Beständigkeit ist sein zweiter Vorname: 42 Jahre derselbe Arbeitgeber, vier Jahrzehnte dieselbe Frau, seit 1993 derselbe Wohnort. Das heißt aber nicht, dass Werner Gassert, Kassenverwalter von pro Region, keine Veränderungen mag.
Es passt eigentlich wie die Faust aufs Auge, dass Werner Gassert das Amt des Schatzmeisters bei der Bürger-initiative pro Region Heilbronn-Franken innehat. Denn der 63-Jährige war 42 Jahre lang bei der Sparkasse Hohenlohekreis tätig, davon 16 als deren Vorstandsvorsitzender. Er weiß also, wie der Hase läuft – schließlich waren Zahlen sein tägliches Geschäft in den Räumen des Hohenloher Finanzdienstleisters. Nichts anderes, als mit Ziffern und Summen zu jonglieren, tut Gassert nun als Schatzmeister von pro Region. „Ich bin für die Mitgliedsbeiträge zuständig, ziehe Spenden ein, tätige Überweisungen, prüfe die Kasse und gebe einmal im Jahr einen Bericht ab“, zählt der gebürtige Geddelsbacher seine Aufgaben auf.
Auch wenn es auf der Hand liegt – wie kam Gassert zu seinem Amt bei der Bürgerinitiative? „Jochen Kübler, den ich sehr gut kenne, war vor fünf Jahren auf der Suche nach einem neuen Schatzmeister und fragte mich, ob ich diese Funktion übernehmen würde“, erinnert sich der ehemalige Sparkassenchef, der seit April im Ruhestand ist. Nach kurzer Überlegung und nachdem er „den Zeitplan abgecheckt“ hatte, sagte Gassert zu. Der neue Kassenverwalter hatte ein Gesicht und einen Namen.
Absolutes Neuland war pro Region allerdings nicht für den Ruheständler: „Ich war vorher schon Mitglied bei der Bürgerinitiative. Die Beitrittserklärung habe ich auf dem Regionaltag in Wertheim unterzeichnet.“ Warum? „Die Idee, die Region als Gesamtes zu präsentieren, ihre Stärken herauszustellen und eine Einheit zu bilden, hat mir gefallen und mich überzeugt“, argumentiert der Vater einer Tochter. Unmittelbar danach wurde auch die Sparkasse Hohenlohekreis Mitglied im Verein. Seit fünf Jahren trägt Gassert die Vision, die Region Heilbronn-Franken als ein Ganzes zu betrachten, nun mit – als einer von insgesamt fünf Vorständen. Die Zusammenarbeit mit diesen – Jochen K. Kübler, Rudolf Luz, Michael Andree und Tilmann Distelbarth – beschreibt der Schatzmeister als konstruktiv. „Wir ziehen alle an einem Strang.“ Natürlich habe man manchmal unterschiedliche Standpunkte, doch ein Kompromiss gelinge immer.
Mehr als die Hälfte seines Lebens war Gassert mit der Sparkasse verbunden, er ist in Heilbronn-Franken geboren und zur Schule gegangen, er kennt den hiesigen Menschenschlag und Landstrich, er ist hier, konkreter in Hohenlohe, tief verwurzelt. Was zeichnet in seinen Augen die Region aus? „Die tolle Harmonie zwischen Natur, Wirtschaft und Kultur, der Wein, die vielen Sehenswürdigkeiten, das Vereinsleben. Das alles ist es, was die Region ausmacht. Und genau das gilt es, nach außen zu kommunizieren und für andere interessant zu machen.“
Zwar hat der Künzelsauer nun mehr Zeit, seit er Pensionär ist, langweilig ist es ihm – zumindest bisher – aber nicht geworden. „Durch meinen Beruf sowie die Termine und Verpflichtungen, die dieser mit sich gebracht hat, habe ich vieles vor mir hergeschoben. Jetzt wird das aufgearbeitet. Im Haus müssen einige Dinge erledigt werden, ich möchte mehr reisen, mich mehr bewegen, aber natürlich nehme ich auch die Vereinsarbeit deutlich mehr wahr“, erklärt Gassert. Und dann gibt es noch eine Sache, die er sich vorgenommen hat und die er auch durchziehen wird: ein Studium der Geografie als Gasthörer an der Universität in Würzburg. Wieso das? „Ich habe mich schon immer für Länder und Natur interessiert und habe jetzt die Zeit, das zu intensivieren.“ Dazu gehört auch das Schreiben von Prüfungen. Acht bis zehn Semester dauert so ein Studium. Was sagt seine Frau dazu? „Sie ist begeistert“, antwortet Gassert lachend. Schließlich sei sie auch noch berufstätig.
Olga Lechmann