Neue Maßstäbe setzen

Das Carmen-Würth-Forum nimmt immer weiter Gestalt an. Wir haben einen exklusiven Blick hinter die Kulissen geworfen und eines herausgefunden: Das Kultur- und Kongresszentrum wird Hohenlohe bereichern und zwar mächtig.

Wenn Reinhold Würth etwas macht, macht er keine halben Sachen. Das zeigt sich beim aktuellen Bauprojekt, das in Hohenlohe entsteht: dem Carmen-Würth-Forum. Wer zuletzt auf der B19 zwischen Künzelsau und Schwäbisch Hall unterwegs war, konnte förmlich zusehen, wie das Gebäude in die Höhe gewachsen ist. Von außen scheint das Kultur- und Kongresszentrum, das Reinhold Würth seiner Frau Carmen zum 80. Geburtstag widmet, weitgehend fertig zu sein: Die letzten Betonplatten werden verlegt, der Boden wird gewalzt, um Vorkehrungen für die Installation des Schotterrasens vorzunehmen, auf dem die Open-Air-Veranstaltungen stattfinden sollen. Straßen und Fußwege sind schon vorhanden, ebenso die dazugehörige Beleuchtung. Hier wurde – wie beim Gebäude selbst – auf Details geachtet. Die Farbgebung ist reduziert, um ein möglichst harmonisches Bild zu schaffen: Hellgraue Wege sind für Fußgänger angelegt, dunkelgraue für Fahrzeuge. Damit fügt sich das Areal nicht nur hervorragend in die Hohenloher Umgebung ein, es spiegelt auch den zeitlosen Charakter, der das Gebäude ausmachen soll, wider. Unterstrichen werden soll dieser von 15 Skulpturen, die im Außenbereich installiert werden. Im Inneren sieht es kurz vor Ostern noch nach Baustelle aus. Vollgepackte Paletten stehen herum. Es wird geschweißt. Es wird gehämmert. Männer arbeiten eifrig. Wände werden mit Holz verkleidet. Es riecht nach Staub.

Dass hier bereits in wenigen Wochen hochkarätige Musiker auftreten und Konzerte stattfinden sollen, ist in diesem Moment schwer vorstellbar. Doch die Planer sind zuversichtlich. „Wir sind gut in der Zeit“, sagt Andrea Knollmann, Direktorin des Carmen-Würth-Forums. Und Paul Krämer, der die Gesamtprojektsteuerung innehat, ergänzt: „Der Bau bereitet mir keine schlaflosen Nächte – im Gegenteil, ich kann gut schlafen.“ Was trotz des typischen Baustellenchaos deutlich wird, ist, dass hier etwas Einmaliges in Hohenlohe entsteht. Das Carmen-Würth-Forum setzt neue Maßstäbe.

Dies zeigt sich nicht allein an der Dimension – der Komplex umfasst eine Gesamtfläche von rund 11 000 Quadratmetern und kostet 58,5 Millionen Euro –, sondern auch an der Idee, die dahintersteckt. Das Forum soll ein Ort der Begegnung werden. Ein Ort des Austauschs. Ein Ort des Miteinanders. Kultur soll dabei traditionell eine große Rolle spielen. Entsprechend sind auch die Räume konzipiert. Das Gebäude ist offen gestaltet. Bodentiefe Fenster sorgen für das richtige Licht. Vom Foyer aus gelangt man in die beiden – wohl wichtigsten – Räumlichkeiten: in die Veranstaltungshalle – auch Großer Saal genannt – und in den Kammerkonzertsaal, der den Namen Reinhold-Würth-Saal tragen wird.

„Der Große Saal ist für eine multifunktionale Nutzung ausgelegt“, schildert Krämer. Die Bühne könne flexibel platziert werden – eine ausgefeilte Technik in Boden und Decke macht dies möglich. Sie regelt die Akustik so, dass Klänge überall im Saal ankommen, unabhängig davon, wo man sitzt. Der Saal ist hell und reduziert, wirkt fast schon steril, ist aber dennoch einladend. Ein Innenraumfachwerk aus Stahl grenzt die Decke ab – ein echter Blickfang.

Ein anderes Bild offenbart sich im Kammerkonzertsaal, der 6,8 Meter in die Tiefe ragt und komplett unter der Erde liegt. Tageslicht sucht man vergebens. Dennoch bietet der Raum ein besonderes Ambiente – dafür sorgt das ausgesuchte Holz, das den Raum verkleidet: französische Walnuss an den Wänden, dunkle Räuchereiche am Boden. Der Raum vermittelt etwas Heimeliges. „Alles ist für Musik ausgelegt“, beschreibt Krämer die Architektur. Bei der Beplankung habe man darauf geachtet, dass jedes Brett im perfekten Winkel angebracht wird – an der Decke und an den Wänden. „Damit kommen Musiker komplett ohne Technik aus. Der Klang kommt aber überall gleichmäßig an – jeder Besucher kommt in denselben Genuss.“ Es ist eben, wie es ist bei Würth: Ganz oder gar nicht. In diesem Fall ein klares Ganz.

Lydia-Kathrin Hilpert