Jacqueline Förderer ist 28 Jahre alt und Bürgermeisterin von Schrozberg im Landkreis Schwäbisch Hall. Damit ist sie die jüngste Rathauschefin in Baden-Württemberg. Wie sie zu diesem Berufswunsch gekommen ist, erzählt sie im Gespräch.
Im Studium hatten wir als Dozenten einen Bürgermeister außer Dienst. Er erzählte aus seiner täglichen Arbeit als Rathauschef und das war sowohl inspirierend als auch sehr spannend. Im Rückblick kann man sagen, dass schon im Jahr 2008 dieser Berufswunsch in mir geweckt wurde“, erklärt Jacqueline Förderer, die seit dem 1. Juli Bürgermeisterin von Schrozberg ist. Die Vielfältigkeit und das breite Spektrum der Aufgaben als Stadtoberhaupt reizen sie. Sie mag das Zusammenspiel von Verpflichtung und Verantwortung. Für ihre Mitarbeiter und die Bürger habe sie immer ein offenes Ohr. In Pfinztal bei Karlsruhe aufgewachsen, absolvierte Förderer nach dem Abitur das betriebswirtschaftliche Studium der Öffentlichen Wirtschaft und Kommunalwirtschaft an der Dualen Hochschule in Mannheim. Nach einer Stelle an der Kunsthalle Mannheim, in der sie für Personal und Kasse verantwortlich war, bewarb sie sich auf den Posten des Bürgermeisters in Schrozberg.
Wenig weibliche Politiker
20 ihrer etwa 30 Mitstudenten waren Frauen, trotzdem kann Förderer nicht erklären, woran es liegt, dass nur wenige Frauen in der Kommunalpolitik tätig sind. „Ich bin eine Person des öffentlichen Lebens und werde als Bürgermeisterin wahrgenommen und nicht als Jacqueline Förderer. Es ist ein Beruf mit großen Herausforderungen. Man braucht ein breites Kreuz und einen starken Willen“, sagt sie. Auch das Thema Familienplanung sei nicht ganz einfach. Immer sei man in der Öffentlichkeit, die 28-Jährige kann sich das als möglichen Grund für die wenigen Kommunalpolitikerinnen vorstellen. „Es gibt viele Abend- und Wochenendtermine und keinen geregelten Tagesablauf.“ Sich selbst Freiräume zu schaffen, sei nicht immer einfach. In Baden-Württemberg gibt es 1101 Gemeinden, von denen lediglich fünf Prozent von Frauen „regiert“ werden. „Von den 30 Gemeinden im Landkreis Schwäbisch Hall haben fünf einen weiblichen Rathauschef.“ Neben Schrozberg sind das noch Vellberg, Wallhausen, Blaufelden und Fichtenau.
„Es wäre schön, wenn ich für junge Frauen ein Vorbild bin“, sagt Förderer, die sich bereits in jungen Jahren in der Jugendarbeit im Verein engagierte und als Mitarbeiterin der Stadt Mannheim Ausbilderin war. „Meine ehemaligen Arbeitgeber haben mich Erfahrungen machen und Verantwortung übernehmen lassen. So durfte und musste ich Entscheidungen vertreten. Man glaubte meiner Expertise. Das war eine positive Erfahrung, wenn Ältere und Erfahrenere auf einen hören.“
Die 28-Jährige weiß aber auch, dass es nicht gewöhnlich ist, in diesem Alter schon in solch einer Position zu sein: „Auf meine gleichaltrigen Mitmenschen baut das viel Druck auf. Diese Stelle muss zu einem passen.“ Was sie will, weiß Förderer ganz genau: Eine lebendige und abwechslungsreiche Arbeit, etwas in das man sich richtig eindenken und für das man sich einsetzen muss. Sie beschreibt sich selbst als zielstrebig, engagiert und gesellig. „Ich bin ein sehr nüchterner Typ und manchen Menschen bin ich einfach zu sachlich.“ Die Rathauschefin hat ihren Vorgänger vor der Wahl oft getroffen und ihm viele Fragen gestellt. „So habe ich mir ein Bild von der Stimmung hier in Schrozberg gemacht. Wie sind Gemeinde und Rathaus aufgestellt? Hier läuft vieles rund. Die Infrastruktur ist gut ausgebaut und es gibt keine maroden Straßen.“ Sie möchte, dass die Stadt attraktiv bleibt und „als Wohnort geschätzt und wahrgenommen wird“. Es sei eine tolle Gemeinschaft hier, nicht so anonym wie in der Großstadt.
Für die Zukunft der 5660 Einwohner zählenden Gemeinde hat Förderer klare Visionen zum Thema Digitalisierung. „Beim Breitbandausbau müssen wir alles tun, was möglich ist. Ob für die private Nutzung oder die berufliche – diese Infrastruktur ist wichtig, denn sie bietet Möglichkeiten und Lösungen für den ländlichen Raum.“ Dabei dürfe auch der soziale Aspekt nicht unterschätzt werden. Durch soziale Netzwerke, Videotelefonie und Kurznachrichtendienste bekomme man vieles direkter mit. Sie betont: „Es ergänzt das soziale Leben und wenn wir die Älteren da mitnehmen können, ist das ein großer Schritt.“
Annika Wieland