Heilbronn will Fundament für Bildung legen

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OB Harry Mergel setzt sich in Heilbronn unter anderem für Bildungthemen ein. Foto: Nico Kurth

Die Qualität einer Stadt zeigt sich an ihrem Umgang mit den Kleinsten: Um Heilbronn zur Wissensstadt zu machen, setzt Oberbürgermeister Harry Mergel unter anderem auf gebührenfreie Kita-Plätze und Ganztagesschulen.

„Wissen schafft Wirtschaftskraft“ lautet Ihre Strategie. Wie wichtig sehen Sie das Thema Bildung für Unternehmen in Heilbronn?

Harry Mergel: Bildung gehört zu den wichtigsten Themen unserer täglichen Arbeit. Sie ist Voraussetzung für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft und ein sicheres Einkommen. Heilbronn und die Region sind ein starker Wirtschaftsstandort, geprägt von den Branchen Automobil und Automobilzulieferer, Maschinenbau, Chemieindustrie, Logistik, immer mehr auch durch IT und KI. Die für uns starken Branchen unterliegen jedoch tiefgreifenden Transformationsprozessen, um auch in der Zukunft erfolgreich bestehen zu können. Wissenschaft schafft Grundlagen für diese Prozesse und entwickelt neue Technologien, um unseren Wirtschaftsmix zu erweitern. Unsere Hochschuleinrichtungen tragen dazu bei, dass wir auch die Fachkräfte bekommen, die wir für die Transformation brauchen.

Bis 2030 möchten Sie Heilbronn zu DER Wissensstadt machen. Welche Schritte müssen in den kommenden 6,5 Jahre noch unternommen werden?

Mergel: Der Weg zur Wissensstadt ist ein steter Prozess – eine Entwicklung, bei der wir längst mittendrin sind. Permanent investieren wir als Träger in Ausbau, Ausstattung und Weiterentwicklung von Kindertageseinrichtungen und Schulen, um Nachwuchs von Klein an ein gutes Fundament für Bildung legen zu können. Heilbronn hat mit seinen fast 100 Kindertageseinrichtungen ein gutes und sehr vielfältiges Angebot schon für die Kleinsten. Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise das Familienzentrum Olgakrippe als beste Kita mit dem Deutschen Kitapreis ausgezeichnet. Auch unsere Schullandschaft ist äußerst vielfältig und durchlässig. Unser Fokus liegt auf der Weiterentwicklung dieser Vielfalt und der kontinuierlichen Stärkung Heilbronns als Hochschulstandort und Universitätsstadt. Mit der Erweiterung des Bildungscampus nach Westen wird ein neues Wissensquartier entstehen mit Forschungseinrichtungen, Feldlaboren und flexibel nutzbaren Büros.

Gerade mit Blick auf gebührenfreie Kita-Plätze und Ganztagesschulen gehen Sie voran. Wie wichtig finden Sie diesen Schritt – auch für andere Städte?

Mergel: Für Heilbronn war diese Entscheidung des Gemeinderats im Rahmen der kommunalen Bildungsplanung 2007 zukunftsweisend und auch wichtig im Rahmen einer sozialen Stadt, um frühkindliche Bildung zu fördern und einen Beitrag zur Chancengleichheit zu leisten. Die Qualität einer Stadt zeigt sich an ihrem Umgang mit den Schwächsten. Der Verzicht auf Kita-Gebühren für Kinder Ü3 schlägt sich in unserem Haushalt mit einem Verzicht auf Einnahmen in Höhe von etwa zehn Millionen Euro jährlich nieder. Diese Größenordnung zeigt aus meiner Sicht ganz überzeugend, wie wichtig uns in Heilbronn gerade auch die jüngsten Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt sind.

Auch mit Blick auf die Ganztagesangebote?

Mergel: Dass wir damit auf dem richtigen Weg sind, zeigt ein Beispiel: in Heilbronn nutzen 70 Prozent der Grundschüler Ganztagsangebote, in Baden-Württemberg sind es im Schnitt lediglich etwa 30 Prozent.

Zurück zu den Unternehmen: Im Ipai soll das relevanteste Ökosystem für Künstliche Intelligenz (KI) in Europa entstehen. Was bedeutet das für ansässige Firmen?

Mergel: Es bedeutet für uns einen Quantensprung und stärkt den Zukunftsstandort Heilbronn. Etablierte Unternehmen, Akteure aus Forschung und Wissenschaft, öffentliche Träger und Startups werden gemeinsam an KI-Lösungen mit dem Schwerpunkt Anwendung und Transformation arbeiten. Eng vernetzt mit zahlreichen weiteren Akteuren und Orten wird europaweit ein einmaliges innovationsförderndes Ökosystem entstehen, das die Entwicklung und Anwendung von KI in Baden-Württemberg beschleunigen und hoch qualifizierte Arbeitsplätze entstehen lassen wird.

Und für Sie als Oberbürgermeister?

Mergel: Nach der überaus erfolgreichen BUGA 2019, die die Wahrnehmung von Heilbronn nachhaltig positiv verändert hat, ist der Innovationspark KI ein weiteres Projekt, das uns optimistisch in die Zukunft blicken lässt und den Wirtschaftsstandort mit allen positiven Folgen für Stadt, Region und Menschen stärkt.

Wie wichtig sind für die Zielerreichung auch Kooperationen und Partnerschaften?

Mergel: Partnerschaften und Kooperationen sind unerlässlich. Sie erleichtern und bereichern in vielen Bereichen die Arbeit. Sie sprechen sicherlich auch auf die Partnerschaft mit der Dieter Schwarz Stiftung an. Es ist für uns ein Glücksfall, dass Dieter Schwarz seine Heimatstadt Heilbronn so am Herzen liegt und er hier investiert. Damit können wir vieles realisieren, was ohne diese Unterstützung nicht möglich wäre.

Wie die Erweiterung des Bildungscampus …

Mergel: Genau. Mit der geplanten Erweiterung des Bildungscampus im Westen zwischen Europaplatz und dem Neckar werden wir eine weitere Stärkung des Forschungsstandorts erfahren. Gleichzeitig wird sich der Bildungscampus noch weiter Richtung Neckar, Neckarbogen und Innenstadt öffnen.

Sie sind in Heilbronn aufgewachsen. Welches Angebot hat Ihnen früher gefehlt?

Mergel: Ich bin im Heilbronner Südviertel aufgewachsen, das ganze Gebiet haben wir als unseren Spielplatz genutzt und dabei viel erlebt. Mir fehlte damals nichts. Aus heutiger Sicht hätte ich aber gerne ein Angebot wie die Experimenta gehabt. Dieser Lern- und Experimentierort ist unvergleichlich und eine große Bereicherung für Heilbronn und die ganze Region. 

Interview: Teresa Zwirner

Zur Person

Harry Mergel (SPD) ist seit 2014 Oberbürgermeister der Stadt Heilbronn.