Der Regionaltag in Güglingen ist ein wichtiger Eckpfeiler, um die Menschen zusammenzubringen: Im Interview spricht der pro Region-Beiratsvorsitzende Johannes Schmalzl über das Wir-Gefühl und über Chancen und Herausforderungen für die Region Heilbronn-Franken.
Das Wir-Gefühl für Region Heilbronn Franken stärken: Das hat sich die Bürgerinitiative pro Region bei der Gründung 1997 auf die Fahnen geschrieben. Wurde diese Ziel inzwischen erreicht?
Johannes Schmalzl: Wir sind auf einem guten Weg. Heilbronn-Franken mit seinen selbstbewussten Landkreisen, Städten und Gemeinden ist ja keine historisch gewachsene Region, daher ist das Zusammenwachsen keine Sache, die von heute auf morgen geht. Wir brauchen einen langen Atem und Visionen.
Woran hapert es noch in Sachen Wir-Gefühl?
Schmalzl: Noch mehr Menschen müssen ein Bewusstsein für die Bedeutung der Region bekommen – das ist unsere Aufgabe als Bürgerinitiative. Schon geografisch ist dies eine Herausforderung, wenn Sie an die enormen Entfernungen zwischen Wertheim, Eppingen und Crailsheim denken. Heilbronn-Franken ist die flächenmäßig größte Region in Baden-Württemberg, da ist es schon eine Riesenaufgabe, die Menschen dafür zu begeistern.
Am Namen Heilbronn-Franken liegt es nicht?
Schmalzl: Nein. Ich weiß, dass manche mit dem Begriff Franken fremdeln und bei der Gründung 1973 lieber eine Region Heilbronn, Hohenlohe und Tauber gehabt hätten. Diese Diskussion bringt uns aber nicht weiter. Wenn mir aber einer nachweisen würde, dass mit einem neuen Namen das Wir-Gefühl wachsen würde, dann würde ich sagen, an mir soll es nicht liegen.
Das Wir-Gefühl ist aber doch nicht nur die Sache von Bürgerinnen und Bürgern?
Schmalzl: Ganz und gar nicht! Hier sind alle gefragt, Unternehmen, Politiker und kommunale Mandatsträgern, die wir zu unseren regelmäßigen Regionaltafeln einladen. Die großen Herausforderungen der Zukunft können wir nur gemeinsam lösen.
Welche Herausforderungen sind das?
Schmalzl: Ein großes Thema ist die Infrastruktur, egal ob es der Ausbau des schnellen Internets oder der A6 ist. Das geht alles viel zu langsam voran. Gleiches gilt für die Frankenbahn, die Hohenlohebahn oder vielleicht einmal für die Kochertalbahn. Solche Projekte kann man nur mit großer Einigkeit in der Region auf den Weg bringen und beschleunigen. Da müssen wir alle in der Region gegenüber Bund und Land
gemeinsam auftreten. Das klappt schon gut, könnte aber noch besser sein. Die Politiker der Region müssen zum Beispiel noch viel entschiedener für die Interessen der Menschen im ländlichen Raum eintreten, auch beim Thema Individualverkehr. Das Auto mag in Metropolen verzichtbar sein, bei uns ist es für den Alltag der allermeisten Menschen überlebensnotwendig.
Eine der großen Stärken der Region ist ihre Wirtschaftskraft – die auch pro Region Rückenwind gibt?
Schmalzl: Selbstverständlich. Es war ja Reinhold Würth, der zusammen mit Frank Stroh die Bürgerinitiative gegründet hat. Die Firma Würth hat sich ihrer Verantwortung auch nie entzogen und mit ihrem Engagement viele Nachahmer gefunden. Natürlich sind wir stolz auf die Weltmarktführer und andere Top-Unternehmen der Region, weil sie die Transformation, über die momentan alle reden, wirklich geschafft haben. Dies zeigt, dass wir eine echte Modellregion sind, wo klassischer ländlicher Raum mit Wirtschaft, Tourismus und Dienstleistungen wunderbar zusammenwirken.
Welche Themen stehen bei pro Region oben auf der Agenda?
Schmalzl: Unser Verein mit den Vorsitzenden Friedlinde Gurr-Hirsch und Rudolf Luz wird in den kommenden Monaten den Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit legen: Wie kann eine Nachhaltigkeitsstrategie für die Region aussehen und wie kann man diese sinnvoll umsetzen?
Welche Impulse geben Sie dem Verein als Beiratsvorsitzender?
