Man kennt sich in- und auswendig

Geschäft und Privates soll man ja eigentlich strikt voneinander trennen. Was aber, wenn man mit Geschwistern, Eltern oder Kindern zusammenarbeitet? Familienunternehmen haben da ihre ganz eigene Dynamik und jede Familie geht damit anders um, wie Familie Fischer von Tripsdrill und Familie Hagen vom gleichnamigen Kaffeehaus verraten.

Ganz abschalten kann man nie“, seufzt Helmut Fischer. „Selbst wenn wir versuchen, nicht übers Geschäft zu reden, macht es sicher jemand anderes“, stellt der 62-Jährige fest. Er ist einer der Geschäftsführer des Erlebnisparks Tripsdrill. Insgesamt sieben Fischers arbeiten im Betrieb, jeder hat seinen eigenen Bereich. Während es für die drei Brüder Helmut, Roland und Dieter, der Ende 2013 die Leitung von Wildpark und Übernachtungsgeschäft an seinen Sohn Andreas übergeben hat, noch selbstverständlich war, den von ihrem Vater aufgebauten Betrieb zu übernehmen und in seinem Sinne weiterzuführen, hätte die nächste Generation auch etwas anderes machen können. Aber: „Wenn man was Derartiges in der Familie hat, lässt man das doch nicht links liegen, das hat doch Seltenheitswert“, findet Benjamin Fischer (31).

Drei Brüder auf einem Haufen – das kann doch eigentlich nicht immer nur friedvoll sein. „Also an eine Schlägerei kann ich mich nicht erinnern“, meint Helmut Fischer lachend. „Es sei denn, es waren Leute von außerhalb“, ergänzt Bruder Roland augenzwinkernd. Man sei immer viel zu abgelenkt gewesen für echten Streit.

Andreas hat lange mit seinem Vater zusammengearbeitet und auch jetzt schaut der noch hin und wieder vorbei und gibt Tipps. „Aber man versucht, das aus dem Privatleben rauszuhalten“, meint der 37-jährige Sohn. Die Zusammenarbeit im Familienbund habe ihre Vorteile, findet auch Benjamin Fischer. „Es gibt viel schnellere Entscheidungswege, da gehe ich nur mal kurz zu Vater oder Onkel und damit hat sich das.“ Außerdem kenne man die Stärken und Schwächen des anderen noch besser. Und so wie jetzt – vier Fischers an einem Tisch während der Arbeit –, das passiere sowieso eher selten, viel zu groß ist das Gelände. Deswegen trifft man sich auch immer noch gerne privat.

Seit 2012 sind die Hagens zu viert im Heilbronner Industriegebiet. Da wären Seniorchef Hanspeter Hagen, der so langsam, aber sicher sein Geschäftsführerdasein an Tochter Antonia Hagen-Kettemann übergibt, Mutter und Prokuristin Sibylle Mösse-Hagen und Sohn Maximilian Hagen. „Wir beide ticken einfach gleich“, erzählt Mösse-Hagen lachend. Mit ihrer Tochter teilt sich die 62-Jährige sogar ein Büro und trotzdem bekommen sie nicht genug voneinander. Gemeinsames Essen, Golfen, Urlaub, all das gehört dazu.

Streitkultur

Als Sibylle und Hanspeter heiraten, steigt auch die gelernte Journalistin bei Hagen Kaffee ein, ganz pragmatisch, weil sich Familie und Beruf so besser vereinbaren lassen. „Man nimmt selbstverständlich das Unternehmen immer mit nach Hause.“ Im Hause Hagen gibt es eine sehr lebendige Streitkultur, auch jetzt, wo vier Meinungen vorgetragen werden. „Aber das wurde immer ausdiskutiert, eine gemeinsame Entscheidung getroffen und dann war es auch erledigt.“ Firma und Politik – darum ging es immer zuhause, kann auch Tochter Antonia Hagen-Kettemann bestätigen. Kontrovers, aber letztlich immer konstruktiv.

Und so funktioniert auch die Zusammenarbeit: Veränderungen, die Antonia einbringt, werden gemeinsam getragen. Sibylle Mösse-Hagen ist sehr froh darüber, dass beide Kinder in das Familienunternehmen eingestiegen sind. „Wir haben keine Sekunde über eine andere Möglichkeit nachgedacht, sondern alles, wenn auch unauffällig, dafür getan, dass es so gekommen ist.“Stefanie Pfäffle

Stefanie Pfäffle

Info

Auf einem 77 Hektar großen Gelände liegt Tripsdrill – Deutschlands erster Erlebnispark. Im Jahr 1929 schlägt seine Geburtsstunde mit dem Bau der Altweibermühle. Die dritte Generation der Familie Fischer übernimmt 1996 die Geschäftsführung. Der Erlebnispark verfügt heute über mehr als 100 Attraktionen.

Die Willy Hagen GmbH – besser bekannt als Kaffeehaus Hagen – in Heilbronn wird 1934 gegründet. Im Jahr 1989 übernimmt Hanspeter Hagen die Geschäftsführung. Seitdem ist das Café ein Unternehmen, das von der Familie geprägt ist. Die Produktpalette umfasst über 60 Einzelsorten und Kaffeemischungen.