„In Zeiten, die schwierig sind, braucht es Mut und Zuversicht“

Botschafter Dr. Christoph Heusgen betonte die Rolle Deutschlands in Europa und der Welt. Foto: Birgit Kalbacher

Es ist eine herausfordernde, schwierige Zeit, in der die Weltmarktführer beim Gipfeltreffen in Schwäbisch Hall in diesem Jahr zusammengekommen sind. Umso wichtiger ist diese 14. Auflage, bei der die Teilnehmenden von den Besten lernen, wie Lösungswege, Innovationen und Strategien für die Zukunft aussehen können und müssen.

In den einleitenden Worten nahezu jedes einzelnen der Referentinnen und Referenten wird an diesem 1. Gipfeltag klar: Sie wird zunehmend unübersichtlich, die Lage im In- und Ausland: Krisen, Probleme, Unsicherheiten, mangelndes Vertrauen und unklare Zukunftsaussichten. Während die Bundesregierung mehr Schlagzeilen mit Zoff untereinander macht, nehmen die Konflikte im Rest der Welt weiter zu: Sei es der Krieg in der Ukraine, der nicht zur Ruhe kommende Nahe Osten oder plötzlich unsichere Schifffahrtsrouten, die von Huthi-Rebellen angegriffen werden, und nicht zuletzt die Befürchtung eines erneuten US-Präsidenten Donald Trump. Nach Einschätzung von Dr. Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, war die geopolitische Lage zuletzt mit der Kubakrise, dem Bau der Berliner Mauer und der Ermordung John F. Kennedys vor gut 60 Jahren so unsicher.

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Daniel Bullinger, Oberbürgermeister von Schwäbisch Hall, zeigt mit einem Augenzwinkern auf, wie viel Hall im Leben jedes Einzelnen steckt – von den mit einer Maschine von Optima abgefüllten Kaffeekapseln bis hin zur Sauna von Klafs. Foto: Birgit Kalbacher

Angesprochen werden auch die Probleme im Inland: Eine hohe Steuerlast, eine schwächelnde Infrastruktur, steigende Arbeits- und Energiekosten sowie ein zu hoher Grad an Regulierung und Bürokratie, die viele Unternehmen regelrecht ausbremsen. Von Deutschland als „krankem Mann“ Europas ist die Rede.

Doch am 1. Tag des Gipfeltreffens der Weltmarktführer in der Bausparkasse in Schwäbisch Hall zeigt sich bei den Referenten ebenso wie bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch, dass sie die Lage zwar als durchaus ernst einschätzen, gleichzeitig aber davor warnen, die Probleme und Krisen zu sehr heraufzubeschwören, wobei häufig der Begriff der Self-Fulfilling Prophecy mitschwingt. Sie machen dabei deutlich, dass es viel wichtiger ist, die neuen Entwicklungen – Stichwort Digitalisierung und Transformation – anzupacken und Problemen wie der Energiewende und der Klimaneutralität lösungsorientiert mit Kreativität, Innovation und Mut zu begegnen.

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Tina Müller, CEO der Weleda AG, zeigt anhand ihres Unternehmens auf, wie wichtig es ist, sich immer wieder neu zu erfinden, um am Markt bestehen zu können. Foto: Birgit Kalbacher

Eine Umfrage im Publikum zeigt aber auch, dass eine große Mehrheit von 93 Prozent der Meinung ist, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland verschlechtert hat. Das bestätigt auch Referent Dr. Thomas Stoffmehl, Sprecher des Vorstands der Vorwerk SE & Co. KG.: „Ich glaube, dass wir bei den wirklich großen Fragestellungen Bildung, Infrastruktur, Flexibilität des Standortes und Bürokratie erhebliche Rückschritte machen und uns damit auch innerhalb der EU aufs Abstellgleis stellen.“

Dr. Christoph Heusgen macht sehr deutlich, wie wichtig es aus seiner Sicht ist, dass Deutschland mehr Verantwortung übernimmt, weniger zögerlich ist und Europa seine Kräfte bündelt – sowohl in Bezug auf die Wirtschaft durch weitere Handelsabkommen mit anderen Staaten, aber vor allem auch in Bezug auf seine Sicherheit: „Wir können uns diese Kleinstaaterei nicht leisten.“

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Quantenphysiker Markus Pflitsch, Gründer und CEO des Startups Terra Quantum, führt dem Publikum vor Augen, welche Chancen, aber auch Risiken das Quantencomputing birgt. Foto: Birgit Kalbacher

Wie eine weitere Umfrage unter den Teilnehmenden zur geopolitischen Lage zeigt, sehen 53 Prozent von ihnen ihr Unternehmen von der aktuellen, geopolitischen Lage nicht bedroht. Den größten Einfluss auf die Unternehmen der Gipfelteilnehmer hat dabei mit 30 Prozent die Blockbildung zwischen den USA und China, gefolgt vom Krieg in der Ukraine mit 21 Prozent und den Konflikten und Spannungen im Nahen Osten mit 6 Prozent. 43 Prozent der Teilnehmer geben an, dass die aktuellen Krisen ihr Geschäft alle gleichermaßen treffen.

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Appelliert, bei allen Entwicklungen den Mittelstand mit einzubeziehen und mitzunehmen: Gerd Chrzanowski, Komplementär der Schwarz Gruppe, im Gespräch mit Kristin Rau, Wirtschaftswoche. Foto: Birgit Kalbacher

„In Zeiten, die schwierig sind, braucht es Mut und Zuversicht“, sagt Dr. Wolfgang Döring, Initiator des Gipfeltreffens und Inhaber der Akademie Deutscher Weltmarktführer und appelliert an die Eigenverantwortung der Menschen.

Für die Teilnehmer bietet das Gipfeltreffen der Weltmarktführer auch in diesem Jahr eine einmalige Chance, Kontakte zu knüpfen, von den Besten zu lernen und mit neuen Ideen und Mut in die Zukunft zu gehen.

Birgit Kalbacher