Gegentrend zur Globalisierung

Regionale Produkte werden immer beliebter – auch in Heilbronn-Franken. Gerade in den vergangenen Jahren ist zu beobachten, dass der Trend zurück zu heimischen Erzeugnissen geht. Doch woher kommt die Kehrtwende und wann hat sie eingesetzt?

Heilbronn-Franken ist nicht nur eine Region der Landwirtschaft. In der Region gibt es zudem eine besonders hohe Dichte an Lebensmittelproduzenten und Gastronomiebetrieben. Das ist auch gut so, denn die Nachfrage nach regionalen Produkten ist groß: Für deutsche Verbraucher spielt die Herkunft der Lebensmittel eine immer bedeutendere Rolle. Laut Ernährungsreport 2017 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ist nach dem persönlichen Geschmack die regionale Herkunft für 73 Prozent der befragten Verbraucher das wichtigste Kaufkriterium.

Allein die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) beliefert in der Region Heilbronn-Franken rund 15 Fleischerfachgeschäfte und rund 50 Gastronomiebetriebe. Gerade Eier, Gemüse, Obst, Fleisch und Milchprodukte kaufen die Verbraucher gerne aus der direkten Umgebung. Die regionale Herkunft wird laut einer Studie des Vereins Geschmackstage Deutschland e. V. sogar höher bewertet als ein biologischer Anbau. „Seit etwa zehn Jahren ist ein Umdenken festzustellen“, so Gabriele Lutz vom Landratsamt Hohenlohekreis.

Hintergrund des Trends

Wieso werden regionale Produkte mittlerweile verstärkt gekauft? „Viele Verbraucher schätzen die kürzeren Transportwege zum Handel und den damit verbundenen Beitrag zum Klimaschutz. Manche wollen mit dem Kauf regionaler Produkte auch die Erzeuger vor Ort unterstützen“, erklärt Alexandria Geiselmann, Oecotrophologin bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg e. V.. Ein weiteres Kriterium sei die bessere Nachvollziehbarkeit, woher die Ware komme und wie sie produziert werde.

„Ich glaube, dass es bei den Kunden als eine Art Gegentrend zur Globalisierung zu sehen ist. Wir hören gerade auf Messen immer wieder Aussagen mit dem Tenor: ‚Da kennt man die ganze Welt und weiß gar nicht mehr, wie schön es eigentlich vor der eigenen Haustür ist‘“, fügt Tanja Seegelke, die bei der Touristikgemeinschaft HeilbronnerLand arbeitet, hinzu. Lutz ergänzt: „Verstärkt wird diese Bewegung auch durch Missbrauchsfälle und Meldungen über falsch deklarierte Lebensmittel.“

Doch wofür steht Regionalität eigentlich? Ein regionales Produkt ist „aus der Region für die Region“. Es wird innerhalb einer abgegrenzten Region erzeugt, verarbeitet und vermarktet. „Viele Lebensmittelhersteller und Händler nutzen diesen Trend und bewerben ihre Produkte häufig mit Begriffen wie ‚nah‘ und ‚Heimat‘, ohne diese weiter zu definieren oder zu erklären. Wendungen wie ‚aus der Region‘ sind jedoch rechtlich nicht geschützt und werden deshalb unterschiedlich interpretiert. Dem Verbraucher bleibt beim Einkauf regionaler Lebensmittel derzeit nur die Möglichkeit, genau nachzufragen, wofür die Angabe ‚regional‘ steht“, so Alexandria Geiselmann.

Für den Verbraucher handele es sich somit um eine Vertrauenseigenschaft, deren Kriterien sich häufig schwer nachprüfen lassen. So bleibe für den Käufer oft unklar, worauf sich dieWerbeaussagen beziehen – ob die Rohstoffe aus der Region kommen oder ob die Herstellung dort erfolgt. Ebenso ist häufig unklar, auf welches Gebiet sich der Begriff „Region“ bezieht. Je nach Lebensmittel kann dieser für eine einzelne Gemeinde, einen Landkreis oder ein Bundesland bis hin zu ganz Deutschland stehen. „Die Verbraucherzentrale fordert daher bessere gesetzliche Vorgaben auf europäischer und nationaler Ebene“, erklärt Geiselmann.

„Regionalität muss stets Bezug zu einer Region haben, ansonsten bleibt es eine Worthülse ohne verbindlichen Wert“, findet auch Rudolf Bühler, Gründer der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall. Er ist froh, dass die Bevölkerung heimische Produkte wieder mehr zu schätzen weiß.

Red.