Der Breitbandausbau im Main-Tauber-Kreis schreitet weiter voran: Bis Ende 2018 soll das gesamte Kreisgebiet erschlossen werden. Dann sollen 97,5 Prozent der Haushalte an das Breitbandnetz angeschlossen sein. Eine Übersicht.
Schnelles Internet gehört heute zu unserem Leben dazu. Sei es bei der Arbeit oder im Privatleben. Der Breitbandausbau ist daher auch eines der wichtigsten Zukunftsthemen im Main-Tauber-Kreis. Deshalb hat der Kreistag am 26. Oktober 2016 beschlossen, die Voraussetzungen für eine zukunftsorientierte digitale Medienwelt voranzubringen. Der symbolische Spatenstich für das größte Infrastrukturprojekt des Kreises fand am 20. April 2017 in der Kreisstadt Tauberbischofsheim statt. Rund 18 Millionen Euro werden in einem beispielhaften Gemeinschaftsprojekt von Bund, Land, Landkreis und Kommunen investiert. Bis zum Ende des laufenden Jahres werden im Main-Tauber-Kreis rund 97,5 Prozent aller Städte und Gemeinden an das Breitbandnetz angeschlossen sein. Insgesamt bekommen bis dahin rund 47 190 Haushalte, Schulen und Betriebe in 18 Städten und Gemeinden schnelles Internet.
Jochen Müssig, zuständiger Wirtschaftsdezernent im Landratsamt des Main-Tauber-Kreises, ist sehr zufrieden über diese hohe Quote und auch über die Tatsache, das sogenannte Wirtschaftlichkeitslückenmodell für den Landkreis gewählt zu haben. Dieses gewährleistet, dass auch in den Dörfern und an den kleineren Siedlungsplätzen Breitband ankommen wird. Das bedeutet, dass die Telekom für ihren Ausbau dort einen Zuschuss erhält, wo er nicht wirtschaftlich möglich wäre. Im Fördergebiet werden so mehr als 99 Prozent aller Haushalte mit Breitband versorgt. Es habe sich gezeigt, dass diese Variante sowohl für den Kreis selbst als auch für seine Kommunen finanzierbar ist. „Es ist toll, dass wir bis Ende 2018 beinahe 100 Prozent Breitbandversorgung haben werden, wenn man bedenkt, dass wir bis 2016 in manchen Gebieten überhaupt keine hatten. Wir ermöglichen damit auch den Dorfbewohnern, künftig über das Internet die Welt ins Haus zu holen.“
Wichtiges Projekt für den Landkreis
Diese Infrastruktur ist für den Dezernenten ein ganz entscheidender Beitrag, die jungen Menschen und die Unternehmen im ländlichen Raum zu halten und ein absolutes Gegenargument zur demografischen Entwicklung. Müssig sieht auch darin einen positiven Aspekt, dass die Städte und Gemeinden jetzt schon parallel planen, auf das Ende 2018 geschaffene Netz mit weiteren Glasfaseranschlüssen aufzusatteln. Überhaupt sei das Projekt in einem vorbildlichen Einklang von Städten, Gemeinden und Landkreis auf den Weg gebracht worden.
Das im Jahr 2016 durch den Kreistag beschlossene Prozedere, das Breitband im Rahmen des Wirtschaftlichkeitslückenmodells auszubauen, bewährt sich jetzt. Bereits in vier der insgesamt neun Ausbaugebiete wird durch die Telekom die notwendige Infrastruktur verlegt und werden Multifunktionsgehäuse aufgebaut. Schon Ende des Jahres 2017 konnten in den ersten Ausbaugebieten die höheren Bandbreiten genutzt werden. „Der Breitbandausbau ist eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte für unseren Landstrich“, erklärte Landrat Reinhard Frank schon bei Baubeginn.
