KI bietet große Chancen für den Mittelstand

Mittelstand; KI; Vortrag
Externe Unterstützung kann helfen, KI voranzutreiben. Ein Beispiel ist das Programm KI Transfer Plus. Foto: appliedAI Initiative GmbH

Künstliche Intelligenz ist bereits in vielen Großkonzernen ein fester Bestandteil der täglichen Arbeit. Wie auch Unternehmen aus dem Mittelstand KI einsetzen können, erklärt KI-Expertin Johanna Farnhammer im Gastbeitrag.

In den vergangenen Jahren hat die Diskussion rund um KI deutlich an Fahrt aufgenommen und ihr Einsatz in verschiedensten Bereichen ist sprunghaft gestiegen. Dabei hat sich weltweit eine wichtige Erkenntnis durchgesetzt: KI ist eine der zentralen Zukunftstechnologien. Kürzlich betonte die ehemalige SAP KI-Chefin Feiyu Xu in einem Interview: In drei Jahren muss jede Firma ein eigenes KI-Modell haben”. Der Handlungsbedarf ist also riesig, denn KI bietet ein enormes Wachstumspotenzial für Unternehmen – auch für den Mittelstand. Und wer nichts unternimmt, wird früher oder später abgehängt.

Status Quo im Mittelstand

Derzeit nutzen vor allem Großunternehmen die Potenziale von KI in weit größerem Maße als ihre kleineren Pendants. Nur 12 Prozent der mittelständischen Unternehmen investieren jährlich 15.000 Euro und mehr in die Digitalisierung und lediglich 13 Prozent verfügen über eine Digitalisierungsstrategie. Daran zeigt sich: für den gewinnbringenden Einsatz von KI ist noch ein weiter Weg zu gehen. Zwar haben die meisten mittelständischen Unternehmen KI bereits in dem ein oder anderen Entwicklungsprojekt ausprobiert oder nutzen frei verfügbare KI-Tools, doch sie gehen bei der Einführung von KI eher experimentell und nicht strategisch vor. Damit schöpfen sie das Potenzial allerdings nicht aus oder haben es noch gar nicht erkannt.

Wertschöpfung aus KI-Systemen

Es ist klar, dass mittelständische Unternehmen nicht die Ressourcen haben, KI-Lösungen wie beispielsweise das firmeneigene BoschGPT zu entwickeln. Das bleibt wohl weiterhin den großen Welt-Konzernen oder gut finanzierten und spezialisierten Startups vorbehalten. Doch die Chancen, die diese KI-Systeme bieten, können und sollten mittelständische Firmen für sich nutzen. KI ermöglicht ihnen, individuelle Lösungen für interne Prozesse oder Produktionsschritte zu finden und damit ihre Arbeit effizienter zu gestalten. Zudem kann der Einsatz von KI besonders bei den aktuellen Herausforderungen, beispielsweise den gestiegenen Energiekosten, der Cybersicherheit oder dem Fachkräftemangel, Abhilfe schaffen. Das Personal wird bei Routineaufgaben entlastet und Freiräume für komplexe, fachspezifische Tätigkeiten entstehen.

Die rasanten Veränderungen durch den Einsatz von KI stellen mittelständische Unternehmen allerdings auch vor die große Herausforderung, ebenso schnell auf die Entwicklungen zu reagieren. Dabei scheitern viele leider schon bei der Beantwortung folgender grundlegender Fragen:  Wie kann mein Unternehmen Prozesse und Geschäftsmodelle weiterentwickeln, um von den Vorteilen von KI zu profitieren? Und welche Voraussetzungen sind dafür nötig?

Mit Unterstützung auch im Mittelstand zum eigenen KI-Team

Um Antworten zu finden, benötigen Mittelständler den nötigen Weitblick gepaart mit einem Auge fürs Detail. Denn sie müssen die äußeren Entwicklungen gekonnt auf ihr eigenes Unternehmen übertragen und bewerten, wie sich KI am effektivsten einsetzen lässt. Wichtig ist: KI ist kein zeitlich begrenztes Projekt, sondern – wie die Digitalisierung – eine kontinuierliche Aufgabe. Daher sollten Beschäftigte im Unternehmen selbst KI-Kompetenzen aufbauen und Personal finden, das den Einsatz von KI im Unternehmen verantwortet und vorantreibt. So kann jedes mittelständische Unternehmen individuell auf die hauseigenen Anforderungen eingehen und die Chancen von KI sinnvoll nutzen.

Da die Ressourcen im Mittelstand häufig begrenzt sind und spezifisches KI-Wissen erst aufgebaut werden muss, kann es sich lohnen, externe Unterstützung an Bord zu holen. Eine reine Consulting-Leistung, in der Experten eine Lösung für das Unternehmen aufbauen, bringt im Bereich KI keinen Vorteil. Das Unternehmen muss das System tatsächlich selbst aufgebaut haben, um es langfristig nutzen zu können. Als Alternative dient der Einkauf eines Systems, doch auch das muss durch geschultes Personal weiterhin betreut und in Stand gehalten werden.

Ein Beispiel für die externe Unterstützung ist das Programm KI Transfer Plus. Es ist ein deutschlandweit einmaliges Programm, das 2021 als Pilot im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales gestartet wurde und sich mittlerweile etabliert hat. In diesem Programm wird es mittelständischen Unternehmen durch lokale KI-Regionalzentren ermöglicht, KI-Wissen in die eigene Firma zu holen und KI-Lösungen zu entwickeln. Es ist das Ziel, die Potenziale der künstlichen Intelligenz bestmöglich für die teilnehmenden Unternehmen zu nutzen, um so eine nachhaltige und prosperierende Zukunft in Bayern und darüber hinaus zu gestalten.

Mit dem ganzheitlichen Konzept hinter KI Transfer Plus werden teilnehmende Unternehmen auf eine strategische KI-Journey geschickt. Sie lernen neben Anwendungsbereichen, Technik und Infrastruktur auch strategisches Vorgehen kennen und arbeiten an ihrer individuellen KI-Roadmap – Beste Voraussetzungen also für die erfolgreiche Implementierung oder Skalierung von KI im Mittelstand.

Der Start der KI-Journey

Das Wichtigste, das mittelständische Unternehmen verinnerlichen müssen, um KI erfolgreich in Prozesse zu integrieren ist allerdings: Nach der erfolgreichen Einführung von KI stehen die Unternehmen nicht am Ende eines Projektes, sondern am Anfang ihrer individuellen KI-Journey. Sie müssen die eigene Strategie stetig vorantreiben, um so den rasanten Entwicklungen auf dem weltweiten Markt Stand halten zu können. Denn KI ist gekommen, um zu bleiben.

Zur Autorin

Dr. Johanna Farnhammer ist Teamlead & Head of KI Transfer Plus der appliedAI Initiative GmbH.