Sparer haben es heute nicht mehr leicht. Sie bekommen immer weniger für ihr Geld. Woran das liegt und wie es doch gelingt, nicht ganz leer auszugehen, hat uns im Interview Dirk Dombrowski, Leiter des Privatkundengeschäfts bei der BW-Bank in Heilbronn, verraten.
Herr Dombrowski, vor allem junge Sparer haben es heute schwer in Sachen Bankeinlage. Können Sie erklären, warum das so ist?
Dombrowski: Das stimmt. Insbesondere junge Vorsorgesparer haben es nicht leicht. Bislang war es so, dass sich das Kapital durch Zins und Zinseszins bei einer langfristigen Anlage bei drei bis vier Prozent nach zirka 20 Jahren verdoppelt hat. Heute fehlt dieser Zinseszinseffekt. Das heißt, die Verdopplung des Kapitals fällt weg. Das kennen wir aber noch so von früher. Dass es heute anders ist, ist noch nicht final im Bewusstsein der Menschen angekommen. Deshalb gilt hier: frühzeitig umdenken und entsprechend reagieren.
Was spricht überhaupt noch dafür, mein Geld einer Bank anzuvertrauen, wenn ich die gleiche Leistung bei der heimischen Matratze bekomme?
Dombrowski: Die Matratze zuhause bietet keine Sicherheit wie man sie in einem Bankinstitut hat. Die Sicherung vor Diebstahl ist daheim nicht gegeben. Außerdem gibt es die strategische Beratung nur bei der Bank. Renditen lassen sich vor allem aus Anlagen erzielen – und dafür braucht es Beratung.
Das Thema „Niedrigzins“ sorgt bei Anlegern für Unsicherheit. Wie nehmen Sie das wahr?
Dombrowski: Wir merken nicht, dass Kunden ihr Geld von der Bank abziehen. Das Vertrauen in uns ist nach wie vor da. Unsicher blicken die Menschen lediglich auf die Marktentwicklung. Diese lässt sich vor allem in der regen Nachfrage bei den Beratungsgesprächen messen. Die zeitliche Dimension hat hier stark zugenommen – sprich, Beratungsgespräche dauern länger und haben oft auch eine andere Tiefe. Erwartet wird verstärkt, dass wir uns intensiv mit den Wünschen und Erwartungen des Kunden auseinandersetzen und uns Zeit für ihn nehmen.
Und mit welchen Mitteln versuchen Sie, diese Unsicherheit zu nehmen?
Dombrowski: Wir möchten einen strategischen Beratungsansatz bieten und haben unter anderem Anlagetage ins Leben gerufen, auf denen Fachvorträge gehalten werden. Diese werden gut angenommen. Zuletzt hatten wir 700 Besucher. Einen Vortrag zum Thema „Auf der Suche nach Rendite“ mussten wir wiederholen, weil der Andrang so groß war. Außerdem verbessern wir unsere Erreichbarkeit, indem wir uns zu einer echten Multikanalbank weiterentwickeln. So bieten wir unseren Kunden seit 2015 die Möglichkeit, sich online via Videoschaltung beraten zu lassen.
Welche Art des Sparens lohnt sich für Ottonormalverbraucher noch?
Dombrowski: Den typischen Ottonormalverbraucher gibt es nicht mehr. Alles ist individuell geworden. Es gibt Trends, die sich abzeichnen. Einer ist die Investition in Aktien und Wertpapiere. Ein anderer das Investment in Raten. Vor allem für Vorsorgesparer lohnen sich Versicherungen mit hundertprozentiger Beitragsgarantie. Empfehlenswert ist eine Kombination aus langfristiger Anlage und Kapitalmarktorientierung in verschiedenen Anlagenklassen. Das heißt, ich sollte mein Geld möglichst auf verschiedene Anlageklassen mit verschiedenem Risiko verteilen. Etwa auf Aktien, Immobilien, Anleihen oder Währungen. Hier sollte man sich breit aufstellen, nur dann kann man langfristig Erfolg erzielen.
Interview: Lydia-Kathrin Hilpert