Das Corona-Virus hat Unternehmen vor die Herausforderung gestellt, innerhalb kürzester Zeit ihre Arbeitsweise und Kommunikation umzustellen, auch was die technische Seite anbelangt. Wie sind Unternehmen aus der Region damit umgegangen?
Morgens, halb sechs im Kellergeschoss eines Einfamilienhauses in Kupferzell: Kim Wagner wirft ihren Laptop an und beginnt zu arbeiten. Die 31-Jährige ist bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Schwäbisch Hall für Öffentlichkeitsarbeit, Personal und Qualitätssicherung zuständig. Seit Beginn der Corona-Restriktionen arbeitet sie komplett von zu Hause aus, ebenso wie ihr Mann Sven, der sich ab sieben Uhr mit ihr das Büro teilt. „Das funktioniert eigentlich recht gut, solange wir nicht gleichzeitig eine Telefonkonferenz haben“, erklärt die zweifache Mutter. „Dann weicht einer von uns ins Zimmer unseres Sohnes aus.“
Die AWO habe sich zu Beginn der Restriktionen darum bemüht, alle Mitarbeiter mit Handys und Laptops zu versorgen, erklärt Kim Wagner. „Das waren aber nur noch einige Handys. Wir waren schon vor der Krise EDV-technisch gut ausgestattet.“ Alle Verwaltungsmitarbeiter und Führungskräfte hätten auch vorher schon die Möglichkeit auf Homeoffice gehabt, aktuell arbeiten alle Mitarbeiter von zu Hause aus.
Das Sozialunternehmen habe sich einen zusätzlichen Kommunikationsweg mit Microsoft Teams erschlossen, was sehr gut funktioniere, berichtet Wagner. Ihre aktuelle Aufgabe ist die Implementierung einer App für alle Mitarbeiter. So soll die Kommunikation und Verbindung zwischen den über den ganzen Landkreis verstreuten Mitarbeitern noch enger werden. „Das Projekt ist seit letztem Herbst in Planung. Seit vergangener Woche läuft die App bei rund 50 unserer 200 Mitarbeiter in der Testphase“, erzählt die studierte Politikwissenschaftlerin. „Uns war wichtig, dass die App konform mit der DSGVO ist und auch von unserem Betriebsrat befürwortet wird.“ Damit will die AWO als modernes Unternehmen auftreten. „In dieser Krise profitieren meiner Meinung nach ganz klar familienfreundliche und innovative Arbeitgeber“, sagt Wagner.
Mobile Wege
Auch die Kreissparkasse Heilbronn bemüht sich, als Arbeitgeber attraktiv zu sein und zu bleiben. Das mobile Arbeiten sei daher schon seit Längerem möglich, berichtet Pressesprecherin Isabell Voigt. Insofern seien die technischen Voraussetzungen bereits vorhanden gewesen. „In der Corona-Krise haben wir sofort reagiert: Es wurden zusätzliche VPN-Zugänge eingerichtet und weitere mobile Endgeräte bereitgestellt“, so Voigt weiter. „Sie wurden sehr schnell verteilt, sodass viele Mitarbeiter seit Wochen von zu Hause aus arbeiten können.“ Kommuniziert werde weiterhin per E-Mail und Telefon, aber nun zusätzlich auch per Chat sowie Telefon- oder Videokonferenz.
Die Kunden der Kreissparkasse Heilbronn können seit vielen Jahren mobile Wege nutzen, um ihre Bankgeschäfte zu erledigen, etwa die Internet-Filiale, eine Banking-App oder die Chat-Funktion. Die Voraussetzungen standen also schon gut, erläutert Isabell Voigt: „Gerade das Kunden-Center haben wir aufgrund der Corona-Pandemie stark ausgeweitet und zudem mehr Kapazitäten in der Online-Beratung geschaffen.“
Beim Wertheimer Weltmarktführer für Musikzubehör König und Meyer wurde die Produktion und die Logistik auf ein strikt getrenntes Schichtsystem umgestellt. „Wo es möglich ist, arbeiten wir im Homeoffice“, erklärt Geschäftsführerin Gabriela König. Technisch war das Unternehmen schon gut ausgestattet. „Es wurden nur weitere Lizenzen für eine größere Anzahl an gleichzeitigen Nutzern benötigt“, sagt König. Homeoffice gab es vor Corona nur sporadisch. Nun arbeiten täglich bis zu 15 Mitarbeiter parallel aus dem Homeoffice. „Dies funktioniert reibungslos und mit guter Akzeptanz aller Beteiligten.“
Nachschub gesichert
Das IT-Unternehmen Bechtle aus Neckarsulm hat zunächst stark von der Krise profitiert. „Zu Beginn der Krise erlebten wir eine Art Sonderkonjunktur im Bereich der IT-Ausstattung“, berichtet Unternehmenssprecher Jürgen Schrank. „Die Nachfrage ist derzeit noch deutlich höher als vor Corona, flacht jedoch inzwischen wieder ab.“ Zwar sei das Unternehmen präferierter Partner vieler Hersteller und Händler, dennoch habe es zwischenzeitlich kleinere Engpässe gegeben.
In den vergangenen Wochen habe die Nachfrage nach cloudbasierten Collaboration-Lösungen zugenommen, berichtet Schrank. „Die Kunden verstärken ihre strategischen Überlegungen, wie sie die neue Technik in Zukunft oder in einer eventuell drohenden zweiten Pandemie-Welle nutzen können.“ Auch Schulen nutzen die Collaboration-Tools für den Austausch zwischen Schulleitung, Lehrern, Schülern und Eltern. Bechtle unterstützt sie dabei. Jürgen Schrank sieht hier auch den positiven Aspekt der Krise: „In Summe – davon sind wir überzeugt – hat die Digitalisierung der Schulen einen nachhaltigen Schub erhalten.“
Denise Fiedler