Arbeitsmarkt-Trends 2024

Arbeitsmarkt
Mitarbeitende finden und binden bleibt auch in diesem Jahr eine Herausforderung für Unternehmen. Foto: Adobe Stock/metamorworks

Der Arbeitsmarkt wandelt sich und die Herausforderungen werden nicht geringer. Eine Studie zeigt auf, worauf sich Arbeitgeber in diesem Jahr konzentrieren sollten.

Die Studie „Der Arbeitsmarkt der Zukunft“ des Job-Netzwerks Xing in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut Marketagent analysiert das Job-Jahr 2023 und gibt einen Ausblick auf die Arbeitsmarkt-Trends 2024. Besonders deutlich ist demnach der Wandel von einem Arbeitgeber- hin zu einem Arbeitnehmermarkt. Die veränderte Marktsituation führe dazu, dass sich Arbeitnehmer in vielen Branchen ihre Stellen aussuchen können, während Arbeitgeber schauen müssen, wie sie Mitarbeitende überhaupt für sich gewinnen und längerfristig binden können.

Rund 62 Prozent der Deutschen stimmen der Aussage zu, dass die Rahmenbedingungen auf dem Arbeitsmarkt deutlich andere sind als noch vor ein paar Jahren. Hierbei fällt die Zustimmung bei den jüngeren Beschäftigten der Generation Z (70 Prozent) und Generation Y (69 Prozent) nochmals höher aus als bei der Generation 50+ (50 – 59 Jahre: 53 Prozent) und den Silver Workern (60 – 65 Jahre: 60 Prozent). Bei der Bewertung der Arbeitgeber-Attraktivität spielt laut der Studie für die Beschäftigten das Thema Unternehmenskultur eine Rolle, rund 70 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass sich Arbeitgeber um eine ansprechende Unternehmenskultur kümmern müssen, um für Beschäftige attraktiv zu bleiben.

 „Auch, wenn wir uns gerade mitten in einer Rezession befinden, leidet Deutschland der konjunkturellen Delle zum Trotz unter einem massiven Fachkräftemangel, der sich aufgrund des demographischen Wandels in den nächsten Jahren noch deutlich verstärken wird. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind somit das rare Gut der Zukunft“, sagt Xing-Arbeitsmarktexperte Dr. Julian Stahl.

Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich beim Thema Homeoffice: Die Mehrheit der Deutschen (61 Prozent) sieht auch hier die Unternehmen in der Pflicht, attraktive Arbeitsplätze und Büroräumlichkeiten zu gestalten, um Mitarbeitenden bei Homeoffice-Möglichkeit, Anreize zu schaffen, ins Büro zu kommen. Vor allem die jüngeren Generationen (GenZ und GenY: 67 Prozent) legen hierauf Wert.

Diese Aspekte waren den Deutschen im Job-Jahr 2023 wichtig

Unangefochtene Nummer eins bleibt für die Deutschen das Thema Gehalt. Rund 90 Prozent der Befragten geben an, dass es ein wichtiger Faktor für die Wahl eines Jobs beziehungsweise eines Arbeitgebers sei. Dass zunehmend auch neue Kriterien für die Bemessung des Gehalts eine Rolle spielen könnten, stößt bei den Befragten auf Zuspruch. Rund ein Drittel der Deutschen (31 Prozent) könnte sich ein Vergütungsmodell vorstellen, dass sich zusammensetzt aus: erstens Arbeitszeit, zweitens dem Erreichen von Zielen und drittens der Erfahrungs- und Problemlösungskompetenz. Insbesondere Frauen (Frauen: 39 Prozent, Männer: 24 Prozent) sind dabei neuen Kriterien zur Gehaltsbemessung offen gegenüber. Wohingegen Männer (Männer: 16 Prozent, Frauen: 9 Prozent) auch mit dem Erreichen von Zielen als einzigem Kriterium zufrieden wären.

