Der iPhone-Moment der künstlichen Intelligenz

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Miriam Meckel (rechts) und Léa Steinacker, Gründerinnen der ada Learning GmbH, machen deutlich, dass die neuen Formen von KI die Unternehmen langfristig und erheblich verändern werden. Dies könne aber nur gelingen, wenn auch die Mitarbeitenden entsprechend mit eingebunden werden. Foto: Teresa Zwirner

KI als neuer CEO? Nicht vollkommen abwegig. Miriam Meckel und Léa Steinacker, Gründerinnen der ada Learning GmbH, sprechen auf dem Gipfeltreffen der Weltmarktführer darüber, inwieweit KI den Arbeitsmarkt verändert.

Kann es sein, dass auch Führungstätigkeiten künftig von künstlicher Intelligenz übernommen werden? Es gebe Experten, die sagen: ja, man müsse einfach in die Finanzmärkte schauen. Doch Miriam Meckel und Léa Steinacker, Gründerinnen der ada Learning GmbH, gehen einen Schritt zurück. „Wir können KI auch so implementieren, dass das funktionieren kann, und wir die Rolle behalten, die wir gerne hätten“, sagt Meckel. Dafür sei es wichtig zu schauen, was KI gerade in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt könne und welche Voraussetzungen man schaffen müsse, damit es so werde, wie wir es gerne hätten.

Jetzt kann jeder Künstliche Intelligenz ausprobieren

Dabei war der 30. November 2022 der iPhone-Moment der künstlichen Intelligenz: Das war der Moment, in dem Open AI ChatGPT an die Öffentlichkeit gebracht hat. Vorher habe KI zwar auch schon eine Rolle gespielt – zum Beispiel bei Logistikprozessen oder der Warenwirtschaft – aber bis zu diesem Zeitpunkt habe man das als Anwender nicht direkt gesehen. Die KI lag hinter der Schnittstelle. „Jetzt kann jeder schnell und einfach KI ausprobieren und damit auch eigene Arbeitsprozesse verändern“, sagt Meckel.

Dabei sei mit diesem iPhone-Moment etwas passiert, was noch nie vorher passiert sei. Innerhalb von fünf Tagen habe die Anwendung eine Millionen Nutzer gehabt. Zum Vergleich: Netflix habe dafür beispielsweise mehrere Jahre gebraucht. „Und das ist ein Riesenerfolg. Denn ich erhalte auf eine Frage innerhalb von Sekunden eine Antwort, die auf reiner Statistik, basierend auf 175 Milliarden Parametern, besteht“, erklärt Meckel.

KI als Unterstützung zur Produktivitätssteigerung

Doch was macht das mit unserem Arbeitsmarkt? Es stimmt: Laut IWF-Studie könne KI rund 60 Prozent der Arbeitsplätze betreffen. „Doch es ist wichtig zu verstehen, dass es dabei nicht um komplette Jobs geht, sondern um einzelne Aufgaben, bei denen uns KI unterstützen kann“, erklärt Meckel. So schätze der IWF, dass die Hälfte dieser Arbeitsplätze durch Komplementarität zu höherer Produktivität führen könne. Das bedeutet, die Komplementarität zwischen menschlicher und maschineller Intelligenz werde zu einer Produktivitätssteigerung beitragen. „Die andere Hälfte wird höchstwahrscheinlich größere Umwälzungen erleben“, erklärt Meckel. Hier könne es tatsächlich dazu kommen, dass Aufgaben komplett übernommen oder komplette Arbeitsplätze wegfallen könnten. Wichtig sei jedoch zu betonen, dass jede technologische Revolution auch viele neue Arbeitsplätze mit sich bringe.

Wenn man sich nun die Führungskräfte in Wirtschaftsmarktführerunternehmen anschaue, müsse man sich fragen, was das nun für die Organisation und das gesamte Geschäftsmodell bedeute. „Bei einer Studie mit knapp 5000 CEOs aus über 100 Ländern, sagen 70 Prozent, dass diese neue Art der künstlichen Intelligenz das Unternehmen langfristig und erheblich verändern wird“, ergänzt Steinacker. Dabei würden laut der Expertin die allermeisten CEOs vor allem Vorteile hinsichtlich Produktivität sehen. Ein wichtiger Punkt hierfür sei das Thema Weiterbildung der Mitarbeitenden. 69 Prozent der CEOs betonen, dass es genau hier noch etwas Nachschub brauche. „Denn keine KI bringt uns etwas, wenn wir unsere Mitarbeitenden nicht vom Mindset und den Fähigkeiten her mitnehmen. Keine Software hilft dem Prozess, wenn niemand weiß, warum und wie sie funktioniert“, so Steinacker.

Teresa Zwirner