Trotz angespannter Konjunkturlage steigert mehr als die Hälfte der Industrieunternehmen das Tempo bei der digitalen Transformation.
Die Industriemanager in der DACH-Region sind sich einig: Unternehmerischer Erfolg ist heute so eng wie nie mit der digitalen Transformation verknüpft. Laut der aktuellen Studie „Digitalisierung 2024“ intensivieren daher mehr als die Hälfte der Industrieunternehmen trotz einer insgesamt angespannten Wirtschaftslage ihre Digitalisierungsaktivitäten. Das hohe Veränderungs- und Modernisierungstempo überfordert jedoch auch zahlreiche Unternehmen und führt zu einer wachsenden digitalen Kluft. Für die Studie haben die Unternehmensberatung Staufen und AppliediT, Spezialist für die Echtzeit-Analyse industrieller Daten, mehr als 400 Industrieunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.
„Die Digitalisierung ist ein Impulsgeber und ein ideales Instrument, um in der Krise die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern. Diese Erkenntnis setzt sich in der Industrie mehr und mehr durch. Jedes zweite Unternehmen hat sich vorgenommen, das Tempo der Digitalisierung weiter zu erhöhen. Das ist richtig so“, sagt Dr. Michael Feldmeth, der bei Staufen die Practice Unit Digital & Industrie 4.0 leitet. Diese offensive und zukunftsorientierte Haltung sei ein Lichtblick im aktuellen Marktumfeld, denn sie zeige, dass sich die Unternehmen ihrer Potenziale und Chancen bewusst seien.
Industrie-Experte Feldmeth empfiehlt eine ambitionierte und mehrdimensionale Transformationsstrategie, die über reine Effizienzoptimierungen hinausgeht. So reagieren bisher 63 Prozent der Unternehmen auf die globale Wirtschaftskrise mit Kostensenkungsmaßnahmen, 45 Prozent konzentrieren sich auf ihr etabliertes Kerngeschäft. „Erst an dritter Stelle werden neue Geschäftsmodelle genannt, gefolgt von Kooperationen oder strategischen Partnerschaften. Hier ist mehr Mut gefragt“, sagt Feldmeth.
Zusammenhänge zwischen Daten verstehen und auswerten
Auch bei den Unternehmen, die nach eigenen Angaben ihre Digitalisierungsaktivitäten intensivieren, steht laut der Studie derzeit noch eher die Optimierung des Status quo ganz oben auf der Agenda. So arbeiten aktuell 82 Prozent an der „Digitalisierung der Prozesse“, 57 Prozent setzen „Cybersecurity-Maßnahmen“ um und 48 Prozent treiben eine „Cloud-Migration“ voran.
Um das Potenzial der Digitalisierung voll auszuschöpfen, empfiehlt Ignacio Quiñonero Ferrer, Geschäftsführer von AppliediT, einen umfassenden Ansatz: „Wenn Daten nur isoliert betrachtet werden, erhält das Unternehmen lediglich eine Momentaufnahme. Effektiver ist es, die Zusammenhänge zwischen den Daten zu verstehen und auszuwerten. Das erhöht den Informationsgewinn enorm. So können die Stellschrauben mit dem größten Hebel in der Prozesskette identifiziert werden.“
Digitalisierungsexperte Ferrer ist überzeugt, dass sich so die Versprechen des technologischen Wandels einlösen und enttäuschte Erwartungen vermeiden lassen: „Während die Digitalisierung in vier von zehn Unternehmen die Transparenz bereits deutlich erhöht hat, verzeichnen bisher nur etwa halb so viele wirklich spürbare positive Effekte in den Bereichen Innovationskraft, Qualität und Kosten. Das deutet darauf hin, dass in den Unternehmen zwar viele Daten gesammelt werden, deren Auswertung aber noch nicht zu einem tieferen Erkenntnisgewinn geführt hat. Kurzum: Es ist an der Zeit, jetzt den zweiten Teil des Weges der Digitalisierung in Angriff zu nehmen.“
red.