Müllvermeidung und Mülltrennung sind in der Region ein großes Thema. Erster Ansprechpartner dabei ist die Abfallwirtschaft. Wir haben mit Anja Kohr von der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis gesprochen, wie eine umweltgerechte Entsorgung funktioniert.
Müllvermeidung ist für Privatpersonen und Unternehmen erstrebenswert. Wie können Abfälle reduziert werden?
Anja Kohr: Generell kann jeder und jede Einzelne dazu beitragen, Müll zu vermeiden, indem man beispielsweise mit Bedacht einkauft und zu Produkten greift, die nicht kleinteilig verpackt sind, die in nachhaltiger Verpackung angeboten werden oder auch direkt in selbst mitgebrachte Gefäße gefüllt werden können. Selbstverständlich lässt sich Verpackungsmüll nicht immer vermeiden. Strenge Anforderungen an Hygiene beispielsweise machen Verpackungen unumgänglich. Das gilt auch für den gewerblichen Bereich, in dem Waren und Güter häufig transportiert und dafür sicher verpackt werden müssen. Dennoch gibt es gute Ansätze, wie Müll vermieden werden kann. Beispielsweise, indem man Verpackungsmaterial mehrfach nutzt oder auf nachhaltige Verpackungen anstelle von Folien und Kunststoff umsteigt.
Welche Projekte gibt es im Hohenlohekreis, die bei der Müllvermeidung helfen?
Kohr: Müllvermeidung beginnt häufig schon beim Einkaufen: Obst und Gemüse müssen nicht in Plastik verpackt sein – oft gibt es lose Ware, die mit unseren „Hohenloher Obst- und Gemüsesäckchen“ ganz ohne Verpackungsmüll gekauft werden kann. Das Gleiche gilt für Essen zum Mitnehmen. Statt in Einwegverpackung bietet das Mehrwegsystem „Hohenlohe to go“ die umweltfreundliche Alternative: Die Behältnisse können gegen ein Pfand von 5 Euro (für Kaffeebecher: 2,50 Euro) geliehen und in den teilnehmenden Unternehmen jederzeit wieder abgegeben oder gegen ein frisches Behältnis mit neuem Inhalt getauscht werden. Gerade in Zeiten von Energieknappheit ist unser Projekt „Jeder Tropfen zählt“ eine tolle Möglichkeit, Abfall zu vermeiden und gleichzeitig wertvolle Rohstoffe wiederzuverwenden. Aktuell laufen hierzu Pilotprojekte in Öhringen und Dörzbach und der Kreistag hat diese Woche grünes Licht für die Einführung einer kreisweiten Sammlung von Altspeiseöl und -fett in privaten Haushalten gegeben. Das Prinzip ist schnell erklärt: Bürgerinnen und Bürger sammeln in einer luftdicht verschließbaren Sammelflasche übrig gebliebene Bratfette sowie Ölreste aus Konserven. Volle Sammelflaschen können rund um die Uhr an zentral gelegenen Sammelautomaten abgegeben werden und man erhält im Austausch eine saubere, leere Flasche für die weitere Sammlung zurück. Aus dem abgegebenen Altfett und Speiseöl wird synthetischer Bio-Kraftstoff hergestellt.
Nicht immer kann Müll vermieden werden. Daher ist das Thema Recycling ebenfalls relevant: Was raten Sie, wenn es um die Mülltrennung geht?
Kohr: Um Wertstoffe wiederverwenden zu können, ist es besonders wichtig, sie korrekt zu trennen und dem Recycling-Kreislauf zur Verfügung zu stellen. Landen beispielsweise kleine Elektrogeräte im Restmüll statt auf dem Recyclinghof, gehen wertvolle Rohstoffe verloren. Denn der Inhalt der Restmülltonne wird verbrannt, während korrekt abgegebene Elektrogeräte bei unseren Partnern, den Entsorgungsfachbetrieben der WfbM und der Arbeitsinitiative Hohenlohe (AIH), umwelt- und fachgerecht zerlegt und wo möglich der Wiederverwertung zugeführt werden.
Was kann im Bereich Recycling noch verbessert werden?
Kohr: Das Recycling von Kunststoffen ist nach wie vor ein großes Thema. Jedes Stück Plastik, das wiederverwertet wird, entlastet unsere Umwelt. Dabei gibt es sowohl bei der korrekten Trennung durch die Nutzer als auch der Wiederverwertung großes Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist.
Was hat sich in den vergangenen zehn Jahren im Bereich Mülltrennung und -vermeidung getan?
Kohr: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Restmüllmenge im Hohenlohekreis durch immer besser funktionierende Mülltrennung deutlich reduziert. Dafür sind wir selbstverständlich auf die Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger angewiesen, deren Bewusstsein für Müllvermeidung deutlich zu spüren ist. Die getrennte Erfassung von Bioabfall beispielsweise sorgt dafür, dass dieser zur Energiegewinnung genutzt oder kompostiert werden kann, anstatt im Restmüll zu landen. Insgesamt reduzierte sich die Menge an erfassten Hausmüll im Hohenlohekreis in den vergangenen zehn Jahren von 23.326 Tonnen (2011) um die Hälfte auf 11.891 Tonnen (2021).
Welche Ziele haben Sie im Bereich Abfallwirtschaft in den kommenden Jahren gesetzt?
Kohr: Unsere Ziele haben mehrere Perspektiven: Als Abfallwirtschaft liegt unser Fokus auf den Bürgerinnen und Bürger des Hohenlohekreises. Ihnen einen umfassenden Service zu bieten und eine Entsorgung ihrer Abfälle zu ermöglichen, die so komfortabel wie möglich ist, und das bei annehmbaren Gebühren, ist ein wichtiges Ziel. Gleichzeitig steigen von außen die Anforderungen an uns: Eine umweltgerechte Entsorgung der Abfälle muss auch in Zukunft immer gewährleistet sein. Das betrifft beispielsweise unsere Grüngut- und Reisigplätze, die derzeit der Reihe nach umgebaut und damit an die bestehenden umweltrechtlichen Anforderungen angepasst werden.
Interview: Teresa Zwirner
Zur Person:
Anja Kohr ist als Bereichsleiterin bei der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis für Kommunikation und Zentralaufgaben zuständig.