Eigene Energieerzeugung lohnt sich

Seit 2023 besteht für Unternehmen bei Neubauten eine Solaranlagenpflicht. Foto: Adobe Stock/Joaquin Corbalan

Erneuerbare Energien schaffen ein nachhaltiges System – auch was Wirtschaftlichkeit angeht. Im Interview erklärt Torsten Höck, Geschäftsführer des Verbands für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg, wie Unternehmen aus eigener Energieerzeugung ihren Nutzen ziehen. 

Mit Blick auf die Energiewende müssen Unternehmen Geschäftsmodelle in der Energie- und Wasserversorgung anpassen. Gilt das auch für Ihre Branche?

Torsten Höck: Die Geschäftsmodelle der Energie- und Wasserversorger bleiben weitgehend gleich, denn das wichtigste Anliegen ist die zuverlässige Lieferung von Strom, Wärme und Wasser. Der Fokus auf Klimaneutralität führt aber zu neuen Akzenten in den Geschäftsmodellen. Insbesondere die Bereitstellung von klimaneutralem Strom und klimaneutraler Wärme wird zunehmend zu einem zentraleren Bestandteil in unserer Branche.

Welche Auswirkungen hat die Energiewende auf den Strompreis für Unternehmen in Baden-Württemberg?

Höck: Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass der Umstieg auf erneuerbare Energien nichts kostet. Die Netze müssen ausgebaut und EE-Anlagen errichtet werden. Zusätzlich muss die Versorgungssicherheit zu jeder Zeit gewährleistet werden. Wir sind aber überzeugt, wenn uns der Umstieg auf erneuerbare Energien gelingt und die Investitionen gestemmt werden, haben wir die Chance, ein nachhaltiges System zu schaffen – sowohl was das Klima als auch die Wirtschaftlichkeit angeht.

Wie können Unternehmen darauf reagieren?

Höck: Erst einmal bietet die Energiewende Möglichkeiten für Unternehmen, weil die Investitionen steigen und mit Innovationen verbunden sind. Für Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind – wie beispielsweise Komponenten-Hersteller – eröffnet dies große Chancen. Aber natürlich werden auch die internen Prozesse im Unternehmen und der eigene Energiebedarf stärker in den Fokus gerückt. Auch das Thema Eigenerzeugung sollten Unternehmen angehen.

Welche Möglichkeiten haben Betriebe, eine eigene Energieversorgung zu integrieren?

Höck: Grundsätzlich besteht für Unternehmen ja bereits eine Photovoltaik-Pflicht bei Neubauten. Mit der fortschreitenden Energiewende ergeben sich aber weitere Möglichkeiten, selbst Strom oder Wärme zu erzeugen. Angesichts des aktuellen Preisniveaus rechnet sich dies auch ohne Förderung sehr schnell. Ich denke da an das Förderprogramm für Photovoltaik-Anlagen als Parkplatzüberdachung, welches eine große Nachfrage hatte. Es gibt auch eine Vielzahl von Programmen, die neue Anwendungen und Innovationen fördern.

Können Sie hier ein Beispiel nennen?

Höck: Ich denke da beispielsweise an das Förderprogramm für PV-Anlagen als Parkplatzüberdachung, welches eine große Nachfrage hatte. Es gibt aber immer wieder neue Programme, die deutlich machen, wohin die Entwicklung geht. Es lohnt sich auf jeden Fall, diese im Blick zu behalten.

Die Region Heilbronn-Franken gehört zu den wirtschaftsstärksten in Deutschland. Müssen Unternehmen Engpässe bei der Stromversorgung befürchten?

Höck: Derzeit ist nichts in dieser Hinsicht zu befürchten. Die Stabilität und Sicherheit der Energieversorgung ist aus Sicht der Branche das höchste Gut und in Baden-Württemberg auch sehr gut gewährleistet. Um diese hohe Versorgungssicherheit auch in Zukunft zu gewährleisten, müssen Investitionen getätigt werden und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Hierzu bedarf es auch einer Regulierungspraxis, die entsprechende Investitionsanreize setzt.

Wie können sich Unternehmen vorbereiten, um im kommenden Winter gut aufgestellt zu sein?

Höck: Wir sind zwar gut durch den vorigen Winter gekommen. Das heißt aber nicht, dass wir auch sorgenfrei durch die nächste kalte Jahreszeit kommen. Energie sparen ist also weiterhin ein wichtiges Gebot. Wenn die Nachfrage weiterhin gesenkt werden kann, erhöht dies die Versorgungssicherheit und senkt gleichzeitig den Preisdruck. Wir sollten dieses Frühjahr und den Sommer nutzen, um uns noch besser vorzubereiten bzw. die kurzfristigen Maßnahmen zu vertiefen.

Das bedeutet?

Höck: Jetzt, wo wir ein bisschen mehr Klarheit über die zukünftige Entwicklung haben, ist es sinnvoll, die unternehmenseigene Energieeffizienz noch einmal anzuschauen und noch einmal zu investieren. Das führt zu einem geringeren Energieverbrauch und zahlt gleichzeitig auf die Zielsetzung des Landes ein, dass Baden-Württemberg bis 2040 klimaneutral wird.

Wie können sich Unternehmen auf Entwicklungen im Zusammenhang mit der Energiewende ein­stellen?

Höck: Der Bedarf an Flexibilität wird insbesondere beim Strom zunehmen. Wenn Firmen ihre Nachfrage verschieben können, bieten sich Chancen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Steuerungstechnik, was für Unternehmen eine Chance sein kann.

Interview: Teresa Zwirner

Zur Person

Torsten Höck ist Geschäftsführer des Verbandes für Energie- und Wasserwirtschaft in Baden-Württemberg e.V. (VfEW) und vertritt in dieser Position die Belange der Energiebranche gegenüber Landespolitik und Öffentlichkeit.