Diäten – gut oder gefährlich?

Die Wintermonate nähern sich ihrem Ende – der Frühling steht vor der Tür. Das bedeutet salopp ausgedrückt: Der Speck muss weg. Viele gehen den Weg der Diäten, um ans Ziel des reduzierten Gewichts zu gelangen. Doch Vorsicht! Diese sind alles andere als nachhaltig.

Mary Norrito-Köller ist Ernährungswissenschaftlerin. Sie ist als Selbstständige bei der Haller Bausparkasse beschäftigt. Zum Thema Diäten winkt sie gleich ab. „Davon halte ich gar nichts“, sagt sie. Sie funktionierten nicht, Statistiken zeigten, dass 90 Prozent der Menschen nach einer Diät wieder zunehmen. Das habe physiologische Gründe. Es liege nicht daran, dass die Leute nicht durchhalten, sondern daran, dass eine Diät beim Körper keine Chance hätte. Von Urzeiten her sei der Körper auf Sparen und Ausnutzen von Kalorien programmiert. Wenn nun ein Mangel auftritt, dann fahre er den Stoffwechsel herunter und nutze um so mehr die zugeführten Kalorien. Die Diät schade so langfristig dem Körper und der schlanken Linie.

Mary Norrito-Köller propagiert eine generelle, dauerhafte Umstellung auf gesunde Ernährung und auch Stressabbau. Sie empfiehlt, nicht auf die Zahl, die die Waage anzeigt, zu schauen und aufzuhören zu denken, man sei gesund, wenn man schlank ist. „Gesund ist man, wenn man sich viel bewegt, entspannen kann und sich ausgewogen ernährt.“

Auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine langfristige Gewichtsabnahme basierend auf einer Kombination aus Ernährungsumstellung, Verhaltensänderung und einer Steigerung der körperlichen Aktivität. Eine vollwertige Ernährung sowie zirka 30 bis 60 Minuten Bewegung pro Tag gehören zusammen und helfen, das Gewicht zu regulieren. Lebensmittel mit niedriger und mittlerer Energiedichte (bis 225 Kilokalorien pro 100 Gramm) sollten Basis der täglichen Ernährung sein. Dazu zählen naturbelassene pflanzliche Lebensmittel, vor allem Gemüse und Obst. Eine niedrigere Energiedichte erlaubt es, sättigende Mengen bei vergleichsweise geringer Energiezufuhr zu essen. Zwei Äpfel, sechs Möhren oder 300 Gramm fettarmer Joghurt enthalten ebenso viel Kalorien wie ein halbes Croissant, nämlich 150.

Der bekannte Jo-Jo-Effekt

Ernährungswissenschaftlerin Ingrid Glock-Mickler, die bei der AOK in Schwäbisch Hall Beratungen zum Thema Ernährung anbietet, betrachtet die aktuellen Diät-Trends und stellt fest, dass zurzeit viele vermutlich „Schlank im Schlaf“, die Low-Carb-Diät, Metabolic-Balance oder auch die sogenannte Stoffwechselkur ausprobieren. Nie aus der Mode kämen sogenannte Formula-Diäten oder Mono-Diäten wie die Kohlsuppendiät.

„Diäten sind beliebt, machen aber in der Regel nicht schlank, sondern dick und unzufrieden. Sie stehen vor allem für Verzicht, denn dem Körper wird eine Hungersnot vorgetäuscht und so der Stoffwechsel verlangsamt.“ Je radikaler und einseitiger die Lebensmittelauswahl und die Kalorienreduktion ist, desto schlimmer. Oft führen solche Ernährungsformen daher zum sogenannten Jo-Jo-Effekt. „Man nimmt schnell viel ab, um genauso schnell wieder zuzunehmen, oft sogar über das Ausgangsgewicht hinaus“, resümiert Ingrid Glock-Mickler. „Bei einseitigen, stark kalorienreduzierten Diäten greift der Körper seine ‚Vorräte‘ an. Leider sind dies dann nicht seine Fettdepots, sondern in erster Linie die Muskelmasse. Diese kurzzeitigen Diäten wirken nicht dauerhaft und gefährden darüber hinaus eine ausgewogene Ernährung, was zu einer Unterversorgung an lebensnotwendigen Nähr- und Mineralstoffen sowie Vitaminen führt.“

Auch sie empfiehlt eine nachhaltige Änderung des Essverhaltens und mehr Bewegung. Die Ernährung sollte ausgewogen – mit viel Gemüse und Salat –, kalorienarm und fettreduziert sein. Auf Süßigkeiten und Süßgetränke sollte man möglichst verzichten.

Sonja Alexa Schmitz