Keine Frage des Alters

Ein Bürgermeister hat vielfältige Aufgaben. Er ist Vorsitzender im Gemeinderat und zugleich Leiter der Verwaltung, er vertritt die Stadt und kümmert sich um die Belange seiner Bürger. Ein Amt mit viel Verantwortung, das nur mit viel Lebenserfahrung gemeistert werden kann. Nicht ganz – Michael Foss beweist das Gegenteil.

Jung, dynamisch, voller Elan und Tatendrang – mit diesen Attributen lässt sich die Art, wie Michael Foss auf andere Menschen wirkt, beschreiben. Und das ist gut so. Denn diese Eigenschaften können in dem Beruf, den der Künzelsauer ausübt, nicht schaden. Foss ist Bürgermeister in Forchtenberg – am 13. März gewählt, am 22. April ins Amt eingesetzt und seit 1. Mai im Chefsessel der Stadt. Mit seinen 26 Jahren ist er der derzeit jüngste Bürgermeister im gesamten Hohenlohekreis. Doch sein Alter war bei der Bürgermeisterwahl kein Problem, im Gegenteil. Foss konnte die Menschen in Forchtenberg mit seinem jugendlichen Charme und seinem fachlichen Know-how von sich überzeugen: Bei der Wahl erhielt er 76,4 Prozent der Stimmen. Ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann und auf das der junge Mann zu Recht stolz ist. „Ich war überglücklich und absolut überwältigt“, sagt Foss rückblickend über diesen Erfolg und noch immer ist ihm die Freude darüber anzumerken.

Dass Michael Foss einmal für das Amt eines Bürgermeisters kandidieren würde, stand schon länger für ihn fest. „Die Idee ist bereits im Studium gereift. Bei meinen Ausbildungsstationen in der Region konnte ich Einblicke in die Bürgermeister-Arbeit gewinnen. Und die fand ich total spannend.“ Foss hat Public Management an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl studiert, seine Ausbildungsstationen waren die Stadtverwaltungen Künzelsau und Öhringen sowie die Gemeindeverwaltung Obersulm. Seit März 2014 war er als Kämmerer in Waldenburg und innerdienstlicher Stellvertreter des Bürgermeisters tätig. Erfahrung bringt das neue Stadtoberhaupt also mit. „Dass die fachliche Qualifikation stimmt, war vielen Menschen hier wichtig. Das habe ich im Wahlkampf immer wieder gehört.“

Der Topf und sein Deckel

Doch warum gerade Forchtenberg? Wie passen Foss und die 5000-Einwohner-Stadt zusammen? „Ich hatte Forchtenberg zunächst gar nicht auf dem Schirm. Aber mir war klar, dass ich irgendwann Bürgermeister im Hohenlohekreis werden will“, sagt der heimatverbundene Mann. Als Alt-Bürgermeister Uwe Gysin im Herbst vergangenen Jahres überraschend bekannt gegeben hat, frühzeitig aufzuhören, hat sich Foss mehr und mehr mit dem Thema beschäftigt. Im Dezember stand der Entschluss fest, kandidieren zu wollen. Kurz darauf hat er offiziell seine Bewerbung eingereicht. „Forchtenberg ist eine unglaublich tolle Stadt“, schwärmt der frisch gewählte Schultheiß. Er erzählt von den historischen Persönlichkeiten, die die Stadt hervorgebracht hat, lobt das aktive Vereinsleben und berichtet, wie schön das Naherholungsgebiet „Tiroler Seen“ ist. „Außerdem stimmt die Größe der Stadt. Man kennt sich noch. Das ist mir wichtig. Ich möchte mit den Forchtenbergern im stetigen Austausch stehen.“ Wichtig ist ihm auch, dass Forchtenberg eine lebens- und liebenswerte Kommune bleibt. „Wir müssen zeigen, dass es sich hier gut arbeiten und wohnen lässt. Dass auch im Alter das Angebot stimmt, dass junge Familien nicht zu kurz kommen.“ Für Foss lautet das Zauberwort „Identität stiften“ – bei Kindern, Jugendlichen und Senioren. „Wenn man sich hier wohl fühlt und das Gefühl hat, auf nichts verzichten zu müssen, kann man die Leute auch hier halten“, glaubt er. Dass Foss den Aufgaben des Amtes gerecht werden wird, davon ist er überzeugt. „Ich bin mir sicher, dass ich neben der Fachkompetenz auch die sozialen Kompetenzen mitbringe, die für einen Bürgermeister wichtig sind“, sagt er. Denn: Es ist eine Frage der Empathie, die Menschen einer Stadt zu vertreten, nicht des Alters.

Lydia-Kathrin Hilpert