Deutschlandweit immer weniger Azubis

Lust auf eine duale Ausbildung? Berufe, die mit dem digitalen Wandel zu tun haben, verzeichnen steigende Beliebtheit. Foto: Adobe Stock / Robert Kneschke

Am häufigsten werden derzeit Verträge für Kaufleute und Kraftfahrzeugmechatroniker abgeschlossen. Doch die digitalen Berufe holen auf.

Laut Statistischem Bundesamt bewegt sich die Zahl neuer Ausbildungsplätze auf historisch niedrigem Niveau. Zum Stichtag 31. Dezember wurden im Jahr 2021 deutschlandweit 466.200 neue Ausbildungsverträge in der dualen Berufsausbildung abgeschlossen.

Das sind zwar 0,6 Prozent mehr Ausbildungsverträge als 2020, aber neun Prozent weniger als vor der Corona-Pandemie, wie das Amt in einer Presseinformation mitteilt. 2019 wurden noch 500.000 Neuverträge verzeichnet. Der Trend zu langfristig sinkenden Auszubildenden-Zahlen setzt sich somit fort. Seit 2011, als sich 1.460.700 Personen in der dualen Berufsausbildung befanden, reduzierte sich die Zahl der Azubis bis Ende 2021 deutschlandweit um 14 Prozent auf 1.255.400 Personen.

Und in diesem Jahr? Hierzu liefert die Bundesagentur für Arbeit erste Informationen. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen übersteigt weiterhin sehr deutlich die Bewerbermeldungen. Demnach stehen im aktuellen Berichtsmonat August 2022 exakt 407.640 gemeldete Bewerber 525.560 Berufsausbildungsstellen gegenüber. Dass auch in diesem Jahr eine relevante Zahl der Stellen unbesetzt bleibt, versteht sich von selbst. Allerdings dürften sich die Anzahl an unbesetzten Stellen nach August noch reduzieren, da Bewerber und Betriebe über die Sommermonate noch Entscheidungen getroffen haben.

Erst mal studieren

In den vergangenen beiden Jahren hat die Corona-Pandemie eine große Rolle beim Rückgang an Ausbildungsstellen und Ausbildungswilligen gespielt. Laut Bundesagentur für Arbeit hätten viele junge Menschen ihre Ausbildung lieber verschoben und stattdessen weiterhin die Schule besucht, ein Studium aufgenommen oder gejobbt. Langfristig fallen strukturelle Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, etwa in der Automobil- und Zulieferindustrie, ins Gewicht sowie der demografische Wandel. Wie sich zudem weitere weltpolitische Entwicklungen auswirken, bleibt abzuwarten.

Und welche Berufe sind am beliebtesten? Nach Angaben des Statistischen Bundesamts waren 2021 die meisten Neuabschlüsse im Beruf Kaufmann/-frau im Einzelhandel zu verzeichnen (24.300), gefolgt von den Kaufleuten für Büromanagement (22.900), Verkäuferinnen und Verkäufern (20.100), Kraftfahrzeugmechatronikern (19.900) und Medizinischen Fachangestellten (17.400). Ein Fünftel aller Neuverträge entfiel auf diese fünf Ausbildungen.

Im neuen Beruf der Pflegefachfrau beziehungsweise des Pflegefachmanns (siehe auch Seite 38), der in obiger Statistik nicht enthalten ist, haben 2021 rund 56.300 Personen eine Ausbildung begonnen, rund fünf Prozent mehr als 2020.

Bewegung gibt es auch in Berufen, die direkt oder indirekt mit dem digitalen Wandel zu tun haben. 2021 wurden 15.800 Neuverträge im Beruf Fachinformatiker abgeschlossen (plus fünf Prozent zum Vorjahr). 1900 Personen begannen eine Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau im E-Commerce (plus 26 Prozent) und 10.300 eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik (plus elf Prozent) –beide Berufe sind im Online-Handel stark gefragt.

Die meisten Stellenmeldungen gab es laut Bundesagentur für Arbeit von Oktober 2021 bis August 2022 indes in einer anderen Branche: In den Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe, bei denen die Rückgänge aufgrund der Pandemiemaßnahmen am größten ausgefallen waren, werden die meisten Auszubildenden gesucht.

red.