Netzwerken ist wichtig

Simon Heinle (27) ist Schauspieler bei Theater und Film. Berufliche Sorgen hat er nicht, er ist gut vernetzt in der „Schauspielfamilie“. Netz und doppelter Boden sind für ihn Familie und Freunde.

 Es war Georg Kistner, Dramaturg der Schwäbisch Haller Freilichtspiele, der ihn im Schultheater gesehen hat. Er wurde auf den jungen Simon Heinle aufmerksam und als dieser mit der Schule fertig war, sagte er: „Ich habe ein Vorsprechen für dich organisiert.“ Ohne je den dringenden Wunsch gehabt zu haben, Schauspieler zu werden, ging er hin. Wenig später bewarb er sich bei einer der 16 staatlichen, deutschsprachigen Schauspielschulen, der Bayrischen Theaterakademie August Everding in München.

„Eine staatliche Schauspielschule hat 400 bis 800 Bewerber, acht bis neun werden genommen“, sagt er. Jährlich verlassen also rund 1440 frisch gebackene Schauspieler die Akademie. „Da ist die Konkurrenz natürlich groß“, so Heinle. Damit man eine Chance hat, müsse man während des Studiums bereits Kontakte knüpfen und sich kleine Engagements suchen. Er stand während des Studiums in München am Residenztheater, am Theater am Gärtnerplatz, am Akademie- und am Metropoltheater sowie beim Freilichttheater Schwäbisch Hall auf der Bühne.

Es ist jetzt ein Jahr her, dass er die Schauspielschule verließ und bisher kann er sich nicht über mangelnde Engagements beklagen. Und für die Zukunft ist er bereits bis nächsten Sommer verplant. Aktuell steht er in Hall mit „Den Räubern“ auf der großen Treppe. Für den gebürtigen Gaildorfer ist der Aufenthalt in Hohenlohe wie ein Heimaturlaub.

Vor ein paar Tagen wurde er angerufen für einen viertägigen Filmdreh, der schon am übernächsten Tag beginnen sollte. Manchmal überschneiden sich die Termine, dann muss man entscheiden, was einem wichtiger ist: „In unserem Beruf muss man Pokern.“

Vor allem müsse man gut sein im Netzwerken. „Du musst in die Familie reinkommen“, beschreibt er es. „Und wenn du drin bist, ist es gut. Die Familie ist treu. Dann ruft dich immer wieder jemand an und bietet dir eine Rolle an.“ Das klappt nicht immer bei jedem. Manche seiner Kollegen arbeiten nebenbei als Kellner und zirka 60 Prozent der Schauspielabsolventen von Staatsschulen würden nach ein paar Jahren den Beruf aufgeben. Natürlich müsse man mit einer generellen Unsicherheit leben können, „es braucht schon ein Gottvertrauen.“

Heinle möchte gerne einmal eine Familie gründen. Angst, dass ihm sein Beruf es da schwer machen könnte, hat er nicht. Er hat das notwendige Vertrauen, auch in seine Familie, seine Eltern und seine sechs Geschwister, die immer für ihn da ist.

Seine Eltern waren übrigens zu Anfang gar nicht so angetan. Der oft gesagte Satz: „Mach doch erst einmal eine Ausbildung“, war auch von ihnen zu hören. Die Gagen, die Simon Heinle bekommt, handelt er selber aus. Am Anfang sei man unsicher und verlangt weniger. Aber dann wisse man um seinen Preis und kann den auch verlangen. „Wenn man den nicht bekommt, hat man nicht gut gehandelt“, sagt er.

Sonja Alexa Schmitz