Software entscheidet über die Nutzungsdauer

Rechenzentrum; Energie; Software
Mit Blick auf den steigenden Energieverbrauch sollten in Rechenzentren vor allem die größten Energieverbraucher wie Server, Datenspeicherprodukte und Netzwerktechnik in den Fokus genommen werden. Foto: AdobeStock/visoot

Nachhaltigkeit wird für viele Unternehmen mehr und mehr zur zentralen Rolle in der Unternehmensstrategie – und damit die Frage, wie sich mittels Green IT Umweltbelastungen minimieren und Ressourceneffizienz maximieren lassen.

Steigender Energieverbrauch stellt Firmen vor große Herausforderungen. Ein Ansatz dabei ist, energie- und ressourcenintensive Informationstechnologien im Unternehmen umwelt- und ressourcenschonend zu gestalten. Dazu braucht es eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie, um die Vorteile der Green IT auszuschöpfen: Kosteneinsparungen bei Material- und Energieverbrauch, Entlastung der Umwelt, Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des Unternehmensimages.

Im engeren Sinne zählen zur IT-Infrastruktur eines Unternehmens das Rechenzentrum mit Gebäudetechnik und Netzwerk. „Um die Energieeffizienz von Rechenzentren beurteilen und
um die Wirkung von Maßnahmen überprüfen zu können, sind richtungssichere Kennzahlen wichtig“, sagt Marina Köhn von der Beratungsstelle nachhaltige Informations- und Kommunikationstechnik (Green-IT) beim Umweltbundesamt.

Gemeint sind Kennzahlen, die ganzheitlich über die Energieeffizienz wesentlicher Bereiche eines Rechenzentrums informieren. Fehleinschätzungen der Energieeffizienz von Rechenzentren würden sich ergeben, wenn der Fokus nur auf der weitverbreiteten Kennzahl Power Usage Effectiveness liege. Dies berücksichtige die größten Energieverbraucher im Rechenzentrum, Server, Datenspeicherprodukte, Netzwerktechnik, nicht.

„Unsere Felduntersuchungen haben bestätigt, dass in den untersuchten Rechenzentren die größten Einsparpotenziale in der IT liegen“, so die Expertin. Für einen energieeffizienten Betrieb sollten deshalb im gleichen Maße Effizienzmaßnahmen für die Informationstechnik getroffen werden wie für die Gebäudetechnik. Dazu brauche es eine Erhöhung der IT-Auslastung und das Abschalten nicht notwendiger IT. Eine gute Betriebsführung eines Rechenzentrums könne nur gelingen, wenn genügend Informationen vorhanden sind, etwa durch das kontinuierliche Monitoring des Energieverbrauchs der Gebäudetechnik und das Monitoring über die Auslastung der Informationstechnik.

Zur IT-Infrastruktur zählen auch Informations- und Kommunikationstechnik, Hard- sowie Software. „Der wichtigste Faktor, um für IT-Hardware die Umweltauswirkungen zu verbessern und die Kosten zu senken, ist die Nutzungsdauer zu verlängern“, betont Marina Köhn – ihrer Empfehlung nach auf mindestens sechs Jahre. Wesentlich sei dabei die Software. „Das Design der Softwarearchitektur bestimmt, wieviel an Hardware und elektrischer Energie notwendig ist. Software kann sparsam oder verschwenderisch mit den Hardwareressourcen umgehen, weniger oder mehr Prozessorleistung und Speicherplatz benötigen“, weiß die Expertin. Die Verwendung hochwertiger Akkus, die einfach auszutauschen sind, ist ebenso ein wertvoller Beitrag zur Minimierung von Umweltlast und Maximierung der Ressourceneffizienz wie die Anschaffung reparaturfreundlicher Produkte.

Auch eine bedarfsgerechte Ausstattung des Arbeitsplatzes mit Computern ist zielführend. Nur, wenn auch mobil gearbeitet werde, sollte ein Notebook zum Einsatz kommen, beim stationären Arbeitsplatz ein Mini-PC. Ebenso sei die Beschaffung gebrauchter wiederaufbereiteter Geräte eine Möglichkeit, Green-IT umzusetzen.

In der Zukunft wird der Anteil alltäglich verwendeter Geräte, die von Software abhängig sind, wachsen. „Zunehmend werden Haushaltsgeräte, Unterhaltungstechnik, Anlagen der Gebäudetechnik sowie Fahrzeuge mit dem Internet verbunden“, sagt Marina Köhn. Würden diese Produkte eine Funktionserweiterung erhalten und sich mit dem Internet verbinden können oder gesteuert werden, entscheide häufiger die Software über Nutzungsdauer, Funktionalität und Zuverlässigkeit. „Bei langlebigen Produkten kann softwarebedingte Obsoleszenz zu einem bedeutenden Problem für die Haltbarkeit und Zuverlässigkeit der Geräte werden“, nennt Marina Köhn die künftigen Herausforderungen an die Green-IT, die es zu bedenken gibt.

Cornelia Wahl