Grüne Energien: Weg vom Müssen, hin zum Wollen

Grüne Firmengebäude, Einsatz von Erneuerbaren Energien, Abfallmanagement: Unternehmen sind gefordert, sich umweltbewusst aufzustellen. Transformationsexperte Thomas Fischer erklärt, wie der Nachhaltigkeitsgedanke auch in die Belegschaft getragen wird.

„Der Nachhaltigkeitsgedanke muss von oben nach unten ausstrahlen“, sagt Thomas Fischer. Foto: Hannah Zückler

Beim Gipfeltreffen der Weltmarktführer sprachen Sie über die Schlüsselrolle, die Führungskräften beim Thema Nachhaltigkeit zukommt. Inwiefern?

Thomas Fischer: Der Klimawandel ist deutlich spürbar, für die Unternehmer aber auch für die Mitarbeiter. Und die sind es letztlich, die Transformation in Unternehmen vorantreiben. Führungskräfte müssen diesen Prozess gemeinsam mit ihrem Team gestalten.

Sollten Unternehmen direkt bei der Besetzung neuer Führungsstellen auf entsprechende Qualifikationen achten?

Fischer: Ich ziehe hier immer gerne den Vergleich zum anderen Megatrend, der Digitalisierung. Vor zehn, zwölf Jahren, als das Thema Digitalisierung richtig aufkam, wurde überall von Chief Digital Officern gesprochen. Ich glaube, dass Unternehmen Nachhaltigkeit auch als Querschnittsfunktion begreifen müssen. Da braucht es Führungskräfte, die das managen können. Das hat aus meiner Sicht zwar auch mit Expertise zu tun, vor allem aber mit Leadership-Fähigkeiten.

Wie können Führungskräfte ganz konkret ihr Team mit dem Nachhaltigkeitsgedanken anstecken?

Fischer: Unternehmen reden gerne vom Müssen: Wir müssen jetzt nachhaltiger werden und Maßnahmen ergreifen. Ich glaube aber, dass es vor allem um das Wollen gehen sollte. Unternehmen brauchen ein Zielbild, das zeigt, wie der Betrieb in Zukunft aussehen möchte. Hier sollten Führungskräfte Mitarbeitenden klar vermitteln, wo die Chancen für die Firma in dem Bereich stecken. Die Zukunft muss attraktiver sein als die Gegenwart.

Es geht aber nicht nur ums Wollen. Konzerne sind verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsreport zu liefern. Fällt es großen Unternehmen schwerer als kleinen, hier voranzukommen?

Fischer: Startups und jüngeren Unternehmen, gerade im Dienstleistungsumfeld, fällt es leichter. Es ist für sie verhältnismäßig einfacher, Nachhaltigkeit umzusetzen. Für Großunternehmen, gerade in der Industrie, ist der Change deutlich größer und schwerer umzusetzen. Hier sind die Topmanager gefragt. Denn wenn der Wandel beim Topmanagement nicht ankommt, dann kann sich ein Sustainability Manager noch so sehr anstrengen. Es braucht den Willen und die Kraft von oben, was dann ins Team ausstrahlen muss.

Bleiben wir bei den Industrieunternehmen. Wie sind diese hinsichtlich der aktuellen Ziele hin zu einer klimaneutralen Produktion und Dekarbonisierung aufgestellt?

Fischer: Ich hoffe natürlich, dass die Ziele erreichbar sind und ich sehe schon eine deutliche Veränderung in den Unternehmen. Gerade größere Mittelständler sind schon recht weit, vor allem, was das Stichwort Energieversorgung angeht. Auch die Ukraine-Krise hat dazu beigetragen, sich entsprechend unabhängiger aufzustellen. Aber natürlich gibt es auch Unternehmen, die noch Luft nach oben haben.

Noch einmal zurück zu den Mitarbeitenden. Was können Unternehmen tun, um ihre Arbeitnehmer entsprechend abzuholen?

Fischer: Auch hier möchte ich einen Blick auf die Digitalisierung werfen. In diesem Bereich werden oft Schulungen und Weiterbildungen angeboten. Ich bin der Überzeugung, dass Unternehmen dasselbe mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit tun müssen. Es ist wichtig, den Mitarbeitenden ganz konkret zu zeigen, welche Aspekte und Auswirkungen Nachhaltigkeit hat und haben kann. Hierfür benötigen Mitar- beitende aber erst einmal das entsprechende Wissen.

Interview: Teresa Zwirner

Zur Person

Thomas Fischer ist Gründer und CEO der Allfoye Managementberatung GmbH. Er ist Berater und Keynote-Speaker zur zukunftsfähigen Transformation im Mittelstand – mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit, Kultur und Digitalisierung.