ETF: nachhaltig investieren

ETF; Fonds; Investment
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Wer nachhaltig investiert, möchte sich an Firmen mit grünen Standards beteiligen. Wieso sich ein Blick in die „Zutatenliste“ der ETF Fonds lohnt, erklärt Hendrik Buhrs von „Finanztip“ im Gastbeitrag.

Ein ETF (Exchange Traded Fund) kann eine kostengünstige und pflegeleichte Wahl fürs eigene Wertpapierdepot sein. Sie folgen einem Aktienindex, was zwei wichtige Konsequenzen hat: Die Unternehmensauswahl wird nicht fallweise getroffen, sondern regelbasiert. Das spart enormen Managementaufwand und damit Kosten. Außerdem können Anleger transparent nachvollziehen, wie sich die Inhaltsliste des ETFs ändert, sobald Sie die Methodik des Index kennen.

Rund 15.000 Euro mehr im Depot

Typische Produktkosten von ETFs liegen zwischen 0,2 und 0,6 Prozent pro Jahr und damit deutlich unter denen aktiv gemanagter Fonds, die über zwei Prozent jährlich kosten können. Das macht bei angelegten 100.000 Euro nach zehn Jahren rund 15.000 Euro mehr im Depot. Zu den Klassikern gehören ETFs auf den MSCI World oder den FTSE All-World. Sie umfassen rund 1.500 Aktien aus Industrieländern beziehungsweise 3.900 Aktien aus Industrie- und Schwellenländern. Grundprinzip ist, dass jedes Land mit dem überwiegenden Teil seiner Aktiengesellschaften im ETF landet, also beispielsweise 85 Prozent des Börsenwerts aus Deutschland, 85 Prozent aus Australien und so weiter.

Ein zentraler Unterschied liegt im CO2-Ausstoß

Nun kommt die nachhaltige Variante ins Spiel. Interessant ist zum Beispiel der Fonds LU0629459743 der UBS. Von den 1.500 Unternehmen des Original-Index ist hier nur noch ein Viertel enthalten. Ein zentraler Unterschied liegt im CO₂-Ausstoß der verbliebenen Unternehmen. Diese Emissionen sind beim nachhaltig gefilterten MSCI SRI Low Carbon Select rund 75 Prozent niedriger als die der Unternehmen im Mutterindex MSCI World.

Umstrittene Branchen sind dabei aussortiert: Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Waffen, Atomkraft, Pornografie, Gentechnik. Der ETF schüttet regelmäßig die erhaltenen Dividenden an die Anleger aus. Wer diese Auszahlungen lieber direkt wieder im Fondsvermögen angelegt sehen möchte, kann den ETF LU0950674332 wählen – inhaltlich identisch, aber die Erträge werden thesauriert. Das ist für den langfristigen Vermögensaufbau vorteilhafter.

Ebenfalls wiederanlegend arbeitet der iShares-ETF IE00B57X3V84. Er hat mit Schwellenländern wie China, Indien, Brasilien oder Thailand eine größere Ländergruppe im Portfolio. Ansonsten ist seine Methode ähnlich wie die der UBS-Fonds: Aus einer größeren Grundgesamtheit werden durch Ausschlusskriterien sowie einem umfangreichen Punktesystem die nachhaltigsten Firmen jeder Branche ausgewählt.

Eine große Bandbreite an Industriezweigen

Dieser Ansatz heißt „Best in Class“ und führt dazu, dass auch beispielsweise die besten Konzerne aus Bereichen wie Rohstoffproduktion, Energie oder Banken berücksichtigt werden, es also eine große Bandbreite an Industriezweigen gibt. Dies ist zugleich ein Kritikpunkt mancher Anleger. Sie fragen sich, warum etwa die Kreditkartenfirma Visa oder der Softwaregigant Microsoft in nachhaltigen ETFs enthalten sind. Die Antwort: Investieren ist immer ein Kompromiss. Ein Blick in die „Zutatenliste“ des Fonds lohnt sich immer. Unter den günstigen und trotzdem nachhaltig selektierenden Indexfonds sind die genannten Fonds aus unserer Sicht die besten. Viele andere ETFs haben deutlich schwächere Nachhaltigkeitskriterien und haben Überschneidungen von über 90 Prozent zu nicht-nachhaltigen ETFs, beispielsweise die Indexserie MSCI ESG Screened.

Ins andere Extrem gehen enge Themenfonds wie der Global Clean Energy. In ihm stecken 100 Firmen, ausschließlich aus der Energiebranche. Das sieht nach reinerer Lehre aus, kann aber nervenzehrend für Anleger werden. Kursschwankungen sind hier heftiger als bei breiter aufgestellten Indizes. Weder das Label „nachhaltig“ noch die Gattung ETF sind allein also ausreichend für die richtige Investitionsentscheidung.

Hendrik Buhrs

Hendrik Buhrs; Geldanlagen; Finanztip Stiftung

Zum Autor

Hendrik Buhrs ist Experte für Geldanlagen im Team finanztip.de, das zur gemeinnützigen Finanztip Stiftung gehört.