Die Corona-Krise stellt Markenbotschafter vor Herausforderungen: Über soziale Medien versucht Weinkönigin Tamara Elbl ihrem Amt, dem Wein und den Erzeugern gerecht zu werden.
Ein Grußwort auf einem Empfang der Berlinale – das war einer der ersten großen Höhepunkte, die Tamara Elbl im Januar als frischgewählte Württemberger Weinkönigin erleben durfte. „Das war eine ganz andere Welt“, erinnert sich die 22-Jährige. Doch aufgrund der Corona-Pandemie mussten viele Termine abgesagt werden. Die erste Hälfte der Amtszeit der Studentin aus Pfedelbach-Untersteinbach ist daher völlig anders verlaufen, als es geplant war.
Statt Weinfeste zu eröffnen, in Dutzende Kameras zu lächeln und allerorts für ihr Anbaugebiet zu werben, konzentriert sich das Amt von Tamara Elbl und ihren beiden Prinzessinnen Franziska Pfizenmayer aus Beilstein und Henrike Heinicke aus Bopfingen seitdem vor allem auf das Internet. „Wir haben überlegt, wie wir trotzdem präsent bleiben können und nicht ganz von der Bildschwäche verschwinden“, erinnert sie sich. Schließlich wollte das Trio seinem Amt, dem Wein und den Erzeugern gerecht werden.
Unterwegs auf Instagram
So sind sie vor allem auf Facebook und auf Instagram als Württemberger Weinhoheiten unterwegs, überlegen sich immer wieder etwas Neues. Basteltipps werden hochgeladen, etwa wie man aus einer Weinflasche einen Osterhasen oder aus Korken eine Pinnwand machen kann. „Es wäre doch schön, wenn man länger was vom Wein hätte“, erklärt Elbl die Überlegung dahinter. An Gründonnerstag steht die Weinkönigin in der Küche und rollt selber Maultaschen. Bilder aus dem Weinberg dokumentieren, was dort wann blüht.
Das neueste Projekt ist eine Videoreihe zu Sommerweinen, die der Weinbauverband prämiert hat. „Wir wollen Urlaubsstimmung zu Hause verbreiten“, sagt Elbl. Dazu haben die Hoheiten Betriebe gebeten, ihnen eine Flaschenpost zu schicken, die neben dem Steckbrief des Erzeugers eine kurze Weinbeschreibung, Urlaubstipps und die Antwort auf die Frage beinhaltet, welches Eis zu diesem Wein am besten passt. „Die Betriebe waren wirklich sehr kreativ“, meint Elbl.
Das gelte auch für Angebote während der Corona-Krise. „Anfangs hat es sie sehr getroffen, wobei wenigstens das Verbot des Hofverkaufs schnell aufgehoben wurde“, stellt Elbl fest. Gerade denjenigen, die ihren Wein vor allem über die Gastronomie vermarkten, brach der Umsatz weg. „Aber es war toll zu sehen, was sie sich alles überlegt haben.“ Gekühlter Wein to go für eine Wanderung, Wein-Geocaching, Weinpicknick – die Weingüter sprudelten vor Ideen, von denen sicher manches erhalten bleiben werde. „Die Weinwelt ist ein Stück weit moderner geworden“, ist die Weinkönigin überzeugt. Dazu gehören auch die Online-Weinproben, die sie selbst gehalten oder als royaler Gast aufgewertet hat. Dadurch habe man wesentlich mehr Leute erreicht als mit normalen Tastings. Elbl glaubt, dass das Thema Regionalität in der Krise an Bedeutung gewonnen hat, und hofft, dass das erhalten bleibt.
Zu tun gibt es also immer was für Tamara Elbl. Als Weinkönigin auf Abstand würde sie sich allerdings wünschen, dass ihre Amtszeit zumindest etwas verlängert wird. „Wir konnten das Potenzial, Württemberg voran zu bringen, gar nicht richtig nutzen.“ Trotz Lockerungen weiß sie nicht, wann sie das nächste Mal ganz analog und persönlich für die guten Tropfen der Region werben kann. „Leider sind inzwischen auch schon die ersten Absagen für den Zeitraum Oktober/November eingegangen“, bedauert sie.
Stefanie Pfäffle