Tatsächlich haben Computer und das Internet unseren Alltag maßgeblich beeinflusst. Sie verändern unsere Lebensweise und damit auch unsere Berufe. Eines haben all diese Berufsbilder gemeinsam: Sie erfordern die Fähigkeit, altes Wissen und neue Technologien zu verbinden.
Vier Beispiele:
Der Crowd-Manager: Auf Märkten, die immer höhere Anforderungen an uns stellen, kommen wir nicht mehr ohne eine unabhängige Kompetenz-Cloud aus hoch spezialisierten Selbst-ständigen aus, die um Projekte und ganze Unternehmensteile herumschwirrt. Das wird von uns einen Führungsstil abverlangen, der nicht mehr über E-Mail regiert, sondern in Social-Media-Kommunikation kreative Allianzen auf Zeit herstellt. Es entsteht ein vollkommen neuer Bedarf an Schnittstellen-Funktionen zwischen Crowd und Company. Der Crowd-Manager übernimmt eine beratende Funktion bei der Entscheidung, welche Tasks überhaupt ausgelagert werden, koordiniert die crowd-gerechte Zerlegung von Tasks, fomuliert Ziele und die Aufgabenstellung, wählt geeignete Plattformen aus, kontrolliert den Zeitplan und setzt schließlich die Ergebnisse der zuvor zerlegten Tasks wieder zusammen.
Der Tele-Chirurg: Der technische Fortschritt wird es möglich machen, Menschen von Robotern operieren zu lassen. Dafür wird der Arzt sich nicht mehr im selben Raum mit dem Patienten befinden müssen. Nur noch ein kleines medizinisches Team bereitet den Eingriff vor. Dieser wird dann von einem Roboter vorgenommen, der von einem Chirurgen ferngesteuert wird. Der Chirurg kann dabei hunderte Kilometer entfernt an seinem Rechner sitzen. Menschen, die diesen Beruf ausüben werden, werden immer noch medizinisch ausgebildet und in der Lage sein, manuell einen Patienten zu operieren. Doch gleichzeitig sind sie technisch versiert und können hoch komplexe Roboter bedienen und per Videokonferenz ein OP-Team anleiten.
Der E-Jurist: Eine Synthese aus etablierter Wissenschaft und neuen Anforderungen ergibt sich in der Ausbildung zum E-Juristen. Sinnvoll ist ein Studium mit Schwerpunkt Rechtsinformatik, wie es zum Beispiel die Universität Hannover anbietet. Das Ziel: Spezialisierung auf Online-Recht. Das beinhaltet Abwicklung von Provider- und Lizenzverträgen, Datenschutzauflagen bei Online-Banking, Rechtsbeistand im E-Business. Wahrscheinlich wird der künftige E-Jurist Probleme lösen, die er jetzt noch gar nicht kennt. Die Dynamik des Webs lässt grüßen.
Der Verkehrsanalyst: Zukünftig werden Fortbewegungsmittel wie Autos, Busse und Züge von einem Computersystem gesteuert funktionieren. Menschliche Fahrer werden überflüssig. Es wird darum gehen, alle Transportmittel zu koordinieren, aufeinander abzustimmen und die Sicherheit der Fahrgäste zu gewährleisten. Verkehrsanalysten werden planen, welche Routen Verkehrsmittel nehmen und für einen problemfreien Ablauf sorgen. Sie müssen das Gesamtbild betrachten und die Einzelteile aufeinander abstimmen. Sie werden logistische und planerische Fähigkeiten mitbringen müssen.
Dr. Britta Matthes, Leiterin der Forschungsgruppe Berufliche Arbeitsmärkte am Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), sieht große Chancen in den neuen Tätigkeitsfeldern: „Es ist eine große Errungenschaft, dass die zu erledigenden Tätigkeiten nicht mehr so schwer sind wie früher. Die Maschinen haben uns Menschen viel schwere Arbeit abgenommen. Wir übernehmen immer mehr Überwachungs- und Steuerungsaufgaben. In diese Richtung werden sich auch zukünftig viele Berufe entwickeln. Durch Vernetzung wird auch der räumliche Abstand zwischen der produzierenden Maschine und dem Überwachenden beliebig groß. Dennoch muss es vor Ort Menschen geben, die sich auf Fehlersuche begeben, um Störungen zu beseitigen. Dazu benötigen sie zwar nicht (mehr) die Spezialkenntnisse, aber ein gewisses handwerkliches Geschick und ein gewisses Verständnis für die zu reparierende Maschine ist immer noch erforderlich.“ Tatsächlich hat sich der Umfang der Datenmengen, die wir verarbeiten können, um ein Vielfaches vergrößert. Da uns die Computer viel Rechenarbeit abnehmen, wird es künftig vielmehr darum gehen, über Problemlösungsfähigkeiten zu verfügen. „Zukünftig wird es also wichtig sein, ‚altes‘ Wissen und ‚neue‘ Technologien miteinander zu verbinden“, so Matthes. Dennoch gibt sie zu bedenken: „Es ist aber auch eine gesellschaftliche Frage, ob und wo wir in die Voraussetzungen für den Betrieb computergesteuerter Maschinen investieren wollen.
Sollen sich die Straßen so verändern, dass selbstfahrende Autos die Straßen erobern? “ Matthes ist sich sicher: „Auch zukünftig wird es in Deutschland den Bäcker geben, der sein Brot backt; den Fleischer, der seine Wurst herstellt; der Florist, der seinem Stil folgend einen Strauß bindet. Das sich Besinnen auf alte Traditionen könnte sich als wichtiger Wettbewerbsvorteil er weisen.“
Daniela Hülsebusch