Schmalzl: Ich habe im Vorstand beispielsweise vorgeschlagen, dass wir uns dem Thema Stifterregion widmen sollten. Wir verfügen über viele kleine und große Stiftungen, die unsere Region vorantreiben. Egal ob kleine Bürgerstiftung oder große unternehmensnahe Stiftung – alle arbeiten daran, die Zukunft der Region zu sichern. An erster Stelle ist hier die Dieter Schwarz-Stiftung zu nennen, die mit dem KI-Innovationspark einen ganz neuen Stadtteil plant. Was da in Heilbronn passiert, ist etwas ganz Großes, wovon Heilbronn-Franken als Wissenschafts- und Wirtschaftsregion in höchstem Maße profitieren wird.
Wie sehen Sie überhaupt ihre Rolle und Ihre Aufgabe als Beiratsvorsitzender?
Schmalzl: Ich habe im Vorstand beispielsweise vorgeschlagen, dass wir uns dem Thema Stifterregion widmen sollten. Wir verfügen über viele kleine und große Stiftungen, die unsere Region vorantreiben. Egal ob kleine Bürgerstiftung oder große unternehmensnahe Stiftung – alle arbeiten daran, die Zukunft der Region zu sichern. An erster Stelle ist hier die Dieter Schwarz-Stiftung zu nennen, die mit dem KI-Innovationspark einen ganz neuen Stadtteil plant. Was da in Heilbronn passiert, ist etwas ganz Großes, wovon Heilbronn-Franken als Wissenschafts- und Wirtschaftsregion in höchstem Maße profitieren wird.
Die Region kennen Sie aber schon viel länger …
Schmalzl: Ja, denn ich bin hier oben im Grenzbereich Tauberfranken-Unterfranken aufgewachsen, meine Frau kommt aus Tauberbischofsheim – ich musste mein Heimatgefühl also nicht erst als Beiratsvorsitzender von pro Region entdecken.
Womit wir wieder beim Wir-Gefühl sind. Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die jährlich stattfindenden Regionaltage?
Schmalzl: Die sind für uns ein wichtiger Eckpfeiler, um die Menschen in der Region zusammenzubringen. Die Regionaltage sind immer ein großer Erfolg, vor allem wenn Wetter und Programm stimmen. Ich freue mich schon sehr auf den Regionaltag am 24. September in Güglingen!
Müssen Sie die Städte und Gemeinden denn überreden, einen Regionaltag auszurichten?
Schmalzl: Im Gegenteil! Jede Kommune ist sehr gerne Gastgeber, um sich zu präsentieren.
Touristisch hat die Region Heilbronn-Franken enorm viel zu bieten. Macht sie denn schon genug aus diesem Potenzial?
Schmalzl: Leider gelingt das nur in kleinen Schritten, etwa wenn wir uns bei der Urlaubsmesse CMT in Stuttgart und anderen Veranstaltungen als Region präsentieren. Wichtig wäre ein guter Onlineauftritt. Das sage ich auch in Richtung Regionalverband, der nicht nur das Charisma der Verwaltungseinheit transportieren sollte, sondern auch darstellen muss, was die Region Heilbronn-Franken verbindet und welche Highlights sie zu bieten hat. Es geht ja nicht nur um den Tourismus, sondern auch darum, uns als Region zu präsentieren und Menschen, die zu uns kommen, um zu arbeiten, eine neue Heimat zu bieten.
Was sind denn für Sie die Highlights der Region?
Schmalzl: Wo soll ich anfangen? Vielleicht bei den Freilichtspielen in Schwäbisch Hall und Jagsthausen?
Auch die Würth Museen oder die Musikakademie in Weikersheim oder der Freizeitpark Tripsdrill haben eine enorme überregionale Anziehungskraft. Diese Highlights – und viele andere mehr! – muss man gemeinsam vermarkten. Dies ist die Aufforderung an die Städte und Landkreise, gemeinsam nach außen zu agieren. Die Menschen sollen die Region als Einheit und nicht als Flickenteppich wahrnehmen. Im Tourismus muss es aufhören, dass jeder nur seinen eigenen kleinen Hügel bewirbt – die ganze Landschaft muss in den Blick.
Interview: Eckart Baier
Zur Person
Johannes Schmalzl ist Jurist und war Regierungspräsident des Regierungsbezirks Stuttgart sowie Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart. Seit Herbst 2022 ist er Vorstandsvorsitzender der Stiftung Würth und Beiratsvorsitzender von pro Region.