„Klimaschutz hat hohe Priorität“

Streuobstwiesen-Pflanzaktion: Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) pflanzte Ende Februar mit Unterstützung des Öhringer Bauhofs mehrere neue Obstbäume im Ströllerbachtal. Foto: Stadt Öhringen

Seit Jahresbeginn ist Sophie Strecker Klimaschutzmanagerin von Öhringen. Die 26-Jährige erläutert, was sie sich auf diesem neu
geschaffenen Posten vorgenommen hat – und wie sich die Stadt auf den Weg zur Klimaneutralität macht.

Warum hat Öhringen einen Posten für Klimaschutzmanagement geschaffen? Was verspricht sich die Stadt davon?

Sophie Strecker: Öhringen hat bereits viele Umweltschutzmaßnahmen auf den Weg gebracht. Als Meilenstein gründete 2021 die Stadt ihre eigenen Stadtwerke und hat damit einen großen Schritt in Richtung nachhaltiges Energiemanagement mit Fernwärmeausbau und Öko-Strom aus der Region gesetzt. Alle weiteren Nachhaltigkeitsaktivitäten in der Stelle des Klimamanagers zu bündeln, ist die zweite Säule der Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt. Damit packen wir das Thema Klimaverantwortung ganz systematisch an und bringen die bestehenden und zukünftigen Schritte in ein sinnvolles, auf Öhringen zugeschnittenes und zukunftsweisendes Klimaschutzkonzept.

Wie sieht die Bestandsanalyse aus? Wo steht Öhringen im Klimaschutz?

Strecker: Wir haben schon viel zum Thema Nachhaltigkeit gemacht: unser entstehendes Mobilitätskonzept, Biotopvernetzung und Blühstreifen, Baum­erlenbacher Öko-Garten, Streuobstwiesenpflanzaktion, Carsharing, Ausbau der E-Ladesäulen, Umrüstung der Straßenleuchten zu LED, E-Autos im städtischen Fuhrpark oder das Stadtradeln. Aktuell arbeiten wir an einer Photovoltaik-Potenzialanalyse in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Öhringen, gehen Energieeffizienzmaßnahmen in kommunalen Gebäuden durch, sprechen über Gebäudesanierungen und die Planung im Fernwärmenetzausbau. Wir stehen noch am Anfang des Prozesses, aber es ist mir ein Anliegen, an der städtischen Entwicklung auch in Abstimmung mit dem Hohenlohekreis und anderen Kommunen in der Region teilzunehmen und mich aktiv zu beteiligen.

Was genau sind Ihre Aufgaben?

Strecker: Ich koordiniere alle Klimaschutzmaßnahmen der Stadt und sorge für deren Konzept, Strategie und Umsetzung. Das geht natürlich nur in Zusammenarbeit mit allen lokalen Akteuren aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.

Welche Auswirkungen hat das Engagement für mehr Klimaschutz auf die regionale Wirtschaft?

Strecker: Bisher stehe ich noch nicht im direkten Austausch mit den Unternehmen. Wenn Öhringen ein integriertes Klimaschutzkonzept beschließt, ist die Wirtschaft auch gefragt. Hier müssen alle an einem Strang ziehen.

Welche konkreten Projekte wollen Sie in Ihrer neuen Rolle angehen? Wo sehen Sie Potenzial für mehr Klimaschutz?

Strecker: Wichtig ist erst einmal für mich, sich lokal gut zu vernetzen, um auch Mehrheiten für anstehende Projekte zu generieren. Großes Potenzial liegt im Gebäudebereich und im Ausbau von erneuerbaren Energien. Kurzfristig hilft sicherlich der Ausbau der Photovoltaik. Langfristig müssen wir jetzt Vorbereitungen treffen für die großen Projekte wie die Wärmewende, Energiewende oder Mobilitätswende.

Klimaschutz ist mehr als nur CO2-Reduktion: Gibt es auch städtebauliche Planungen, um sich besser an die Folgen des Klimawandels anzupassen?

Strecker: Ja, ein Thema sind Dachbegrünungen und der Schutz vor Starkregenereignissen. Das wären zum Beispiel wassergebundene Decken, sprich Bodenmanagement, und die Möglichkeit, Pufferspeicher für Wasser zu bilden. Nützlich sind auch naturnahe Becken als Regenrückhaltebecken sowie helle Fassaden von Gebäuden und helle, wasserdurchlässige Pflasterbeläge.

Welche Klimaschutzziele hat sich die Stadt für die kommenden Jahre gesetzt?

Strecker: Die Stadt Öhringen hat im Stadtentwicklungskonzept „Strategie Öhringen 2035“ die Absicht bekundet, klimaneutral zu werden, dem europäischen Klimabündnis beizutreten und sich als „Europäische Energie- und Klimaschutzkommune“ zu bewerben. Das muss jetzt in Beschlüssen zum Klimaschutzkonzept festgezurrt werden.

Wie bewerten Sie persönlich die ersten Monate als Klimaschutzmanagerin?

Strecker: Ich bin herzlich empfangen worden und habe gleich konkrete Aufgaben auf meinen Tisch bekommen. Für die Stadt ist klar, dass Klimaschutz in Öhringen hohe Priorität genießt.

Sie haben BWL studiert, einen Master in Nachhaltigkeitsmanagement und stehen noch am Anfang ihres Berufs­lebens. Welche Kenntnisse helfen Ihnen bei der Erfüllung der neuen Aufgaben?

Strecker: Ich bin erfahren im Projektmanagement und war auch Projektleiterin. Ich kann gut Komplexität managen. Inhaltlich habe ich viel bei meiner Werkstudententätigkeit im Umwelt- und CO2-Management im Team Umwelt gelernt. Persönlich freue ich mich auf die Herausforderung einer zukunftsgerichteten und verantwortungsvollen Aufgabe und die Möglichkeit, mich einbringen zu können.

Sollte jede Kommune über ein Klimaschutzmanagement verfügen?

Strecker: Ich denke, es ist immer gut, so komplexe und in jeder Kommune individuelle Maßnahmen zentral zu koordinieren. Klimaschutz ist eine sehr langfristige Aufgabe. Da helfen erfahrene, kompetente und gut vernetzte Ansprechpartner, die langfristig denken und motivieren können.

Interview: Teresa Zwirner