„Man hat hier Unterhaltung“

Lucie Fix hat sich vor zwölf Jahren bewusst für ein Leben in betreutem Wohnen entschieden. Im Gespräch mit dem PROMAGAZIN schildert die 79-Jährige, welche Vorteile sie darin sieht und warum sie diesen Schritt gewählt hat.

Wenn Lucie Fix auf ihrem Balkon sitzt, geht ihr Blick ins Grüne. Bei gutem Wetter hält sie sich gern im Freien auf und genießt die Sonne. Ihre Wohnung hat die 79-Jährige gemütlich eingerichtet. An der Wand hängen Fotos ihrer Familie, auf dem Sofa sitzen Puppen. Außerdem ist die Heilbronnerin stolz darauf, dass ihre Orchideen so gut gedeihen. Das rund 42 Quadratmeter große Appartement, in dem Lucie Fix sich wohl fühlt, ist Teil eines Betreuten Seniorenwohnens in Heilbronn-Sontheim. Dort lebt die Rentnerin seit zwölf Jahren.

Lucie Fix ist eigentlich noch fit und unternehmungslustig. Kochen, Backen, Putzen und Wäsche machen, all das macht sie allein. Doch als sie 2004 aus ihrer Wohnung in Bönnigheim auszieht, um näher bei ihren Kindern in Heilbronn zu leben, macht sie sich Gedanken. „Ich bin älter geworden“, sagt die Witwe nachdenklich. „Es könnte sein, dass ich eines Tages tatsächlich auf fremde Hilfe angewiesen sein werde.“

Für ein Altenheim fühlte sich die damals 67-Jährige aber noch zu jung. Schließlich hört sie von der Möglichkeit, in eine Anlage für Betreutes Wohnen zu ziehen. „Das ist wie eine normale Wohnung: Ich bleibe selbstständig, muss mich nicht bei irgendjemanden an- und abmelden, wenn ich aus dem Haus gehe“, sagt sie. Gleichzeitig fühle sie sich in ihrer Wohnung sicher. Denn sollte es ihr plötzlich schlecht gehen, kann sie auf einen von zwei Schaltern drücken und der Notdienst käme ihr zur Hilfe. „Es kann ja schnell mal etwas passieren, etwa in der Nacht.“ Und wer sich sein Essen nicht mehr selbst zubereiten könne, kann es sich bringen lassen. Auch beim Anziehen helfen die Schwestern bei Bedarf. Bisher musste die rüstige Seniorin aber weder auf den Knopf drücken, noch Hilfe von einer Pflegekraft annehmen.

Als Vorteil empfindet die Rentnerin auch die bezahlbare Miete sowie die zentrale Lage. Direkt vor dem Eingang befindet sich eine Bushaltestelle, sodass sie bequem in die Stadt fahren kann. Es gibt diverse Läden, unter anderem einen Supermarkt, in dem sie ihre Einkäufe erledigt. „Außerdem haben verschiedene Ärzte ihre Praxis auf dem Jörg-Ratgeb-Platz“, sagt sie erfreut. „Alles liegt vor der Tür, das findet man nicht überall.“

Angenehm findet Fix auch, dass sie zu einigen Nachbarinnen inzwischen ein freundschaftliches Verhältnis hat. So halten die Damen öfters mal einen netten Plausch, treffen sich zu einem gemeinsamen Spaziergang oder essen miteinander zu Mittag. „In einem Hochhaus mit vielen Leuten dagegen lebt jeder für sich, alles ist ganz anonym“, sagt sie. Auch in ihrer alten Wohnung habe sie sich teilweise von der Welt abgeschnitten gefühlt. Umso mehr genießt sie es jetzt, Kontakt zu anderen Bewohnern zu haben und sich mit ihnen auszutauschen. Sie freut sich auf den Mittwoch, weil dann ein Kaffeenachmittag stattfindet. „Wir machen Gedächtnistraining und Gesellschaftsspiele, essen Kuchen oder belegte Brote“, erzählt die 79-Jährige. „Man hat hier Unterhaltung.“ Und wenn sie lieber mit ihrer Familie etwas unternehmen oder einfach ihre Ruhe haben möchte, haben die Mitbewohner dafür Verständnis.

Tanja Capuana