Neben dem geförderten Ausbau treibt die Deutsche Telekom den Ausbau der Breitbandinfrastruktur in den größeren Städten und Zentren innerhalb des Main-Tauber-Kreises auf eigene Rechnung voran. Nimmt man das geförderte Ausbaugebiet und die eigenwirtschaftlichen Aktivitäten der Telekom zusammen, so ergibt sich flächendeckend eine Breitbandversorgung von rund 97,5 Prozent aller Haushalte. Ein stolzer Wert, denn der Main-Tauber-Kreis ist ein ländlich strukturiertes Gebiet. Hier müssen auch lange Strecken mit wenigen Abnehmern erschlossen werden. „Der Landkreis ist deshalb dankbar, dass der Bund und das Land Baden-Württemberg erhebliche finanzielle Kostenanteile übernommen haben“, fasst Wirtschaftsdezernent Müssig zusammen. Das Ziel, den Main-Tauber-Kreis bis Ende 2018 flächendeckend mit Breitband zu versorgen, sei realistisch. Damit dies gelingt, hat die Telekom in Abstimmung mit dem Landkreis neun Ausbaugebiete festgelegt. Nach dem Ausbau besteht weiterhin ein offener Zugang zum Netz. Die Nutzer müssen nicht ihren Kommunikationsanbieter wechseln.
Hohe Geschwindigkeit im Datenverkehr
Dieser offene Zugang war auch immer eine Forderung der Kreisräte und ist eine Voraussetzung, um überhaupt das Erschließungsvorhaben im Einklang mit dem EU-Recht fördern zu können. Den Nutzern werden nach Abschluss der Ausbauarbeiten mindestens 50 Megabit (MBit) pro Sekunde im Download zur Verfügung stehen. Dieser Wert wird sich in Kürze erhöhen, denn die Europäische Union hat dem sogenannten VULA-Produkt (Virtual Unbundled Local Access) zugestimmt. Dessen Genehmigung ist Grundvoraussetzung für die Einschaltung der Vectoring-Technik in geförderten Breitbandausbaugebieten und garantiert den offenen Zugang für alle Telekommunikationsanbieter. Bis Ende 2018 stehen, da Vectoring I und Vectoring II aufgeschaltet werden, im Download bis zu 250 und im Upload rund 50 MBit pro Sekunde zur Verfügung. Alle Gewerbegebiete im Förderbereich werden mit Glasfaser direkt angefahren. Unternehmen können dann bis zu einem Gigabit buchen (1000 MBit pro Sekunde) – im Down- und Upload.
Im Sommer 2017 hat sich der Main-Tauber-Kreis ergänzend um eine Förderung „Sonderregelung Schulen“ beworben. Die Bewerbung war erfolgreich. Der Kreis erhält auf das bisherige Konzept jetzt nochmals eine Förderung für die Anbindung aller Schulen unmittelbar mit Glasfaser. Da ist dann auch die Gigabit-Welt gegeben. Das bringt nochmals Qualität, denn Anschlüsse links und rechts der Glasfaserstränge werden oder können mitversorgt werden. Hauseigentümer müssen im Rahmen der Erschließungsphase nur zustimmen. Dann wird die Glasfaser kostenfrei ins Haus gelegt. Ist die Erschließungsphase abgeschlossen und ein Hauseigentümer beantragt erst dann den Glasfaseranschluss, dann kostet dieser rund 800 Euro. Im Zuge des Ausbaus werden deshalb alle Hauseigentümer, die einen FTTH (Faser to the House) erhalten können, von der Telekom angeschrieben. Der Landkreis empfiehlt, das Angebot anzunehmen.
Werner Palmert
Info
Über den aktuellen Breitbandausbau im Main-Tauber-Kreis können sich Interessierte im Internet informieren. Auf dieser Seite wird aktuell berichtet, welches Ausbaugebiet gerade erschlossen wird und zu welchem Zeitpunkt die höhere Bandbreite dem Nutzer zur Verfügung steht.