Das Industrial Internet of Things, kurz IIoT, führt zur vernetzten Fabrik und steht in den Digitalisierungsstrategien der meisten Firmen vor Künstlicher Intelligenz und Blockchain. Zumindest legt das eine neue Studie offen.
Drei Viertel der Entscheider in deutschen Industrieunternehmen sehen ihren Markt im Prozess der digitalen Transformation – die Hälfte setzt dabei bereits auf den Einsatz des Industrial Internet of Things (IIoT). Zu diesen Ergebnissen kommt eine im April veröffentlichte Studie des IIoT-Spezialisten Relayr. Dem Unternehmen zufolge wurde die Umfrage unter 200 Entscheidern der fertigenden Industrie in Deutschland im vergangenen Sommer vom Marktforschungsunternehmen Forsa durchgeführt. Da sich die Studie „Industrial IoT in Deutschland: Transformation und Technologieeinsatz bei industriellen Unternehmen aus Entscheiderperspektive“ auf die Fahnen geschrieben hat, den Status Quo der digitalen Transformation und den aktuellen sowie langfristigen Einsatz von IIoT in Industrieunternehmen zu untersuchen, lohnt sich ein detaillierter Blick auf die Ergebnisse: Der Großteil deutscher Industrieunternehmen (77 Prozent) beobachtet der Studie zufolge einen Transformationsprozess innerhalb ihres jeweiligen Marktes. Auf ihr eigenes Unternehmen bezogen, geben sogar 94 Prozent der Entscheider an, sich in einem Prozess der digitalen Transformation zu befinden. Die meisten Unternehmen verorten sich momentan in der „Phase der Maßnahmenplanung“ (27 Prozent) und in der „Phase der Erprobung, des praktischen Ausprobierens von Maßnahmen und Überprüfen der Wirksamkeit“ (34 Prozent).
Künstliche Intelligenz, Blockchain und Big Data gelten neben dem IIoT häufig als drei prägende Schlüsseltechnologien in der Industrie. IIoT wird in der Umfrage von 60 Prozent der Unternehmen als „wichtig“ bis „sehr wichtig“ eingeschätzt und setzt sich somit gegen Big Data-Technologien (46 Prozent) und Künstliche Intelligenz (36 Prozent) durch. Blockchain ist eine Art Logbuch, welches alle Daten chronologisch erfasst, diese Blockchain-Technologien werden im Vergleich nur von 10 Prozent der Industrieunternehmen als „wichtig“ bis „sehr wichtig“ bewertet.
Fast die Hälfte der Befragten nutzt IIoT
Zum Zeitpunkt der Befragung nutzten 49 Prozent der Unternehmen nach eigenen Angaben IIoT-Technologien. Die meisten Unternehmen setzen die Technologie seit ein bis zwei (35 Prozent), oder drei bis fünf Jahren (39 Prozent) ein. Als Hauptgründe für den Einsatz von IIoT werden wesentliche Aspekte wie Prozessoptimierung (24 Prozent), Effizienz (18 Prozent) sowie Anforderungen des Auftraggebers oder Marktes (17 Prozent) oder auch Modernisierung (15 Prozent) benannt.
Das Ziel der Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung spiegelt sich Relayr zufolge auch im meistgenannten Anwendungsgebiet von IIoT wider: 84 Prozent der Unternehmen nutzen IIoT, um an ihren Maschinen oder Anlagen Datenanalysen anhand von Sensordaten vorzunehmen.
Es gibt aber einige Hürden
Von den Nicht-Nutzern planen übrigens 65 Prozent IIoT in Zukunft einzuführen. Doch auch zu Herausforderungen in ihrem digitalen Transformationsprozess wurden die Teilnehmer befragt: „Mangel an Mitarbeitern mit digitalem Fachwissen“ (63 Prozent), „veraltete/unpassende Datenarchitektur“ (60 Prozent), „notwendige strategische Investitionen“ (59 Prozent) werden hier am häufigsten genannt.
Der Faktor Fachkräftemangel zeigt sich auch bei der konkreten Umsetzung von IIoT-Projekten als größtes Hindernis. „Mangel an spezialisiertem Know-how rund um IIoT“ und der „Mangel an qualifiziertem Personal“ stellen für 55 Prozent der Befragten ein Problem dar. Abhilfe verschaffen sich die meisten Unternehmen durch Expertise von außen.
Was hinter dem Begriff IIoT steckt
Unter dem Industrial Internet of Things (IIoT) versteht man das Internet der Dinge (IoT) im industriellen Umfeld. Im Gegensatz zum IoT stehen hier nicht die Verbraucher und Anwender im Mittelpunkt der Konzepte, sondern industrielle Prozesse und Abläufe. Das IIoT ist in vielen verschiedenen Bereichen der Industrie einsetzbar, etwa in produzierenden Betrieben, Logistikunternehmen, Agrarwirtschaft, Energieversorgung oder dem medizinischen Umfeld. Durch flexiblere Produktionstechniken und intelligent vernetzte industrielle Systeme soll mehr Effizienz entstehen: Eine zentrale Rolle spielen Sensoren und Sensordaten, die die Datenbasis für die Automation und selbstlernende Maschinen liefern. Der Grundgedanke hinter dem IIoT ist, dass smarte Maschinen schneller, exakter, kostengünstiger und effizienter arbeiten als der Mensch.
Red