Megatrends verändern Unternehmen

Roboter; Mensch; Maschine; Megatrends; KI
Megatrends als Treiber des Wandels: Digitale Technologien durchdringen inzwischen fast alle Lebensbereiche. Foto: Adobe Stock Bilder/ horvsn

New Work, technologischer Fortschritt, Globalisierung: Drei von mehreren Megatrends, die Gesellschaften langfristig umformen. Sie zwingen auch Unternehmen dazu, ihre Strukturen, Prozesse, Geschäftsmodelle und die Kommunikation neu auszurichten.

Lawinen in Zeitlupe – dieses Bild beschreibt Megatrends ganz gut, denn sie entwickeln sich zwar langsam, sind aber enorm mächtig. Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen die Megatrends erkennen und in ihre Strategien einbeziehen.

Ein wichtiger Punkt unter den Megatrends für Unternehmen ist das Thema New Work, das im deutschsprachigen Raum oft mit Begriffen wie Flexibilität, Sinnfindung und Agilität verbunden wird. „Die Zukunft der Arbeit wird aber viel mehr davon geprägt sein, wie die Individualität des Einzelnen in den Gesamtkontext einer Organisation eingebettet werden kann, wie also soziale Systeme als Ganzes wirksam sind“, erklärt Prof. Dr. Stefan Tewes, Director of Business Innovation des Frankfurter Zukunftsinstituts und Professor für digitale Transformation und Innovation an der FOM Hochschule für Oekonomie & Management mit Hauptsitz in Essen.

Zudem seien technologische Entwicklungen und der Umgang mit Tools und Techniken essenzielle Bestandteile, um in einer volatilen und komplexen Wirtschaft noch Wachstum in Organisationen zu ermöglichen. Die 30-Stunden-Woche sei laut dem Megatrend Research dabei kein global erkennbarer Trend.

Effektivität der Organisation muss erhöht werden

„Die Reduzierung der Arbeitszeit wird nur bei mindestens gleichbleibender Produktivität möglich sein –aber auch nur dann, wenn die Effektivität der Organisation drastisch erhöht wird. Dazu braucht es vor allem Technologiesprünge“, so Tewes. Und da liege die größere gesellschaftliche Frage ganz woanders: Wird die Befähigung der Menschen durch staatliche Bildungsinstitutionen reichen, um im weltweiten Wettbewerb noch eine tragende Rolle zu spielen? „Bleiben diese wie heute, werden insbesondere in den technologischen und digitalen Bereichen nur Techno-Eliten mit den schnellen Entwicklungen Schritt halten – egal ob in drei, vier oder fünf Tagen die Woche“, erklärt der Experte.

Der technologische Fortschritt ist dabei zweifellos eine der entscheidenden Entwicklungen, die Unternehmen in den kommenden Jahren prägen werden. Technologien wie künstliche Intelligenz, Internet der Dinge (IoT), Blockchain und 5G werden Unternehmen dabei unterstützen, ihre Prozesse zu optimieren, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und innovative Produkte und Dienstleistungen anzubieten.

Megatrends erfordern Umstellung

Unternehmen sollten sich darauf konzentrieren, diese Technologien zu verstehen und gezielt einzusetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ganz wichtig ist hierbei das Thema Sicherheit. „Wir leben in einer real-digitalen Welt – kein Alltag ohne Technologie. Da jede Technologie angreifbar ist, werden die Investitionen in die Cybersicherheit zunehmen“, sagt Stefan Tewes. Aktuelle Entwicklungen wie digitales Zentralbankgeld werde die Frage der Sicherheit noch weiter verstärken. Aber auch der Schutz kritischer Einrichtungen werde relevanter. „Inwieweit Blockchain hier Einfluss nimmt, hängt stark vom jeweiligen Case ab. Eine Lösung für alle technischen Sicherheitsprobleme ist diese nicht“, betont der Zukunftsexperte.

Auch in ihren Organisationsformen müssen sich Betriebe umstellen. Laut Zukunftsinstitut dürfen sie sich in der Netzwerkökonomie nicht länger als geschlossene Einheiten, sondern als Plattformen offener Netzwerke und branchenübergreifender Business-Ökosysteme verstehen.

Inhaltliche und messbare Verantwortung übernehmen

„Oft verwechselt man Netzwerkökonomie mit Hierarchienlosigkeit – das ist aber falsch. Es wird immer Menschen geben, die Verantwortung für Entscheidungen übernehmen müssen“, erklärt Tewes. Je dezentraler, also „netzwerkiger“ Organisationen aufgestellt seien, desto mehr komme es auf Verantwortungsübernahme an. Neben der inhaltlichen Entscheidung sei aber auch die Messbarkeit der Entscheidung relevant. „Die ökonomische Verantwortung wird häufig ausgeblendet. In Zukunft werden vor allem Menschen Entscheidungen treffen, die inhaltliche und messbare Verantwortung übernehmen. Diese werden in kleineren Teams mit anderen Teams interagieren. Im freien Wettbewerb weichen große und langsame Institutionen somit schnellen und dynamischen Organisationen“, erklärt der Experte. Auch die Globalisierung bringt Veränderungen mit sich. Während internationale Wirtschaftsbeziehungen
von schwankenden nationalen Interessenlagen betroffen sind, befinden sich Wissenschaft und Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaften weltweit in zunehmend engerem freien Austausch der Ideen, Talente und Waren.

Diese Verbindungen sind laut Zukunftsinstitut vielleicht der wichtigste Treiber des Fortschritts, stellen Unternehmen aber auch vor Herausforderungen. „In einer globalen Welt müssen Unternehmen lernen, sich in dieser zurechtzufinden. Virtuelle und internationale Teams werden zunehmend zum Standard. Unternehmen müssen vor allem auf eine Balance zwischen Kerngeschäft und Innovation achten“, sagt Tewes. Das durch die Digitalisierung forcierte Tempo zwinge Unternehmen dazu, das Außen und das Innen – also Trends und Optionen – flexibel und durchgehend zu vereinen. Dazu brauche es neue Skills und eine Abkehr von klassischen Organisationsideen.

Teresa Zwirner