlichkeit mit Wünschen und Befürchtungen wahrgenommen wird und erst an zweiter Stelle als Arbeitskraft. Anders gesagt: Wer das Wellbeing (gute Kantine, kostenlose Getränkestation, Obstkorb für Mitarbeiter) am Arbeitsplatz steigert, legt gleichzeitig die Grundlage für eine bessere Wertschöpfungsperspektive.

Fest steht: Unternehmen, denen es gelingt, die persönliche Herausforderung für ihre Arbeitnehmer in den Vordergrund zu stellen, werden langfristig erfolgreicher sein. Wer im Beruf die Chance bekommt, sich ständig neu zu erfinden, auf Sicht voranzukommen, Anerkennung und Stimulation zu erfahren, sieht seltener einen triftigen Anlass darin, seinen Job zu wechseln als andere. Stolz ist man nicht auf das „Abarbeiten“ bestimmter Aufgaben oder das „Durchhalten“ am Arbeitsplatz, sondern auf das Maß der eigenen Kreativität, die man in Projekten oder Produkten realisieren kann, auf gemeinsame Erfolge und das Vertrauen, das einem der Chef und die Kollegen entgegenbringen. Dann spielt auch das Gehalt eine eher untergeordnete Rolle.

Daniela Hülsebusch