„Die Zukunft der Automobilbranche“ stand am 15. Oktober bei einem Themenabend der Bürgerinitiative pro Region im Fokus. Neben einem Impulsvortrag gab es eine Diskussionsrunde, in der beispielsweise ein regionales Bündnis für die Transformation gefordert wurde.
Die Bürgerinitiative pro Region Heilbronn-Franken e. V. setzt sich seit über zwanzig Jahren für die Interessen der Bürger der Region ein. Dies gilt insbesondere für Zukunftsthemen der Region. Fragen, die aktuell viele Menschen umtreiben, sind, wohin die Reise in der Automobilindustrie in Deutschland geht und welche konkreten Auswirkungen dies auf uns hat. In Heilbronn-Franken sind zehntausende direkt oder indirekt von der Entwicklung dieser Kernbranche betroffen. Alleine am Audi-Standort Neckarsulm geht es um knapp 17.000 Beschäftigte. Zu diesen Fragen veranstaltete pro Region am Dienstag, 15. Oktober, in der Hochschule Heilbronn Campus Sontheim, einen Themenabend.
In seiner Begrüßung forderte pro Region-Vorsitzender Jochen K. Kübler: „Es ist wichtig, dass wir von Audi zeitnah Klarheit bekommen“. Mit einem Impulsvortrag gab Franz Loogen, Geschäftsführer E-mobil BW GmbH, eine Einschätzung über die weitere Entwicklung dieses Wirtschaftszweiges ab. Er ist sich sicher, dass es auch weiterhin den Verbrennungsmotor geben wird. Aber Elektromobilität würde beim Auto eine immer wichtigere Rolle spielen und dieser Veränderung müsse man sich stellen.
Im Anschluss diskutierten unter der Moderation von Uwe Ralf Heer, Chefredakteur der Heilbronner Stimme, Ralf Schnörr, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Heilbronn-Franken, Helmut Stettner, Werkleiter der Audi AG Neckarsulm, Rolf Klotz, Betriebsratsvorsitzender Audi AG Neckarsulm, Rudolf Luz, Stellvertretender Vorsitzender der Bürgerinitiative pro Region Heilbronn-Franken e. V., Jörg Ernstberger, Geschäftsführer der Südwestmetall-Bezirksgruppe Heilbronn-Region Franken und des Unternehmensverbandes Südwest, Heinrich Dismon, Chief Technical Officer von Rheinmetall Automotive, und Joachim Scholz, Vorsitzender des Regionalverbandes zum Thema.
Audi-Werkleiter Stettner sagte: „Wir werden auf keinen Fall abgehängt“. Klotz hingegen forderte eine klare Perspektive für den Standort Neckarsulm in der E-Mobilität. „Wenn wir heute nicht dafür die Kompetenzen und Rahmenbedingungen aufbauen, dann haben wir das Gefühl, dass wir nur dafür zuständig sein sollen, was am Markt immer weniger gefragt ist, nämlich Autos mit Verbrennungsmotor“, so der Betriebsratsvorsitzende, der noch nachschob, dass Audi ein bayerisches Unternehmen sei und man in Neckarsulm ständig um Aufmerksamkeit kämpfen müsse. Der blaue-weiße Vorhang sei dabei so dicht, dass es mit dem Blick aus Ingolstadt über die Frankenhöhe nicht klappe, sagte Klotz weiter.
Der Regionalverbandsvorsitzende Scholz griff eine Anregung von pro Region auf und forderte ein „Bündnis für Transformation“. Er sehe in einem solchen Bündnis die Arbeitgeber und Gewerkschaften, die Kammern, die Hochschulen, den Regionalverband und die Politik.
Einig war sich die Runde, dass bei der Transformation in der Automobilbranche die Qualifizierung der Mitarbeiter höchste Priorität habe. Über das wie und die Finanzierung gingen die Meinungen etwas auseinander. Ernstberger warnte in diesem Zusammenhang davor, die Branche schlecht zu reden. Luz wurde mit der Forderung nach einem Transformationskurzarbeitergeld konkret. Er fürchte, dass die Lage gerade für kleinere Zulieferer noch kritischer werden könnte, wenn die Banken bei der Kreditvergabe zurückhaltender würden. Dismon sieht auch die Unternehmen gefordert und bricht eine Lanze für die Qualifikation. Stettner ist stolz darauf, dass man in Neckarsulm die Gesamtverantwortung im VW-Konzern für die Brennstoffzelle habe. Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Schnörr gab sich eher gelassen: Noch sehe die Konjunktur im Handwerk gut aus. Bis die Werkstätten von der Transformation betroffen seien, werde es noch dauern. Den Verbrennungsmotor werde es auch in 15 oder 20 Jahren noch geben, ist Schnörr überzeugt. Er sehe aber einen kritischen Punkt bei der Netzinfrastruktur, die vielerorts nicht ausreiche. Hier sei die Politik am Zug.
Für pro Region übernahm der stellvertretende Beiratsvorsitzende, Frank Stroh, das Schlusswort. Er sehe Probleme insbesondere bei den kleinen und mittleren Unternehmen im Hinblick auf die Umsetzung des Transformationsprozesses. Hier müsse man unterstützend ansetzen. Es gehe aber auch darum, im regionalen Schulterschluss zu erreichen, „dass Audi Neckarsulm nicht zur Resterampe im VW-Konzern wird“, sagte Stroh.