Nach wie vor wichtig bei einem neuen Arbeitgeber ist Beschäftigen ein gutes Verhältnis zu den Kolleginnen und Kollegen (88 Prozent), ein passender Führungsstil (81 Prozent) sowie ein attraktiver Standort des Arbeitsplatzes (76 Prozent). Aber auch das Thema Flexibilität spielt für Beschäftigte eine übergeordnete Rolle: 72 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen eine flexible Arbeitszeiteinteilung wichtig ist, wenn es um die Wahl eines potenziellen Arbeitgebers geht. Hierbei zeigen sich merklich Unterschiede zwischen den Geschlechtern, während flexible Zeiteinteilung für rund drei Viertel der Frauen (75 Prozent) ein entscheidender Faktor ist, ist er das nur für 69 Prozent der Männer. Für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wird von den Deutschen mit 30 Prozent eine betriebsinterne Kinderbetreuung geschlechterübergreifend als wünschenswert empfunden – etwas mehr Männer (32 Prozent) als Frauen (29 Prozent) finden das bei einem neuen Arbeitgeber wichtig.

Die jüngeren Generationen legen im Generationen-Vergleich mehr Wert auf ein Engagement für das psychische Wohlergehen von Mitarbeitenden (GenZ: 76 Prozent) und die Nachhaltigkeit eines neuen Arbeitgebers (GenZ: 61 Prozent). Zwar wünscht sich fast die Hälfte der Deutschen (47 Prozent) die Möglichkeit von Remote Work, aber auch hier sind es die Generation Z (57 Prozent) und die Millennials (56 Prozent), denen ortsunabhängiges Arbeiten bei einem neuen Unternehmen besonders wichtig sind. Treiber neuer Benefits ist dabei allen voran die GenZ, hier liegt der Wert für Sabbaticals und Workations bereits bei 51 Prozent (vgl. Silver Worker: 15 Prozent). 

„Insbesondere in den letzten drei Jahren sind neue, sogenannte Benefits im Bewusstsein vieler Arbeitgeber angekommen. Vor allem von jüngeren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern werden diese auch selbstbewusst eingefordert. Trotzdem müssen Unternehmen – gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten – genau überlegen, welche Angebote sie sich leisten können und wollen“, sagt Dr. Julian Stahl.

Dass bei allen Benefits aber auch die gesamtwirtschaftliche Situation nicht unbeachtet bleiben darf, sieht auch die Mehrheit der Deutschen so: Zwar stufen 53 Prozent Deutschen die 4-Tage-Woche als wichtigen Trend der Zukunft ein, mehr als jeder zweite Deutsche (53 Prozent) ist zugleich aber auch davon überzeugt, dass sich die Wirtschaft ein entsprechendes Modell bei vollem Lohnausgleich schlichtweg nicht leisten kann. 45 Prozent der Deutschen sind sogar der Auffassung, dass dadurch die Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland gefährdet werden könne.

Die Job-Perspektiven der Deutschen

In welchen Branchen sehen die Deutschen selbst in Zukunft das größte Potential für Arbeitnehmer? 39 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die beruflichen Aussichten im Bereich „Gesundheit, Pflege und Soziales“ zukünftig besonders gut sind. Insbesondere weibliche Beschäftigte (46 Prozent) sehen in diesem Bereich mehr Job-Perspektiven in der Zukunft als ihre männlichen Kollegen (32 Prozent). Auf dem zweiten Platz landet mit 35 Prozent das Berufsfeld „erneuerbare Energien und Klima“, dicht gefolgt von der „Telekommunikations- bzw. IT-Branche“ mit 34 Prozent auf Platz drei. In den Branchen „Gastronomie und Tourismus“ (11 Prozent), „Beratung und Coaching“ (14 Prozent) sowie „Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ (15 Prozent) sehen die Deutschen vergleichsweise das geringste Zukunftspotential. Diese Einschätzung bestätigt auch Arbeitsmarktexperte Stahl und ergänzt: „Es ist wichtig zu verstehen, dass die Fachkräftelücke nicht nur im IT-Sektor klafft, sondern insbesondere in den Bereichen Kinderbetreuung, Kranken- und Altenpflege, dem Einzelhandel, Handwerk und der Lagerwirtschaft ein großer Mangel an Arbeitskräften vorherrscht. Hier sind Arbeitgeber besonders gefordert, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern attraktive Angebote zu machen, um auch Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger für sich gewinnen zu können“.

red.