Der neue Prüfzyklus von unter anderem Abgasemissionen von Kraftfahrzeugen hat direkte Auswirkungen auf die Auslastung am Audi-Standort in Neckarsulm. Wie das Unternehmen seinen Mitarbeitern auf der Betriebsversammlung am 12. Juli mitteilte, wird die produktionsfreie Zeit über den Sommer im Werk verlängert.
Die Umstellung auf den neuen Prüfzyklus „Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure (WLTP, deutsch etwa: weltweit einheitliches Leichtfahrzeuge-Testverfahren) zur Messung von Abgasemissionen sowie Kraftstoff- und Stromverbauch eines Kraftwagens wirkt sich auch auf die Produktion am Audi-Standort Neckarsulm aus.
Betriebsrat Jürgen Mews informierte die Mitarbeiter auf der Betriebsversammlung am 12. Juli über eine daraus resultierende Verlängerung der produktionsfreien Zeit. Diese beginnt in der Audi A4- und A5-Montage nun bereits eine Woche früher als üblich, ab dem 30. Juli. Zusätzlich dauert der Betriebsurlaub zwei Tage länger, bis zum 28. August. In den Montagen des Audi A6, A7 und A8 beginnt die produktionsfreie Zeit am 3. August und läuft bis einschließlich 28. August. Im Bereich der R8-Montage produziert das Unternehmen vom 3. August bis zum 31. August nicht.
Betriebsrat und Unternehmensleitung haben für das gesamte zweite Halbjahr vereinbart, dass WLTP-bedingte produktionsfreie Tage an beiden deutschen Audi-Standorten (Ingolstadt und Neckarsulm) zu 50 Prozent über die Arbeitszeitkonten der Mitarbeiter und zu 50 Prozent durch Zeitgutschriften getragen werden. „So ist sichergestellt, dass die Belegschaft nicht die Zeche zahlen muss“, kommentierte Mews die Vereinbarung.
Volle Werksauslastung und Informationsfluss gefordert
Auch Rolf Klotz, Vorsitzender des Betriebsrats, lobte im Beisein der rund 3300 Beschäftigten die getroffene Regelung. Darüber hinaus stellte er die derzeitigen Sorgen des Betriebsrates dar: „Wir haben bisher alle Anläufe qualitativ und termingerecht ins Ziel gefahren. Es trifft uns furchtbar hart, dass wir jetzt durch fehlende Zulassungen ausgebremst werden. Und wir fragen uns natürlich, welche Auswirkungen das konkret haben wird.“ Denn selbst wenn die vom Unternehmen prognostizierten Zahlen positiv waren, sei die reale Auslastungssituation doch dahinter zurückgeblieben.
In diesem Zusammenhang stellte Klotz auch klar: „Wir erwarten vom Unternehmen, dass unsere Mannschaft künftig frühzeitig und umfassend informiert wird. Außerdem halten wir an unserer Forderung nach einem Q-Modell für Neckarsulm fest, damit wir dieses Werk endlich auslasten.“
Bei der ersten Rede in seiner neuen Funktion als kommissarischer Vorstandsvorsitzender der Audi AG rief Bram Schot die Mitarbeiter zum Aufbruch auf: „Lasst uns im Schulterschluss schneller, effizienter und transparenter werden.“ Die kommende Zeit werde besonders herausfordernd und der Mannschaft viel abverlangen. Doch Schot zeigte sich überzeugt: „Wir sind ein einzigartiges Team und es lohnt sich, alles zu geben.“ Die laufende Produktoffensive biete zudem die beste Chance, Vertrauen in die Marke, das Unternehmen und die Führung zurück zu gewinnen.