Baubranche braucht neue Geschäftsfelder

Der Holzbauanteil bei Einfamilienhäusern liegt bei 25 Prozent, beim Gewerbebau nur bei einem Prozent. Foto: Adobe Stock/von Lieres

Die Baubranche steht vor großen Veränderungen. Dies belegt eine aktuelle PwC-Studie. Nachhaltigkeit spielt in diesem Kontext eine besonders große Rolle.

Die gegenwärtige Weltlage, geprägt von Klimawandel, Fachkräftemangel und Inflation, hat auch die Bauindustrie fest im Griff. Laut der PwC-Studie 2023 zum Umgang der Baubranche mit den aktuellen Herausforderungen spüren sechs von zehn Unternehmen die Auswirkungen in Form von Lieferkettenverzögerungen, steigendem Kostendruck und sinkender Nachfrage.

Angesichts dieser Entwicklungen sehen die meisten Befragten große Veränderungen auf die Baubranche zukommen: Zwei Drittel planen neue Geschäftsfelder, 57 Prozent richten ihr Unternehmen neu aus und knapp die Hälfte plant eine Umstrukturierung des Lieferantenportfolios und der Unternehmensorganisation in den kommenden Jahren. Während die Digitalisierung in der Branche dabei zögerlich voranschreitet, gewinnt das Thema Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeutung: 83 Prozent der Befragten halten Nachhaltigkeit für wichtig, ein Anstieg um 15 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

„Unsere Studienergebnisse der letzten beiden Jahre zeigen, dass die Branche verstärkt auf Nachhaltigkeit setzt und aktiv an deren Umsetzung arbeitet“, erklärt Rebekka Berbner, Partnerin im Bereich Capital Projects & Infrastructure bei PwC Deutschland. Allerdings wird durch die Ergebnisse auch deutlich, dass nur jedes vierte Unternehmen die Nachhaltigkeitsstandards vollständig umsetzt, und erst 40 Prozent Nachhaltigkeitsthemen auf Unternehmensebene etabliert haben. „Dies unterstreicht, dass ein erheblicher Handlungsbedarf besteht und dass das Thema in den kommenden Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen wird“, so Berbner.

Die meisten Unternehmen sind sich mittlerweile der Verantwortung bewusst, nachhaltig zu wirtschaften. Die Studienergebnisse zeigen, dass 83 Prozent der Unternehmen ESG – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – für wichtig halten. Aktuell setzt jedoch nur jeder vierte Betrieb die Standards auch vollständig um. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Herausforderungen, vor denen viele Unternehmen stehen. „Eine effektive Umsetzung erfordert oft strukturelle Veränderungen im Unternehmen,“, erklärt Berbner. Unternehmen, die diesen Weg konsequent verfolgen, können laut der Expertin nicht nur zur nachhaltigen Entwicklung beitragen, sondern auch ihre eigene Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit stärken. „Durch nachhaltige Praktiken zeigen Bauunternehmen, dass sie auch soziale und ökologische Verantwortung übernehmen“, sagt die Expertin.

Dies stärke nicht nur das Unternehmensimage, sondern könne auch zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und Arbeitgeberattraktivität führen. Besonders für Bauunternehmen sei der Nachhaltigkeitsfokus von entscheidender Bedeutung, da knapp 80 Prozent der globalen Treibhausemissionen allein auf die Infrastrukturbranche entfalle. Laut Berbner ist es für die künftige Entwicklung daher ausschlaggebend, dass Bauunternehmen innovative Ansätze und Technologien entwickeln, um ihren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und umweltfreundlichere Bauprojekte umzusetzen.

Genau hier setzt eine Nachhaltigkeitsstrategie an. Diese ermöglicht es Unternehmen, ihre Bemühungen zur Umsetzung von Nachhaltigkeit zu koordinieren und sicherzustellen, dass alle Aktivitäten im Einklang mit ihren langfristigen Zielen stehen. „Eine Nachhaltigkeitsstrategie ist für Bauunternehmen entscheidend, da sie richtungsweisend ist und als umfassender Fahrplan dient, ökologische und soziale Ziele zu erreichen“, erklärt die Expertin. Eine gut durchdachte Strategie ermögliche es Unternehmen dabei, Synergien zu nutzen, Kosten zu senken, Innovationen zu fördern und gleichzeitig ihre gesellschaftliche Verantwortung zu erfüllen.

Laut Studie hat gut die Hälfte der befragten Unternehmen bereits eine Nachhaltigkeitsstrategie verabschiedet. Die größten Hürden bei der Etablierung sehen die Betriebe bei der Umsetzung in der Praxis und dem fachlichen Know-how.

Teresa Zwirner