Der Öhringer Gemeinderat macht den Weg frei für 14 Maßnahmen des Mobilitätskonzepts. Unter anderem soll das Bahnhofsareal in einem städtebaulichen Wettbewerb umgestaltet werden.
In seiner Sitzung am 25. Juli hat der Öhringer Gemeinderat das Mobilitätskonzept beschlossen, das Stadtverwaltung, Gemeinderat und Bürger seit zwei Jahren vorbereitet hatten. Eine Maßnahme des Konzepts ist die Neugestaltung des Bahnhofsareals als zentralen Knotenpunkt.
Vor ungefähr 22 Jahren wurde zuletzt ein Mobilitätskonzept für Öhringen erarbeitet. Seitdem ist die Stadt stetig gewachsen. Am 26. Januar 2021 hatte der Gemeinderat deswegen den Weg für ein neues Mobilitätskonzept freigemacht. Seitdem wurde es umfassend vorbereitet. Unter anderem wurden Verkehrszählungen durchgeführt.
Die Bevölkerung wurde durch Haushalts- und Schülerbefragungen einbezogen. Auch 14 Betriebe mit Beschäftigten und rund 100 Geschäftsleitende gaben Auskunft. Außerdem fanden zwei Bürgerworkshops, Expertenrunden und Infoveranstaltungen statt. Zwölfmal tagte der Arbeitskreis Mobilität, der Gemeinderat traf sich zu drei Klausurtagungen.
Nachhaltige, klimafreundliche Mobilität
Ziel des Mobilitätskonzeptes ist eine Verringerung des motorisierten Individualverkehrs und die Stärkung einer nachhaltigen und klimafreundlichen Mobilität. Die Stadt Öhringen möchte damit ihren Beitrag dazu leisten, das von der Landesregierung Baden-Württemberg gesetzte Klimaschutzziel zu erreichen. Das beinhaltet die Reduzierung der CO2-Emissionen im Verkehrssektor bis 2030 um 55 Prozent gegenüber dem Jahr 1990.
Trotz der umfassenden Vorbereitung war vor allem die Sperrung des Marktplatzes nachts und an den Wochenenden in der Sitzung umstritten. Mit oft knappen Mehrheiten hat der Gemeinderat 14 Maßnahmen verabschiedet.
Beschlossene Maßnahmen im Mobilitätskonzept
- Das Leitbild „Öhringen bewegt dich – hin zu einer leistungsfähigen, ökologischen, flexiblen und zukunftsorientierten Mobilität“ wurde beschlossen.
- Die Einbahnstraßenlösung um den Innenstadtring wird nicht weiterverfolgt.
- Für das Areal „Bahnhof, BAG, Netto, KUBIZ“ soll ein städtebaulicher Wettbewerb stattfinden. Es ist zu klären, wo ein Parkhaus realisiert und wie das Gelände als sogenannter „Mobility-Hub“ aussehen kann. Unter anderem sind E-Ladesäulen für den Busverkehr und eine Optimierung der Busbuchten geplant. Der Wettbewerb soll vom Büro schreiberplan, Stuttgart, durchgeführt werden. Es hat bereits die Wettbewerbe für den Limespark und die Grundschule im Limespark begleitet. Die Kosten belaufen sich auf rund 77.000 Euro. Das Preisgeld liegt zwischen 50.000 und 75.000 Euro.
- Der Marktplatz ist unter der Woche abends ab 19 Uhr für Durchgangsverkehr gesperrt. Samstags erfolgt die Sperrung ab 16 Uhr bis montags 5 Uhr. Die Sperrung erfolgt mit Schildern in der Hirschgasse, Hauskante Schloss West zunächst für ein Jahr auf Probe. Auch eine Sperrung der Rathausstraße im gleichen Zeitraum ist geplant. In der Schlachthausgasse vor dem Schloss entstehen überdachte Fahrradstellplätze mit E-Ladefunktion und abschließbaren Boxen.
- Das Büro BS Ingenieure aus Ludwigsburg soll den Lärmaktionsplan fortschreiben. Tempo 30 wird auch für Büttelbronn und die Eckartsweiler Straße in Cappel geprüft, was rund 20.000 Euro kosten soll.
- Die Verantwortlichen sollen die Fördermöglichkeiten für ein Radwegekonzept prüfen und beauftragen.
- Ebenso soll ein städtisches Nahverkehrskonzept entstehen.
- Hinzu kommt ein Verkehr- und Parkleitsystem, das Parken neu regelt. Dazu gehört auch eine neue Koordination von Ampelanlagen mit Einrichtung der Buspriorisierung. Letztere gibt Bussen die Möglichkeit, eine Grünphase bis zum Passieren der Ampel zu verlängern, um damit lange Wartezeiten zu vermeiden. Das könnte die Verlässlichkeit des ÖPNV verbessern.
- An den Parkplätzen Herrenwiese und Festplatz werden auch künftig keine Parkgebühren erhoben. Neu eingeführt werden Parkgebühren im Parkhaus Alte Turnhalle und dem dazugehörenden Außenbereich ab 1. Januar 2024. Bis zu 10 Prozent der Stellplätze auf den Parkplätzen am Innenstadtring sowie Stellplätze an den Schulparkplätzen im Kernstadtbereich sollen vermietet werden.
- Die Ladeinfrastruktur für alle E-Mobilitätsangebote (auch E-Bikes) soll verdichtet werden, unter anderen an den beiden Stadtbahnhaltestellen „West“ und „Cappel“.
- 15 bis 25 Mitfahrbänke werden in den Ortsteilen eingerichtet. So soll die Mobilität von Menschen ohne Auto verbessert, die Vernetzung zwischen den Ortsteilen untereinander ausgebaut und ein Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden. Die Mitahrbänke in den Ortsteilen sollen nach Rücksprache mit den Ortsvorstehern platziert werden.
- Für die städtischen Mitarbeiter gibt es eine Bezuschussung des 49-Euro-Tickets als Jobticket.
- Die 3 V’s (Vermeiden, Verlagern, Verträglich gestalten)sollen bei künftigen Maßnahmen und Entwicklungen von der Stadt berücksichtigt werden.
- Die 738 Konfliktpunkte umfassenden Konflikt- und Maßnahmenkataloge bestehen aus Anregungen, die durch die Auftaktveranstaltung, die Bürgerworkshops, Expertenrunden, Klausurtagungen, Befragungen, per E-Mail, aus der Stadtverwaltung und der Arbeit der BS Ingenieure an die Stadt herangetragen wurden. 397 Konflikte sind realisierbar und sollen von der Stadtverwaltung bearbeitet werden.
red.