Achtung, fettig!

Wenn es um Öl geht, denkt nicht jeder von uns an Genuss. Im Gegenteil. Oft werden Öle stiefmütterlich behandelt. Man braucht sie eben – beim Anbraten eines Schnitzels, beim Marinieren eines Steaks, beim Verfeinern von Salaten. Dabei können die fettigen Tropfen eine echte Bereicherung in der Küche sein.

Wohl kaum einer weiß das besser als Franz Schmidberger aus Niederstetten-Adolzhausen. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt der 57-Jährige einen Schaf- und Ziegenhof im beschaulichen Örtchen. 200 Mutterschafe, 250 Lämmer und zehn Ziegen hegt und pflegt das Ehepaar. Seit 20 Jahren haben sich der Landwirt und seine Frau Sonja noch einer anderen Leidenschaft verschrieben: der Herstellung von Ölen.

„Wir sind strenggenommen ein Produkt des Strukturwandels“, sagt Franz Schmidberger und lacht herzlich. Dass es mit der Haltung der Schafe und Ziegen so gekommen ist, sei reiner Zufall gewesen. „In unserer Umgebung gibt es eine Vielzahl an Steillagen. In der Vergangenheit wollte das keiner bewirtschaften, also haben das unsere Schafe übernommen“, erinnert er sich. Zu Beginn hatten Schmidbergers eine überschaubare Anzahl Tiere. Nach und nach seien es jedoch immer mehr und immer größere Flächen geworden, die Zahl der Schafe sei entsprechend mitgewachsen.

Was aber hat die Haltung von Schafen und Ziegen mit der Herstellung von Ölen zu tun? „Der Presskuchen von Sonnenblumen und Raps, der beim Ölpressen entsteht, ist ein ganz hervorragendes Futter für die Tiere“, erklärt der Landwirt. Da Schafe und Ziegen Wiederkäuer sind und der Proteingehalt der Pflanzen sehr hoch ist, seien sie zur Fütterung optimal geeignet.

Also habe man Öl gepresst, um die „Pflanzenreste“ später den Tieren zu geben. Der Fokus lag zunächst vor allem auf Sonnenblumen-, später auf Rapsöl. „Als wir die Presse schließlich hatten, habe ich mich gefragt, was man noch machen könnte. So bin ich auf Traubenkernöl gekommen“, berichtet der sympathische Mann. Gesagt, getan: Vor rund 15 Jahren wurde dieses Öl in die Produktpalette aufgenommen. Wie beim Sonnenblumen- und Rapsöl legt Schmidberger auch beim Traubenkernöl sehr viel Wert auf bestes Rohmaterial.

Aufwendige Arbeit

„Nur die Kerne vom Schwarzriesling werden bei uns zu Öl verarbeitet.“ Diese bezieht Schmidberger von der Weingärtner Markelsheim eG, gerade einmal zwölf Kilometer vom Schaf- und Ziegenhof entfernt. Die einzelnen Schritte, bis aus den Kernen Öl gewonnen werden kann, sind aufwendig. Zunächst muss der Trester gesiebt und getrocknet werden. Die Arbeit muss schnell gehen, andernfalls beginnt der Traubentreber zu faulen.

Gerade einmal rund vier Prozent sind dabei die Ausbeute. „Aus 100 Kilogramm gewinnen wir zirka vier Liter Öl.“ Doch dieses hat es in sich. Das Öl ist klar, duftet fruchtig und ist in seinem Geschmack dezent, nicht zu aufdringlich – kurzum: ein wahrer Öl-Genuss.

Lydia-Kathrin Hilpert