Ein Schluck aus alter Zeit

Markus Weisser aus Offenau hat eine alte Marke wiederbelebt und zwar den Weinbrand „Jubelbrand“. Den hatte einst die Brennerei Hammer in Heilbronn hergestellt, bevor sie ihren Betrieb 1981 eingestellt hat.

Entstanden ist alles aus dem Interesse an der lokalen Geschichte. „Mir war Hammer Jubelbrand noch ein Begriff – vor allem von meinen Großeltern“, sagt Markus Weisser. Der Weinbrand sei insbesondere in den 1960er Jahren ein echtes Kultgetränk in, um und aus Heilbronn gewesen. Das hat den 37-Jährigen gereizt. Er wollte mehr über das ehemalige Getränk wissen und so hat er begonnen, nachzuforschen. Das ist inzwischen drei Jahre her. Die Faszination am Jubelbrand hat ihn bis heute aber nicht losgelassen. Bei seiner Recherche hat Weisser ehemalige Mitarbeiter der Heilbronner Brennerei Hammer gefunden. Die Brennerei selbst hat im Jahr 1981 den Betrieb eingestellt. Es war nicht selbstverständlich, dass man nach all den Jahren noch jemand aufspüren konnte, der sich an den Brand und dessen Herstellung erinnern konnte. Doch Weisser hatte Glück. Die ehemaligen Mitarbeiter konnten sich sowohl an die Zeiten als auch an die Rezeptur des Weinbrandes erinnern.

Nach und nach reifte der Gedanke, den Jubelbrand zu produzieren. „Die Resonanz der Menschen war durchweg sehr positiv“, erinnert sich der Geschäftsführer von BW-Brennschneidtechnik in Erlenbach. Um selbst möglichst viel über das Getränk zu erfahren, hat er auch manche Flaschen des alten Tropfens im Internet gekauft. Für ihn war es wichtig, das Getränk, das er in Produktion geben wollte, auch selbst einmal zu probieren. Das Ergebnis war eindeutig und überzeugt den Hersteller bis heute: „Das ist ein mildes Getränk, das nicht brennt und einen lieblichen Geschmack hat“, sagt der zweifache Familienvater über den Weinbrand mit einem Alkoholgehalt von 38 Prozent.

Als für Markus Weisser klar war, dass er versuchen möchte, den Jubelbrand wieder auf den Markt zu bringen, ging es zu nächst um die Marke an sich – also um die Rechte daran. „Die lagen bei Berentzen. Ich habe einfach einmal angerufen“, erinnert sich der Geschäftsmann und sagt weiter: „Das war innerhalb von 20 Minuten geschwätzt.“ Für das große Unternehmen, das hauptsächlich Alkohol in der ganzen Welt vertreibt, war der Jubelbrand mit seiner regionalen Bekanntheit kaum interessant. Und so wurde die Marke an den 37-Jährigen für nicht einmal 1000 Euro verkauft. Die Formalitäten waren also geklärt, dann ging die Planung los. Eine passende Brennerei musste her. Fündig wurde er leider nicht in Heilbronn oder im nahen Umfeld, sondern in der Nähe von Speyer. Hier werden die Weine aus Baden-Württemberg, der Pfalz und Frankreich verarbeitet. „Die aktuelle Rezeptur ist sehr nah am Original“, erklärt Weisser, der den Weinbrand seit Oktober verkauft – im Online-Shop, an Gastronomen und Spirituosenhändler der Region. Bereits 1000 Flaschen sind weg. Dabei geht es dem gelernten Banker nicht darum, das große Geld zu machen. Er möchte die alte Heilbronner Geschichte neu beleben und freut sich über die positive Resonanz der Menschen in der Region und darüber hinaus. „Manche Firmen haben an Weihnachten Jubelbrand an überregionale Kunden verschickt. Das ist gut angekommen“, erklärt der Mann, der an die hohe Qualität der Brennerei Hammer anknüpfen möchte und den Weinbrand als hochwertiges Getränk an den Mann bringen will.

Um die Regionalität seiner Marke weiter zu unterstreichen, träumt der Offenauer nun von einer limitierten Edition des Jubelbrands: Die Zutaten dafür sowie die Herstellung an sich sollen dann komplett made in Heilbronn sein. Dann soll auch dort gebrannt werden. Natürlich immer unter der Traditionsmarke: Jubelbrand.

Anja Gladisch