Von regionaler CO2-Kompensation bis hin zum innovativen Recycling: Ulrich Boelcke vom Modell Hohenlohe erklärt im Gastbeitrag, wie gemeinsamen Netzwerken nachhaltiges Wirtschaften in der Region stärkt.
In nahezu allen Branchen steht Nachhaltigkeit hoch im Kurs. Unternehmen tragen nicht mehr nur die Verantwortung für Gewinnmaximierung, sondern werden zunehmend dazu aufgefordert, nachhaltig zu wirtschaften. In Heilbronn-Franken setzt sich unter anderem das Unternehmensnetzwerk Modell Hohenlohe für das Umweltbewusstsein in Unternehmen ein. Kernelemente sind dabei der Austausch von Kompetenz und Know-how zum Beispiel in Energieeffizienz- und Klimaschutz-Netzwerken, in Arbeitsgruppen zur Verbesserung von Energieerzeugung und -speicherung, zur CO2-Neutralität und zur Entsorgungs-, Verpackungs- und Kreislaufwirtschaft.
Plattform zum Netzwerken und Austauschen
„Im Juli war Modell Hohenlohe beispielsweise zur Exkursion bei der Landwirtschaft Reber in Schwäbisch Hall-Gailenkirchen. Thema waren die regionale CO2-Kompensation und Biodiversitätsförderung sowie Bewertung der Nachhaltigkeitsleistungen durch innovative beziehungsweise regenerative Landwirtschaft. Auch der immer wichtiger werdende Zertifikatehandel wurde beleuchtet“, erklärt Vorstandsvorsitzender Klaus Lippemeier.
Im Dezember dagegen beleuchtet Modell Hohenlohe einen Meilenstein im Arbeitsschutz, der für jedes Unternehmen gesetzlich vorgeschrieben, aber kaum bekannt ist: die Durchführung der Psychischen Gefährdungsbeurteilung. Ein wirksames Mittel, um ein fundiertes Bild von den aktuellen Verhältnissen im Unternehmen zu bekommen und auch verbessern zu können.
Im Januar 2024 steht dann das Thema innovatives Recycling im Fokus. Das Event wird mit zwei überregionalen Unternehmen durchgeführt. Impossible Plastics recycelt Kunststoffabfälle, die als unmöglich zu recyclen gelten, zu neuen Produkten, wie Paletten und Gebrauchsgegenständen. Diese Produkte binden zwischen dem 1- und 4-fachen ihres Eigengewichts an Kohlendioxid. Wildplastic nutzt Plastik, das sich außerhalb des Recyclingkreislaufs auf illegalen Mülldeponien, in der Natur oder im Straßenbild befindet – insbesondere in Regionen, die besonders stark von der Plastikkrise betroffen sind. Das Material wird zurück in den Produktionskreislauf als neues Produkt geführt, wie zum Beispiel Müllbeutel aus wildem Plastik.
Gemeinsam über den Tellerrand schauen
„Es ist wichtig, die Interessen der Unternehmen mit dem Umweltschutz in Einklang zu bringen. Genau das möchten wir als Gemeinschaft schaffen,“ erklärt Lippemeier. Und das schon seit über 30 Jahren. Gegründet wurde der Verband, als 1990 Proteste in der Region gegen eine geplante Sondermüll-Verbrennungsanlage in Kupferzell-Beltersrot aufkamen. 27 Unternehmen schlossen sich daraufhin zusammen, um sich gemeinsam für die Reduzierung von Abfällen einzusetzen. Heute besteht die Initiative aus 130 Mitgliedsunternehmen aus den Bereichen Produktion und Dienstleistungen. „Mit den Mitgliedern und Wegbegleitern möchten wir über den eigenen Tellerrand hinausschauen“, so Lippemeier. Denn Nachhaltigkeit ist längst eine Notwendigkeit in der heutigen Geschäftswelt. Unternehmen, die nachhaltige Praktiken implementieren, sind nicht nur besser für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet, sondern tragen auch zur Schaffung einer positiven, lebenswerten Welt bei. Es ist an der Zeit, dass Nachhaltigkeit nicht nur als Unternehmensziel, sondern als grundlegendes Prinzip für verantwortungsbewusstes und zukunftsorientiertes Wirtschaften verstanden wird.
Ulrich Boelcke