Regionale Produkte gibt es in den Supermärkten in Hülle und Fülle. Doch beherzigen sie auch, dass die Lebensmittel aus dem Umkreis des jeweiligen Markts kommen? Dem sind wir bei Edeka und Kaufland auf den Grund gegangen.
Hinein geht es in den Supermarkt. Erster Halt: die hellerleuchtete Obst- und Gemüsetheke. Kartoffeln stehen auf dem Einkaufszettel. Da gibt es welche aus Ägypten im Angebot. Moment: Daneben sind Netze auf denen groß „aus der Region“ steht. Frische Lebensmittel von hier? Klingt gut und rein in den Einkaufswagen. Weiter geht es zu den Gurken. Diese gibt es auch aus der Region? Perfekt. Gleich nebenan befinden sich verschiedene Salatarten. Der Feldsalat mit seinem saftigen grün sieht gut aus. Auch hier strahlt uns auf dem Etikett das Wort „Region“ an. Eier, Wurst und Käse stehen noch auf dem Plan. In den Regalen ist auch hier alles voll mit regionalen Produkten – regional, so weit das Auge reicht. Aber Moment: Was heißt regional eigentlich? Was verstehen unsere Supermärkte darunter?
„Ein regionaler Artikel ist bei Kaufland definiert als ein Artikel, der in einem etwa 30-Kilometer-Radiusum einen Standort produziert wird und dort heimatlich verwurzelt ist. Dabei unterscheiden wir die Regionalitätsstufen Gemeinde und Umland“, erklärt Anna Münzing von der Unternehmenskommunikation der Kaufland Dienstleistung GmbH und Co. KG.
Nach diesem Verständnis müssten ja Produkte, die wir bei unserem Lebensmittelhändler in Heilbronn-Franken erwerben, auch aus der Region oder deren unmittelbarer Nähe kommen. Trifft dies wirklich zu? Münzing führt aus: „Am Beispiel Heilbronn führen wir aktuell rund 150 Artikel, die in Heilbronn hergestellt werden. Und etwa 600 Artikel aus dem Heilbronner Umland.“ Aber wie erkennt der Verbraucher nun, welche Produkte das sind und woher sie exakt stammen? „Wir lassen uns bei unseren Empfehlungen, welche Artikel als regional einzustufen sind, maßgeblich von Kriterien wie dem Ort des Unternehmenssitzes, dem Anteil der verwendeten regionalen Zutaten, dem Ort der Verarbeitung sowie dem Ort der Verpackung leiten“, erläutert auch Nina Schneider, stellvertretende Pressesprecherin der Edeka Handelsgesellschaft Südwest mbH.
Sie fügt hinzu, dass die Angaben im Wesentlichen denen der Qualitätszeichen der jeweiligen Bundesländer sowie denen des sogenannten Regionalfensters entsprächen. Dies ist ein Kennzeichen, das in Sachen Regionalität für Transparenz sorgen soll. Ein Informationsfeld auf den Erzeugnissen zeigt den Konsumenten, woher die Zutaten stammen und wo sie verarbeitet wurden. Darüber hinaus bietet Edeka die Möglichkeit, mittels eines QR-Codes auf den Verpackungen, die Herkunft des Produkts bis zum Erzeuger zurückzuverfolgen.
Fester Bestandteil
Beide Kaufhäuser treten damit auf, auf regionale Produkte zu setzen. Auf der Internetseite von Edeka heißt es, der Supermarkt sei der landesweit größte Anbieter regionaler Produkte. Auch Kaufland weist in seiner Webpräsenz auf eine Vielzahl der Artikel aus dem Umfeld der Konsumenten hin. Doch warum setzen die beiden Supermarktketten auf regionale Produkte? „Regionale Lebensmittel, quer durch das gesamte Sortiment, sind seit mehreren Jahrzehnten fester Bestandteil unseres vielfältigen Lebensmittelangebots“, betont Schneider. Die Intensivierung der Zusammenarbeit mit regionalen Produzenten habe einen hohen Stellenwert in der Kaufland-Unternehmensphilosophie, erläutert ihr Pendant bei Kaufland.
Dennoch hört man in diesem Zusammenhang oftmals von der schlechten Bezahlung der Erzeuger und Verarbeiter durch die Supermärkte. Wie handhaben die beiden Lebensmittelvertreiber dieses Thema? „Die Milchbauern zum Beispiel erhalten von Edeka Südwest – zusätzlich zum regulären Milchpreis – einen Aufschlag von zehn Prozent. Die Bezahlung des Aufschlags wird den Erzeugern auch bei steigenden Milchpreisen garantiert“, stellt die Pressevertreterin von Edeka klar. Ihre Kaufland-Kollegin weist darauf hin, dass sich die Zusammenarbeit mit regionalen Anbietern in ihrem Unternehmen nicht von der mit anderen Lieferanten unterscheidet. Man lege viel Wert auf eine Kooperation auf Augenhöhe.
Alexander Liedtke