Hohenlohe im Ohr

Annâweech kennt in Hohenlohe vermutlich jeder. Die Mundartband unterhält seit vielen Jahren mit ihren originellen Liedern die Menschen in der Region. Doch wer steckt eigentlich hinter der Gruppe? Wir haben nachgefragt.

„Wenn’s noune g’säh’n hasch – nôô werds awwêr Zeit, â Landschaft wie g’môôlt – un’ reecht herzhafte Leit.“ Es liest sich schwer, aber es hört sich klangvoll an, wenn die Hohenloher Mundartgruppe Annâweech über ihre Heimat singt. Sie rät jedem, der sie noch nicht gesehen hat, die malerische Kulisse und die beherzten Leute aus Hohenlohe einmal kennenzulernen. Aber wer steckt hinter der Band und was singen sie genau?

Annâweech: Das sind Frank Winkler, Peter Botsch, Volker Gässler, Harry Weber und Rolf Schneider. Vier der heutigen fünf Mitglieder spielten bereits zuvor in einer Band. Diese stand 1995 aber vor der Auflösung. Außerdem hatte der Bassist die Gruppe verlassen. Trotz der Situation fassten sich die Musiker ein Herz und entschieden: „Mir machâ annâweech weider.“ Die neue Band mit dem Namen Annâwech – hohenlohisch für trotzdem – war geboren. Was folgte, sind bis heute rund 150 Lieder, mehrere CDs und sogar ein Musical über die Hohenloher Lebensart.

Der Erfolg werde für die Band jedoch nicht an Zahlen oder einer Sache gemessen, erzählt Bandleader Frank Winkler – genannt Molle: „Unser größter Erfolg ist die Bekanntheit und die Beliebtheit in der Breite.“ Man sehe sich als Bindeglied zwischen der Musik und den Zuhörern. Das mache und bringe Spaß, beschreibt er. Die Musiker suchen die Nähe zum Publikum. Vor und nach dem Konzert sind sie immer bei den Leuten, das kommt gut an.

Mit ihrer Musik und den Texten will die fünfköpfige Gruppe ihren Hörern die hohenlohische Mentalität vermitteln. Sie möchten ihnen etwas geben, womit sie sich identifizieren können. Die Lieder sollen aber auch ein wenig zum Nachdenken anregen. „Die Themen zu den Texten springen einen an“, ist Winkler überzeugt, der neben Peter Botsch die Texte für die Band schreibt. Die Inhalte kämen aus persönlich erlebten Geschichten oder Redewendungen, um welche das Musikstück dann geformt wird. So geht es im Lied „Ouhengerlesdôôch“ um den Samstag, in dem „ganz“ Hohenlohe mit dem Anhänger unterwegs ist und etwas „schafft“. Bei der Redewendung „Viel Feind, viel Ehr“ brachte Molle den Landmaschinenhersteller Fendt ins Spiel und machte daraus das Lied „Viel Fendt – viel Ehr“.

Dass die Gruppe ausschließlich in Dialekt singt und sich so zur Region bekennt, war schon bei der Gründung klar: „Das ist unsere Muttersprache, so können wir uns am besten ausdrücken“, meint der Forchtenberger. Hohenlohisch besteht aus vier bis fünf Hauptströmungen. Annâweech verwendet hauptsächlich den Kochertäler Dialekt, aber auch Ausdrücke aus anderen Ecken der Region, „wenn es passt“.

Seit 22 Jahren gibt es die Hohenloher Band, von der alle Mitglieder nach wie vor einem Beruf nachgehen und Familie haben. Natürlich sei das immer zeitlich ein Spagat, aber „man gibt nicht nur, man bekommt auch viel zurück“, erklärt der Textschreiber der Gruppe. Den Umgang der Musiker miteinander vergleicht Winkler mit dem eines alten Ehepaars: Man gehe eine gemeinsame Richtung und verfolge dasselbe Ziel, auch wenn es einmal unterschiedliche Ansichten gibt. „Schließlich sind wir alle Freunde und das seit nahezu 40 Jahren“, erzählt er mit einem Lächeln im Gesicht. Seine Freude an der Band ist ihm deutlich anzusehen. Ist ein Ende in Sicht? „Nein! Wir machen das so lange wie möglich, quasi open end“, sagt der hauptberufliche Gastwirt.

Der nächste Höhepunkt für die „Lausbuben“, wie Winkler sich und seine Bandkollegen nennt, ist der „Hohenloher Mundartgipfel“ am 12. Juli auf der Ruine in Forchtenberg. Dort werden sechs Mundartgruppen aus Hohenlohe gemeinsam spielen, auch eine CD zu dem großen Ereignis wird es geben. „Wir sind stolz darauf, die verschiedenen Gruppen mit ihren Dialekten unter einen Hut zu bekommen“, schildert der Sänger. Das vermittle die Gedanken und das Lebensgefühl für die Region.

Alexander Liedtke