Die Warenströme in Fluss halten

Vorbereitung für den Transport: Es gilt, die Lieferketten aufrechtzuerhalten. Foto: Schmitt Logistik

Das Coronavirus hat die weltweit vernetzte Wirtschaft ins Stocken gebracht. Die deutschen Exporte, aber auch die Einfuhren sind stark zurückgegangen. Das bedeutet Einschnitte für das Speditions- und Logistikgeschäft. Aber die Krise birgt auch Chancen.

Der Außenhandel war in den vergangenen Monaten stark rückläufig, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Im April lagen die Exporte bei fortschreitender Corona-Krise mit 75,7 Milliarden Euro um 31,1 Prozent unter dem Vorjahresmonat, die Importe gingen im gleichen Zeitraum um 21,6 Prozent zurück und erreichten noch 72,2 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vormonat März wurde jeweils ein Rückgang um 24 Prozent beziehungsweise um 16,5 Prozent vorläufig festgestellt. „Exportseitig war dies der größte Rückgang eines Monats im Vergleich zum Vorjahresmonat seit Beginn der Außenhandelsstatistik im Jahr 1950“, schreibt Destatis. Auf Seiten der Importe seien die deutschen Einfuhren zuletzt in der Finanzkrise im Juli 2009 so stark zurückgegangen (-23,6 Prozent). Die Außenhandelsbilanz schloss im April mit einem Überschuss von 3,5 Milliarden Euro ab, dem niedrigsten Exportüberschuss Deutschlands seit Dezember 2000.

Die Auswirkungen sind auch in der Region spürbar, beispielsweise bei der Schmitt-Gruppe in Vellberg – bestehend aus Schmitt-Logistik, Schmitt-­Spedition und SLS-Personalservice. Das Familienunternehmen in dritter Generation ist seit über 80 Jahren tätig. Auf circa 200 000 Quadratmetern werden sämtliche logistische Leistungen realisiert. „In der Spedition sowie auch in der Logistik hat Corona uns eingebremst. Das Im- und Exportgeschäft ist im zweiten Quartal um rund 20 Prozent gesunken. Trotzdem sehen wir uns für die Zukunft gut aufgestellt“, sagt Anja Meier, Assistentin der Geschäftsleitung bei Schmitt.

Auch in Vellberg hatte man auf die neuen Gegebenheiten reagieren müssen. Speziell in den Bereichen Logistik und Spedition sehe man seitens des Unternehmens eine hohe Bedeutung in der Digitalisierung. „Da die Industrieunternehmen ein immer größeres Hauptmerkmal auf Industrie 4.0 legen, muss unsere Logistik und Spedition die Vernetzung, Integration, Echtzeitfähigkeit oder Serviceorientierung vorantreiben“, sagt Anja Meier. Das betrifft natürlich auch die Ausstattung der Fahrzeuge. Die intelligente Vernetzung und Digitalisierung wird innerhalb und außerhalb des Fahrzeugs zukünftig eine immer wichtigere Rolle spielen. Da sich die Welt immer stärker vernetzt, werden die Verfügbarkeit von Daten und der Datenaustausch zunehmend effizienter. Es zeigt sich deutlich: Der Digitalisierung im Lande hat Corona sicherlich nicht geschadet. Das gilt bei Schmitt auch für die interne Kommunikation. Der Servicestandard wurde durch weitere digitale Medien ergänzt. So werden Besprechungen beispielweise als digitale Konferenzen abgehalten. Auch der telefonische Kontakt wurde ausgebaut.

In der größten Krise, als immer noch viele Waren gestrandet waren, für die ein Platz benötigt wurde, hat man sich bei Schmitt dazu entschlossen, durch Umräumen rund 10 000 Quadratmeter Fläche freizumachen und zur Verfügung zu stellen. Bei Schmitt habe man sich in kurzer Zeit auf die neuen Herausforderungen eingestellt. „Wir haben schnell reagiert und entsprechende Maßnahmen eingeleitet. Wir wollen hierdurch jeden einzelnen Mitarbeiter schützen, aber auch das Unternehmen, indem wir Lieferketten für unsere Kunden aufrechterhalten. Ein Beispiel zu den üblichen Corona-Regeln: kein Kontakt einzelner Schichten bei Schichtwechsel“, erklärt Meier.
Die Krise habe erfordert, dass Schmitt Kurzarbeit anmeldet, dennoch blickt das Unternehmen zuversichtlich in die Zukunft: „Wir investieren trotzdem in Ausbildung. So sind für das kommende Ausbildungsjahr

13 Auszubildende eingestellt worden“, sagt Meier. Mehr noch: Es haben sich sogar neue Verbindungen ergeben, wie Meier ergänzt: „Durch die aktuelle Situation haben wir uns auf weitere Industriezweige fokussiert und dadurch Neukunden gewonnen.“ So kann man aus jeder Krise also auch etwas Positives ziehen – so macht man es zumindest in Vellberg.

Timo Lämmerhirt