Clownvisiten für Krebskranke

Clowns; Krebs; Klinik
Lachen ist gesund: Eine Clownvisite bringt ein wenig Leichtigkeit in die Krebsbehandlung – auch für Erwachsene. Fotos: Hilfen für Krebskranke e.V.

Eine Krebserkrankung stellt das Leben schlagartig auf den Kopf. Viele wünschen sich dann Unterstützung, die über die medizinisch gebotene Therapie hinausgeht. Markus Otten vom Verein Hilfen für Krebskranke spricht über „Clownvisiten“, Bewegungsberatung und die Hilfe zur Selbsthilfe.

„Du bist nicht allein“ ist das Motto Ihres Vereins: Welche Unterstützungsangebote bietet die Organisation für krebskranke Menschen in der Region Heilbronn-Franken?

Markus Otten: Eine Krebserkrankung verändert das Leben von heute auf morgen grundlegend und betrifft neben dem Patienten auch seine Angehörigen. Wir als Verein Hilfen für Krebskranke Heilbronn Franken helfen den Menschen in der Region, indem wir Projekte und Einrichtungen unterstützen, die über die medizinisch gebotene Therapie hinaus unabhängigen Rat, begleitende Unterstützung und Halt bieten.

Sie unterstützen unter anderem die Krebsberatungsstelle des Tumorzentrums Heilbronn-Franken in Heilbronn mit ihren Außenstellen in Mosbach und Buchen. Wie wichtig ist es für Betroffene, Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen?

Otten: In einer solchen Ausnahmesituation steht in der Regel die Erkrankung im Mittelpunkt, aber viele begleitende Themen wie Therapie, Beruf, Existenzängste und psychische Probleme belasten sowohl den Patienten als auch die gesamte Familie. Da ist es hilfreich, egal ob als Betroffener oder als Angehöriger, einen Ansprechpartner zu haben, der einen an die Hand nimmt und unterstützt: bei psychoonkologischen Problemen, aber auch bei sozialrechtlichen Fragestellungen.

In welchen Phasen und mit welchen Fragen kommen die Menschen zur Krebsberatungsstelle?

Otten: Die Menschen kommen in allen Phasen zur Beratungsstelle. Nach Eröffnung der Diagnose, während der Therapie und darüber hinaus. Das Angebot richtet sich an Menschen, die an Krebs erkrankt sind und an Angehörige, Freunde und Interessierte. Die Beratungsgespräche sind vertraulich. Das Angebot ist gekennzeichnet durch leichte Zugänglichkeit, Sprechstunden und kurzfristige Terminvergabe. Es ist kostenlos. Neben den finanziellen Fragen und Unterstützungsfragen gibt es Hilfestellungen zum Thema berufliche Situation, Schwerbehinderung, Selbsthilfegruppen und Reha-Maßnahmen. Darüberhinaus gibt es auch Gesprächsangebote zum Thema Krankheitsbewältigung und Unterstützung bei familiären oder beruflichen Problemen.

Sie sprachen vorhin von den Angehörigen: Wie können gerade auch Familienmitglieder und Freunde eines Krebspatienten unterstützt werden?

Otten: Nach der Diagnose Krebs steht zunächst immer der Patient im Mittelpunkt, doch gerade der Partner oder die Kinder sind sehr häufig mit sehr großen Ängsten belastet. Auch hier werden Beratungsgespräche, Selbsthilfegruppen und Seminare angeboten und psychologische Hilfe weitervermittelt. So kann es beispielsweise für ein Elternteil sehr hilfreich sein, sich darüber auszutauschen, wie man den eigenen Kindern je nach Alter die Krankheit erklärt und mit ihnen umgeht.

Als Verein bieten Sie eine „Clownvisite“ an. Wie wichtig ist es, inmitten einer Krebsbehandlung einmal unbeschwert Lachen zu können?

Otten: Lachen und die glücklichen und unbeschwerten Augenblicke, die unsere Clowns den Patienten bescheren, gibt es nicht auf Rezept. Nach der Diagnose reduziert sich häufig vieles auf die Krankheit und die Therapie. Unsere Clowns bringen ein kleines bisschen Leichtigkeit und im besten Fall, dass Bewusstsein zurück, dass es da noch was anderes gibt. Und sei es nur für den kleinen Moment. Denn auch hier gilt: Lachen ist gesund.

„Sport wirkt wie ein weiteres Medikament“

Prof. Dr. Uwe Martens ist Vorsitzender des Vereins Hilfen für Krebskranke und Direktor der Klinik für Innere Medizin III der SLK-Kliniken Heilbronn

Und wie wird die Clownvisite angenommen?

Otten: Sehr gut. Wie auch auf der Kinderstation werden die Clowns von den Erwachsenen auf der Onkologie- und der Palliativstation oft sehnsüchtig erwartet. „Oft zeigen sich die erwachsenen Patienten noch dankbarer als die Kinder“, hat Frau Landes im Einsatz als Clown Lotti erkannt.

Sie haben am Tumorzentrum Heilbronn-Franken eine onkologische Bewegungsberatung ins Leben zu rufen. Welche Themen umfasst die Beratung?

Otten: Unsere Beratung umfasst die individuelle Trainingsberatung, um die körperliche und psychische Belastbarkeit zu verbessern und die Nebenwirkungen und Folgeerscheinungen der Akuttherapie abhängig von der individuellen körperlichen Verfassung zu lindern. Außerdem vermitteln wir wohnortnahe Sportmöglichkeiten und -gruppen. Im Vordergrund steht, Hilfe zur Selbsthilfe und die Freude und Notwendigkeit an der Bewegung zu vermitteln.

Inwiefern kann Bewegung und Sport denn den Verlauf einer Krebstherapie positiv beeinflussen?

Otten: „Sport wirkt wie ein weiteres Medikament“ sagt unser Erster Vorsitzender Professor Uwe Martens, Klinikdirektor Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, SLK Kliniken Heilbronn. Sport, Bewegung und Muskelaufbau sorgen für Stressabbau und ein positives Lebensgefühl. Studien zeigen, dass Bewegung und Sport auch den Verlauf einer Krebstherapie positiv beeinflussen und die Nebenwirkungen einer Therapie reduzieren können. Ziel unserer Bewegungsberatung ist es, jeden Patienten individuell so weit in der Bewegung und im Sport zu fordern und zu fördern, wie er kann, ohne ihn zu überfordern.

Welche zukünftigen Projekte plant die Organisation für krebskranke Menschen in der Region Heilbronn-Franken?

Otten: Unser nächstes Ziel ist zunächst die Ausweitung des Angebots der Bewegungsberatung. Weitere Ideen, wie wir die Menschen in der Region unterstützen können, haben wir viele. So könnten wir uns zum Beispiel vorstellen, Tierbesuche zu organisieren oder die Einrichtung auf der derzeit in Bau befindlichen neuen Palliativstation zu unterstützen. Auch gibt es bereits Gedankenspiele zum Einsatz von Augmented Reality auf den von uns unterstützten Stationen. Doch Ideen allein reichen nicht, zu ihrer Umsetzung benötigen wir weitere finanzielle Mittel durch Spenden und neue Mitglieder, die uns dabei unterstützen.

Interview: Teresa Zwirner

Zur Person

Markus Otten ist Zweiter Vorsitzender bei Hilfen für Krebskranke Heilbronn-Franken e.V.

www.hilfen-fuer-krebskranke.hn