Händeringend suchen Unternehmen nach Fachkräften. Ein möglicher interner Lösungsweg kann es sein, die Talente und Fähigkeiten der eigenen Mitarbeitenden mit Hilfe von KI zu identifizieren und effizient zu nutzen.
Deutschland sieht sich mit einem Fachkräftemangel konfrontiert, der unter anderem durch den demografischen Wandel bedingt ist. 2022 lag die Fachkräftelücke – also die Zahl der offenen Stellen, für die es bundesweit keine qualifizierten Fachkräfte gibt – im Durchschnitt bei mehr als 630.000. Und auch im vergangenen Jahr hatten Unternehmen Schwierigkeiten bei der Suche nach qualifizierten Arbeitskräften.
Ein Lösungsweg ist, sich auf die vorhandenen Fähigkeiten im eigenen Team zu konzentrieren und diese Skills vertiefend zu identifizieren. Doch wie genau können Unternehmen das volle Potenzial ihrer eigenen Mitarbeitenden entdecken und fördern?
Das traditionelle Personalmanagement reicht nicht aus, um das nicht sichtbare Potenzial von Mitarbeitern zu erkennen. Das Skills-Management geht einen Schritt weiter und konzentriert sich darauf, die Fähigkeiten und Kompetenzen der internen Mitarbeitenden zu identifizieren, ihre Weiterentwicklung zu begleiten und vorhandene Skills den Unternehmensanforderungen zuzuordnen. Moderne IT-Tools sind hierbei entscheidend, da der Skills-basierte Ansatz mit der Verarbeitung großer Datenmengen einhergeht.
Eine entscheidende Rolle spielt dabei der Chief Human Resources Officer (CHRO). Er stellt sicher, dass die Belegschaft nicht nur über die notwendigen technischen Fähigkeiten verfügt, sondern auch bereit ist, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und den digitalen Wandel aktiv mitzugestalten.
Wenn ein Unternehmen eine Skills-Management-Software einsetzt, kann es für ein wichtiges Projekt ein Team zusammenstellen, das aus Mitarbeitenden mit den passenden Fähigkeiten und Kompetenzen besteht.
Basierend auf dieser Strategie lassen sich Fragen, wie das Fehlen bestimmter Fähigkeiten im Team oder die schnelle Zuordnung von Mitarbeitenden zu neuen Aufgaben, rasch klären. Auf diese Weise können Unternehmen flexibler auf Herausforderungen reagieren, ihre Ressourcen effizienter nutzen und ihre Teams gezielter aufstellen, um bessere Projektergebnisse zu erzielen.
KI und ML für effizientere Bewerbungsprozesse
Werden intern keine geeigneten Talente gefunden, müssen sich die Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt umsehen. Angesichts des Fachkräftemangels ist der Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte groß – so erhält nach Angaben einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) fast jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland mindestens einmal im Monat ein Jobangebot. Die Effizienz des Rekrutierungsprozesses ist daher entscheidend, um qualifizierte Talente schneller als die Konkurrenz zu identifizieren und einzustellen.
Hier kommen Künstliche Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) zu Hilfe. Diese Technologien ermöglichen eine effiziente Gestaltung des Bewerbungsprozesses. Für ein Unternehmen, das jährlich 15.000 Stellenbeschreibungen erstellen muss, dauert das mit einer generativen AI nun nur noch fünf Minuten pro Beschreibung statt mehrerer Stunden, während die HR-Abteilung in maximal 15 Minuten abschließende Korrekturen durchführt. Außerdem trägt die KI dazu bei, dass Bewerber genauer und besser anhand ihrer Fähigkeiten und Qualifikationen bewertet werden. Diese umfassende Effizienz kann einen entscheidenden Einfluss auf den Wettbewerb um Talente haben.
Gefundene Talente binden und fördern
Es genügt aber nicht, die richtigen Talente zu finden – man muss sie auch halten können. Die Personalabteilung spielt eine Schlüsselrolle bei der Förderung eines flexiblen Kulturwandels, der es Mitarbeitenden ermöglicht, sich mit all ihren Fähigkeiten zu entfalten. Moderne Talentmanagement Strategien sollten den Lebenszyklus von Mitarbeitenden abbilden und flexible Arbeitsmodelle wie Sabbaticals, Teilzeit und Auszeiten unterstützen.
Um besser auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden zu achten, müssen die relevanten Unternehmensdaten gebündelt werden. Erleichtert wird dies durch moderne Technologien.
Kontinuierliches Zuhören durch den Einsatz von intelligenten Feedback-Technologien sorgt für einen permanenten digitalen Kommunikationskanal, um die Erwartungen der Mitarbeitenden zu verstehen und flexibel darauf zu reagieren.
Unternehmen, die diese Flexibilität bieten und gleichzeitig Karrieremöglichkeiten anpassen, können Top-Talente langfristig binden und dabei auf immaterielle Benefits wie Diversität, Zugehörigkeitsgefühl und Familienfreundlichkeit setzen.
Effizienz und Innovation als Schlüssel zum Erfolg
Insgesamt zeigt sich, dass eine höhere Effizienz, gepaart mit einer auf Skills basierten Unternehmenskultur und dem Einsatz neuester Technologien wie KI und ML, die Auswirkungen des Fachkräftemangels für moderne und zukunftsorientierte Organisationen mildern kann. Die systematische Identifizierung und Entwicklung von Skills innerhalb des Teams, verbunden mit einem effizienten Bewerbungsprozess und starker Talentbindung, sind entscheidend, um im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte erfolgreich zu bestehen.
Unternehmen, die auf diese Weise den Herausforderungen begegnen, werden nicht nur den Fachkräftemangel überwinden, sondern auch ihre Innovationskraft stärken und nachhaltig erfolgreich sein.
Alexandra Hartung
Zur Person
Alexandra Hartung ist seit 2023 Head of Medium Enterprise Germany von Workday.