„Weniger ist mehr“

Irina Ludwig (25) hat ihre Bachelorthesis im Unternehmen ebm-papst verfasst und ist nun für das Employer Branding und die Personalbetreuung im Haus verantwortlich.

Frau Ludwig, liest oder hört man etwas zum Thema Vorstellungsgespräch, fällt immer auch der Begriff Soft Skills. Was genau ist eigentlich darunter zu verstehen?

Ludwig: Unter Soft Skills versteht man die weichen Faktoren – die Persönlichkeit eines Bewerbers, etwa Teamfähigkeit, Flexibilität oder Belastbarkeit. Diese lassen sich, im Gegensatz zu den Hard Skills, die die berufstypischen Qualifikationen beschreiben, schwieriger messen.

Was sind die häufigsten Fragen, die Personaler im Vorstellungsgespräch zum Thema Soft Skills stellen?

Ludwig: Im Vorstellungsgespräch werden Soft Skills, die für die jeweilige Stelle Voraussetzung sind, besprochen. Entweder hat der Bewerber bereits einige Punkte in seinem Anschreiben angegeben und kann diese im Gespräch mit Beispielen erläutern. Andernfalls können Fragen gestellt werden wie: „Welche Soft Skills sind in Ihren Augen für die Stelle unverzichtbar?“ und „Inwiefern besitzen Sie diese Fähigkeiten?“

Wie können sich Bewerber vorbereiten?

Ludwig: Der Bewerber sollte sich vor dem Vorstellungsgespräch bewusst sein, über welche Soft Skills er verfügt. Freunde und Kollegen können dabei helfen. Reist er oft, ist er gerne beruflich unterwegs beziehungsweise ist er unter Umständen auch bereit, seinen Wohnsitz zu verändern? Dann machen ihn die Soft Skills Flexibilität und Mobilität aus.

Welche Soft Skills sind – unabhängig von der Branche – unverzichtbar fürs Berufsleben?

Ludwig: Dies kommt in erster Linie auf die Stelle an. Generell sind aber Einsatzbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und Kommunikations- beziehungsweise Teamfähigkeit unverzichtbar. Berufseinsteiger fangen meist bei null an. Deshalb ist es für sie umso wichtiger, neben den Qualifikationen aus Ausbildung oder Studium Neues lernen zu wollen und verantwortungsvoll im Team zu arbeiten.

Kann man Soft Skills trainieren? Wenn ja, wie geht das?

Ludwig: Soft Skills basieren häufig auf Erfahrungen. So lehren Sportvereine schon in jungen Jahren, Teamgeist und Motivation für die Mannschaft zu entwickeln. Diese Fähigkeiten kann man in einem Vorstellungsgespräch positiv für sich nutzen. Man sollte darauf achten, nur die für die Stelle notwendigen Soft Skills in der Bewerbung aufzuführen. Viele Bewerber neigen dazu, zu viel aufzulisten, das für die zu besetzende Stelle gar nicht relevant ist oder im schlechtesten Falle nicht belegt werden kann. Deshalb gilt hier: Weniger ist mehr. Die weichen Faktoren lassen sich auch antrainieren – durch Austesten in alltäglichen Situationen. Das bloße Wissen darüber reicht oftmals nicht aus. Auch hier hilft der Freundes- und Kollegenkreis mit Feedback.

Interview: Olga Lechmann