Drei Mitarbeiter der Firma Lauda im Main-Tauber-Kreis sind bereits seit 50 Jahren im Betrieb angestellt. Sie berichten, wie es ist, über Jahrzehnte Teil eines Traditionsunternehmens zu sein.
Es gibt hier einen Spruch, der viel über unsere Verbundenheit mit der Region und der Familie aussagt: Ich schaff´ beim Wobser“, sagt Dr. Gunther Wobser, Geschäftsführender Gesellschafter bei Lauda in Lauda-Königshofen. „Damit drücken unsere Beschäftigten ihren Stolz aus, für unser Familienunternehmen zu arbeiten.“
Der Hersteller für Temperiergeräte heißt eigentlich gar nicht Wobser, wie ihr Gründer, sondern Lauda, wie die Gemeinde im Taubertal. Gunther Wobsers Großvater hat das Unternehmen 1956 gegründet. 14 Jahre später haben die Mitarbeiter Hermann Heisler, Otto Heissenberger und Reinhold Hofmann bei Wobser angefangen. Damit sind sie bereits seit einem halben Jahrhundert im Unternehmen – ihr gesamtes Berufsleben. Ihre 50-jährige Betriebszugehörigkeit wurde im September in großer Runde und unter Einhaltung eines Hygienekonzeptes gefeiert.
Wie ist es, so lange Zeit in der gleichen Firma beschäftigt zu sein? Für Reinhold Hofmann, der in der Teilefertigung arbeitet, stand schon früh fest, dass er so lange wie möglich bei Lauda bleiben wollte. „Ich habe meine Ausbildung zum Dreher dort gemacht und es nie bereut“, erzählt er. Er ist stolz auf die Firma und seine Position. Seinem Kollegen, dem Elektromechaniker Otto Heissenberger, ging es ähnlich: Weil er sich in den örtlichen Vereinen engagierte, heiratete und eine Familie gründete, kam es für ihn nie in Frage, seinen Heimatort und seinen Arbeitgeber zu verlassen. „Ich habe auch nie ein Auto gebraucht, es hat ja gepasst“, meint er. Auch Hermann Heisler, der in der Kältemontage beschäftigt ist, fühlte sich immer wohl im Unternehmen: „Ich hatte hier immer einen guten Job, und die Firma war stets für uns da.“
Seit den 1970er Jahren habe sich natürlich vieles verändert. Der ständige technische Fortschritt und die Digitalisierung hatten auch Auswirkungen auf die Arbeit bei Lauda. Auch daran erinnern sich die Jubilare gut. Reinhold Hofmann, der in der Fertigung tätig war, arbeitete anfangs noch manuell an einer Drehbank. Nachdem er einen CNC-Kurs absolviert hatte, konnte er auch Werkzeugmaschinen bedienen, die mittels Steuertechnik präzise Werkstücke herstellen.
Stetiger Lernprozess
Hermann Heisler war in der Endmontage im Einlaufstand eingesetzt, dabei erlebte er die Veränderungen durch die zunehmenden Nutzung von technischen Geräte mit. „Früher haben wir beim Prüfen die Temperatur alle fünf Minuten von Hand aufgeschrieben“, erzählt er, „das hat sich später geändert hin zu Schreibern, und irgendwann kam dann langsam die Umstellung auf Computer.“ Otto Heissenberger hat zum Beginn seiner Beschäftigung bei Lauda noch die Bahnen auf den Leiterplatten selbst fotomontiert, entwickelt und geätzt. „Die Prüftechnik ist inzwischen auch eine ganz andere geworden“, meint er. Von kleinen Geräten bis hin zu großen Anlagen hat er alle technischen Entwicklungen miterlebt. „Das ist ein stetiger Lernprozess, immer kommt etwas Neues hinzu“, betont er.
Er erinnert sich an seine Anfangszeit im Betrieb zurück, als sieben oder acht Personen auf kleinem Raum arbeiteten. Vor allem die gute Kameradschaft unter den Kollegen und die Feierlichkeiten sind ihm im Gedächtnis geblieben. „Nach dem Umzug der Firma und dem Zusammenschluss der Abteilungen ist das natürlich ein Stück weit verloren gegangen. Wir haben sehr viele Sachen miteinander gemacht und unternommen, auch außerhalb des normalen Arbeitsalltags.“
Auch Hermann Heisler denkt gern an die Firmenfeiern zurück: „Die waren immer gut, da hat sich Lauda immer was einfallen lassen.“ Auch die Jubiläen des Unternehmens und die Tagesausflüge, die mit der Firma gemacht wurden, sind für ihn Highlights seines Berufslebens.
Fester Teil, stabile Größe
Die Entwicklung des kleinen Betriebs zum Weltmarktführer wäre ohne die langjährigen treuen Mitarbeiter wahrscheinlich nicht so gut gelungen. „Wir wissen um den Wert unserer lang- jährigen Mitarbeiter, ihr Wissen und ihre Erfahrung, die sie an die nach- folgende Generation an Auszubildenden weitergeben“, erklärt Dr. Gunther Wobser. Er betrachtet sie als unbezahlbar für den Erfolg seines Unternehmens.
Norbert Prause, Personalleiter bei Lauda, teilt diese Wertschätzung. „Langjährige Mitarbeiter haben eine ausgeprägte Loyalität, eine große Verlässlichkeit und ein hohes Maß an Identifikation mit dem Unternehmen bewiesen und tun dies fortlaufend“, meint er. Er weiß die guten Fachkenntnisse, das breite Erfahrungsspektrum und die profunde Kenntnisse über das Unternehmen, die die langjährigen Mitarbeiter vorzuweisen haben, zu schätzen. „Sie sind ein fester Teil und eine stabile Größe in diesem Familienunternehmen. Ihre Erfahrungen stellen einen hohen Mehrwert für unser Unternehmen dar“, betont er.
Auch Jubilar Otto Heissenberger zieht ein positives Resümee: „Das Familienunternehmen hat immer versucht, vorwärts zu gehen, auch in schwierigen Zeiten, die wir ja auch mitgemacht haben mit zwei Entlassungswellen. Aber ich war immer wieder beeindruckt, dass man in dieser Branche immer Neues versucht hat, was sicher nicht einfach ist. Dahin zu kommen, ist schon ein Verdienst.“
Hannah Henrici